Olpe.
Frauen als Mitglied im Schützenverein – ja oder nein? Was im Schützenverein Olpe wie in vielen anderen Schützenvereinen und Bruderschaften ein Faktum ist, an dem nicht gerüttelt werden darf, hat in diesen Tagen kuriose Aktualität bekommen.
Eine 52-jährige Ur-Olperin wurde „aus dem Verein ausgeschlossen“. Sie hatte nach eigenem Bekunden das Schützenwesen mit „der Muttermilch “aufgesogen, war schon als kleines Mädchen vom Fahnen schwenkenden Heer der Schützen ebenso begeistert wie vom Knall der Büchsen und allem Drumherum. Als auch noch der Vater König geworden sei, so erzählte sie im Gespräch mit der WAZ-Mediengruppe, habe sie alles daran gesetzt, Mitglied im reinen „Männerclub“ zu werden.
Und siehe da: der damalige Major Josef Koch habe Herz bewiesen und sie aufgenommen, „möglicherweise aus einer Bierlaune heraus“. Damals habe in der Satzung auch gestanden, jeder Bürger Olpes könne Mitglied werden, das sei erst später geändert worden.
Mitgliedschaft Jahr für Jahr geduldet
Die Mitgliedschaft der einzigen Frau wurde fortan geduldet, und die Olperin erhielt Jahr für Jahr ihre Mitgliedskarten, wie alle anderen Mitglieder auch. Doch die waren und sind bekanntlich allesamt Männer.
Als die Frau in diesem Jahr wieder Schützenfest feiern und ihre Karte am Kassenhäuschen abholen wollte, schüttelte man dort nur den Kopf: Keine Karte vorhanden.
Für die Frau ein Zeichen dafür, dass der Verein jetzt das durchgesetzt habe, was er schon lange wollte: keine Frauen im Verein dulden.
Aufnahme von Frauen „war nie ein Thema“
Schützen-Pressesprecher Jens Olberts bestätigte, dass die Satzung des Vereins nur von Männern als Mitgliedern spreche. Die Aufnahme von Frauen „war nie ein Thema, eine Diskussion darüber hat es nie gegeben.“
Dass nur Männer im Verein Mitglied werden könnten, stamme wohl aus der Gründerzeit, denn der Schützenverein sei nicht als Schießclub ins Leben gerufen worden, sondern zum Schutz der Stadt, und bei der damals traditionellen Rollenverteilung hätten Frauen ja auch keine Waffen tragen dürfen.“
Historikerin Andrea Arens, die derzeit an der Jubiläums-Chronik des Schützenvereins arbeitet, bestätigte, dass es eine Satzungsänderung gegeben habe: „In der Satzung von 1961 stand, dass jeder Bürger ab 18 Mitglied werden könne, erst in der Satzung von 1985 wurde das geändert .“
Dort habe dann ausdrücklich gestanden „jeder männliche Bürger“ – und dann ab 16. Hintergrund der früheren Satzung könne es gewesen sein, dass früher ohnehin nur Männer die vollen Bürgerrechte genossen hätten. Zu dem speziellen Fall wollte die Historikerin nichts sagen: „Dazu muss sich der Vorstand äußern.“