Letzter Öffnungstag ist Heiligabend. Unschöne Bescherung besonders für ältere Anwohner: Viele scheuen weitere Wege zu anderen Supermärkten.
Hattingen.
Was haben Politiker gerungen um den zweiten Discounter im Rauendahl – bei den Überlegungen ging es dabei auch immer um den Edeka-Markt an der Mozartstraße, der erhalten bleiben sollte. Und nun doch zum 24. Dezember schließt. Eine schöne Bescherung. Dabei ist noch nicht mal mit dem Bau des dann doch genehmigten Rewe-Marktes an der Denkmalstraße begonnen worden.
„Der Weiterbetrieb lohnt sich nicht“, sagt Edeka-Inhaber Matthias Mader. Die Umsätze seien zurückgegangen. „Seit es Kaufland in der Innenstadt gibt, merken wir gerade am Wochenende die Abwanderung“, erklärt er. Es sei der Punkt erreicht gewesen, wo eine Neuinvestition notwendig geworden wäre. „Sowohl seitens des Eigentümers als auch von uns für die Technik.“ Da sei die Entscheidung gefallen, dass sich das nicht mehr lohne – auch angesichts des geplanten Rewe-Marktes im Rauendahl.
Treffpunkt Supermarkt
Darum habe man den Mietvertrag Mitte 2015 gekündigt. Die Mitarbeiter würden teils in den Ruhestand, teils in andere Filialen oder zu Mitbewerbern gehen, so Mader.
Freundlich wirkt der Eingang mit der gelben Markise, den grünen Kisten mit Obst und Gemüse, dem Getränkeangebot und den Blumentöpfen auf Rollwagen vor der Tür. „Traurig ist das, dass Edeka schließt“, bedauert eine 51-Jährige, die an der Bank auf ihren Gatten wartet. „Es gibt hier keinen Laden mehr, zu dem man zu Fuß hin kann. Und hier wohnen viele alte Leute.“ Zwar habe der Besitzer mal gewechselt, aber das Angebot sei gut. „Wenn man es eilig hat, darf man hier aber nicht hingehen, weil man 1000 Leute trifft“, spricht sie scherzend einen Punkt an, der das Einkaufen vergnüglich macht. Sie will von Gerüchten gehört haben, dass ein anderer Discounter kommen will, der Menschen mit Einschränkung beschäftigt.
Davon weiß indes Erol Soylu (50) nichts, der jeden Donnerstag mit seinem Hähnchenwagen an den Supermarkt rollt. Auch damit ist es dann nach Heiligabend vorbei, wenn sich die automatischen Türen mit dem „Herzlich-Willkommen“-Schriftzug endgültig schließen. „Ich stehe hier schon seit 14, 15 Jahren, habe viele Stammkunden, meistens ältere Menschen. Die freuen sich ein Mal in der Woche auf das Essen hier. Eine Imbissbude ist auch nicht in der Nähe. Für mich ist das ein guter Standort, ich bin selbst aus Hattingen.“
Ein Ehepaar, 89 und 87 Jahre alt, aus der Händelstraße bedauert die Edeka-Schließung: „Wir sind nicht mehr gut zu Fuß, wer weiß, wie lange mein Mann noch Auto fahren kann. Wo kaufen wir dann ein?“