Diskussion herrscht im Stadtteil über die Notwendigkeit eines weiteren Lebensmittelmarktes im geografischen Mittelpunkt.
Hattingen.
Die Nähe zur Ruhr sehen beide als Standort-Vorteil, betonen auch unisono, dass sie sehr gern in Hattingens zweitgrößtem Stadtteil leben: Allerdings ist sich Achim Paas (51) nicht immer derart einig mit Martin Wagner (35), wenn es um Winz-Baak anno 2014 geht. Eine Stadtteilbetrachtung, zwei Blickwinkel.
Die „gute Verkehrsanbindung“ zur Innenstadt, nach Bochum, Essen — „gerade auch beim öffentlichen Nahverkehr“ –, ein „hoher Wohnwert“, ein „außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement“: Achim Paas fällt vieles ein, was das Leben in Winz-Baak für ihn l(i)ebenswert macht. Dennoch sieht der 51-Jährige, SPD-Ratsmitglied und Vorsitzender des Winz-Baaker Rings, im Stadtteil noch Verbesserungspotential: Die Radwege etwa hält er für „ausbaufähig“, und wie auch Martin Wagner vermisst er im Ortsteil Wohnangebote für ältere Menschen. Während der Öffentlichkeitsreferent der CDU Winz-Baak indes Schmidtchens Wiese als möglichen Standort für altengerechte Wohnungen ins Spiel bringt, hegt Paas die Vision, HWG-Häuser im Rauendahl für „alternative Wohnformen“ zu nutzen: Altenwohnungen, deren Bewohner bei Bedarf auch Pflegeangebote im Haus in Anspruch nehmen können, sollen aus diesen entstehen.
Auch in Sachen Einzelhandel sieht Paas „noch Bedarf“. Den geplanten Rewe-Markt an der Denkmal-/Wuppertaler Straße, mit dessen Bau im Oktober begonnen werden soll, nennt er sinnvoll, sieht ein besonderes Plus des Standortes darin, dass er „dem geografischen Mittelpunkt“ Winz-Baaks entspricht: „Auch wenn dort eher nicht der Lebensmittelpunkt ist.“
Wobei es den einen Lebensmittelpunkt in Winz-Baak eh’ nicht gibt. Weshalb man, so Paas, „stets an die Bedürfnisse der Menschen im Oberwinzerfeld und im Rauendahl denken muss“. Doch aller Verschiedenheiten zum Trotz: Paas bewertet den Austausch unter-, das Interesse aneinander positiv. So etwa sei der Ring Winz-Baaker Vereine zuletzt wieder angewachsen auf 21 Vereine, „alle engagieren sich“. Was wünscht man sich mehr?
Das funktionierende Miteinander im Ortsteil mag auch Martin Wagner nicht in Abrede stellen. Allein wie gelingt den Menschen, die keinen Anschluss an Vereine oder die hier auch sehr aktiven Kirchen haben, die soziale Anbindung im Ortsteil? Noch dazu neu Zugezogenen? Wagner, selbst erst vor zweieinhalb Jahren am nördlichen Ruhrufer heimisch geworden, sagt, er habe zu dem Zweck eine Facebook-Gruppe für Winz-Baaker gegründet.
Was er noch vermisst im Stadtteil: eine Bücherei, einen Jugendtreff im Oberwinzerfeld, Veranstaltungen für Heranwachsende. „Es ist zwar toll, dass in Winz-Baak wie im Neubaugebiet Baaker Feld viele junge Familien ein Zuhause gefunden haben.“ Aber es fehlten im Stadtteil Freizeitangebote für junge Leute. „Diesen müssen wir doch auch etwas bieten, damit sie sagen: Genau hier lohnt es sich zu bleiben.“
Einen weiteren Einzelhandelsmarkt hält Wagner in Winz-Baak dagegen für nicht erforderlich. „Wir haben hier doch alles, was man für die tägliche Versorgung braucht.“ Zudem sei der Standort des Rewe-Marktes in punkto Verkehr problematisch – und eine Gefährdung für Edeka im Oberwinzerfeld. Spätestens dann, denkt er laut, bräuchten sie in Winz-Baak wieder den Bürgerbus. Wie anders sollten manche Leute ohne Auto sonst zum Einkaufen kommen?