Menden.
Das Ausmaß der Kälte 1956 war weit größer als vermutet. Nach Berichten in der WP war, wie schon 1955, erst der Februar der erste Wintermonat mit Winterwetter. Aber dann so einschneidend, dass das Wetteramt Essen-Mülheim vom kältesten Wintermonat seit 100 Jahren sprach. Mit erschütternden Folgen.
So hat es in jenem Februar 1956 eine Kälteperiode von 28 Tagen gegeben. Die Werte hatten es in sich und sind heute beim aktuellen Schmuddelwetter und Frühlingstemperaturen in Menden kaum vorstellbar, aber noch nicht ausgeschlossen.
1887, so das Wetteramt, lag die Wintermonatsmittel-Temperatur noch am tiefsten. Im Januar 1940 wurde sie dann mit 5,8 Grad minus gemessen. In Lendringsen waren es im Februar 1956 im Mittel schon minus 9 Grad. Mancher Winter, so hieß es, bringe noch kältere Tage, doch nur vereinzelt. Der Februar habe 26 Eistage gehabt, also Temperaturen, die auch tagsüber unter null Grad blieben.
Kältester Tag war der 1. Februar mit minus 14 Grad, kälteste Nacht am 16. Februar mit minus 23 Grad. Weitere acht Nächte blieben noch unter minus 20 Grad. Fünf Nächte wiesen zwischen minus 18 und minus 20 Grad auf. Den ganzen Februar lag eine geschlossene Schneedecke über Menden.
Ein harter Monat, der nur denen erträglich wurde, die zu Hause eine Wärmequelle, einen Ofen, hatten und das dazu gehörende Heizmaterial (siehe „So war es früher“ vom 1. Februar 2014).
Leiche des Vaters lag im Ententeich
Trotz dieser starken Minusgrade, die alles Leben erstarren ließ, hat ein Unglücksfall die Menschen in Menden und hier vor allem in Schwitten erschüttert. Am 12. Februar 1956 stapfte ein Vater mit seiner achtjährigen Tochter durch den Schnee Richtung Ruhr. Es sollte ein Winterspaziergang werden. Die beiden kamen nicht mehr zurück. Eine große Suchaktion blieb erfolglos, brachte aber schreckliche Erkenntnisse. Neben einer Öffnung im Eis wurde der Hut des Mannes gefunden. Das Eis der Ruhr war trügerisch. Die verzweifelten Angehörigen mussten von da ab davon ausgehen, dass Vater und Tochter beim Gang über die Ruhr ins Eis eingebrochen und ertrunken waren. Die Hoffnung, dass die Körper der beiden Vermissten nach Eintritt von Tauwetter zum Vorschein kommen würden, blieb erst einmal unerfüllt.
Auch die Freiwillige Feuerwehr hatte zusammen mit dem Angelsportverein intensiv die Ruhr abgesucht. Ebenfalls vergebens. Wegen Hochwassergefahr war schon längst ein Wehr geöffnet worden, so dass auch die Möglichkeit bestand, dass die Körper bereits abgetrieben waren.
Von der Tochter fehlte jede Spur
Erst Anfang April 1956 gab es Gewissheit für die Leid geprüften Angehörigen. Aus einem in der Nähe der Ruhr gelegenen Ententeich, etwa einen Kilometer von der Stelle entfernt, an der Vater und Tochter ins Eis der Ruhr eingebrochen waren, wurde am Ostersonntag die Leiche des Vaters geborgen. Von der Leiche der Tochter fehlte weiter jede Spur.