Nena freut sich auf Hagen: „Zeitreise in die Vergangenheit“
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„Ich habe kein gespaltenes Verhältnis zu meiner Heimatstadt.“ Das sagt Sängerin Nena über Hagen. Im Kulturzentrum Pelmke steht sie am Samstag, 7. März 2015, im Rahmen ihrer Clubtour auf der Bühne.
Hagen-Wehringhausen.
Es ist eine Rückkehr in jene Stadt, in der Nena ihre Kindheit und ihre Jugend verbracht hat. Hier hat sie zum ersten Mal auf der Bühne gestanden und dann den Sprung nach Berlin gewagt. Über ihr Verhältnis zur Stadt und über ihre Erinnerungen sprach die Sängerin, die gerade ihr neues Album „Oldschool“ veröffentlicht hat, im Interview mit unserer Redaktion.
Welche Bedeutung hat für Sie der Auftritt in Hagen?
Nena: Der Auftritt in Hagen ist für mich wie eine schöne Zeitreise in meine Vergangenheit. Das fühlt sich toll an, ich freue mich sehr darauf.
Was machen Sie in der Zeit vor bzw. nach dem Konzert?
Nena: An dem Tag kommen wir aus Luxemburg und düsen dann direkt von der Autobahn zum Soundcheck. Nach dem Konzert nehme ich mir noch Zeit für ein Treffen mit Leuten aus dem Publikum. Gegen zwei Uhr morgens werde ich dann wahrscheinlich in mein Bett fallen (lacht).
Was verbindet Sie mit der Pelmke?
Nena: Die Pelmke ist meine alte Grundschule. Ich habe das Ding seit 48 Jahren nicht mehr von innen gesehen, und nun stehe ich bald in meiner alten Schulaula und spiele ein Rock-Konzert. Das finde ich ziemlich abgefahren. Mal sehen, vielleicht ist ja meine Garderobe sogar mein altes Klassenzimmer… (lacht)
Durchbruch mit „99 Luftballons“
Nena wurde als Susanne Gabriele Kerner am 24. März 1960 in Hagen geboren.
Ihre Eltern lebten zu dieser Zeit in Breckerfeld.
Als sie fünf Jahre alt war, zog die Familie nach Hagen um. In Wehringhausen ging Nena zur Grundschule, später besuchte sie das Christian-Rohlfs-Gymnasium in Haspe.
1978 hatte sie mit der Band The Stripes ihren ersten Live-Auftritt.
1982 zog sie nach Berlin. Die nach ihr benannte Band veröffentlichte die erste Single „Nur geträumt“.
Ein Jahr später erschien die Single „99 Luftballons“, die sich weltweit millionenfach verkaufte.
Ihr aktuelles Album „Oldschool“ hat Nena am 27. Februar veröffentlicht.
Warum haben Sie diese Bühne ausgewählt, die auf der Tour ja mit Abstand die kleinste ist?
Nena: Für die Clubtour habe ich bewusst kleinere Venues gesucht und gerade mit diesem Ort verbindet mich ja etwas ganz Besonderes. Ich wollte das unbedingt machen und bin froh, dass es geklappt hat! Für Hagen waren die 150 Tickets übrigens in 37 Sekunden ausverkauft, ich hab mich darüber echt gefreut.
Wann und warum waren Sie zuletzt in Hagen?
Nena: Letztes Jahr. Zum Geburtstag meiner besten Freundin und zum Begräbnis meines Vaters.
Ihnen wird ja oft ein gespaltenes Verhältnis zur Heimatstadt nachgesagt – was ist daran?
Nena: Ich habe kein gespaltenes Verhältnis zu meiner Heimatstadt. Hagen ist der Ort, wo ich aufgewachsen bin, da liegen meine Wurzeln – das würde ich nie in Frage stellen. Aber genauso klar war für mich auch, dass ich eines Tages gehen werde. Hagen bleibt der Ort meiner Kindheit, ich habe schöne Erinnerungen daran, aber ich bin auch froh, dass ich damals meinem Gefühl gefolgt bin und mit 19 den Sprung nach Berlin gewagt habe. Das hat weder Hagen noch mir geschadet (lacht).
Was verbinden Sie mit Breckerfeld?
Nena: Eine paradiesische Kindheit, ich habe dort die ersten fünf Jahre meines Lebens verbracht. Schöner kann man nicht aufwachsen, finde ich. Um mich herum nur Wald und Wiesen, das hat mir für mein späteres Leben viel Kraft und Bodenständigkeit gegeben.
Nach sieben Jahren gibt Nena wieder Club-Konzert in Hagen
Wehringhausen.
Was ist ein Club und wo fängt eine Halle an? Wenn es einen Ort auf der Tournee gibt, der diese Bezeichnung mit Leben erfüllt, dann ist es das Kulturzentrum Pelmke. In unmittelbarer Nachbarschaft an der Buscheystraße hat sie einst gewohnt, Jahrzehnte später steht Nena in Wehringhausen auf der Bühne. Am Samstag, 7. März – vor rund 200 Fans, ganz nah, ganz dicht, auf Tuchfühlung. Heute um 9 Uhr startet im Internet unter der Adresse www.eventim.de der Vorverkauf für die „Oldschool“-Tour.
Berlin, Hamburg, München sind einige Stationen der ungewöhnlichen Club-Tour. Und eben Hagen – als einziger Spielort in Nordrhein-Westfalen. „Weil es Nenas Wunsch war, hier aufzutreten“, sagt Rolf Möller, der mit seiner Agentur „58 Event“ den Auftritt in Hagen plant, über die Frau, der so oft ein zwiespältiges Verhältnis zu ihrer Heimatstadt nachgesagt wurde. „Aber bei jemandem, der so sehr im Fokus steht, wird jedes Wort auf die Goldwaage gelegt. Ich kenne viel zu viele Hagener, die nicht gut über ihre Heimat reden.“
Bewusste Entscheidung für kleine Bühne
Der Auftritt, vielleicht der Höhepunkt des Hagener Konzertjahres, sei gut für die Stadt – davon ist Möller überzeugt. „Es ist manchmal schwer genug, Künstler hierher zu holen“, sagt der Schlagzeuger der Gruppe Extrabreit, der Nena noch aus der gemeinsamen Zeit in Hagen kennt. In diesem Fall aber sei das ganz anders gewesen. Ein Anruf des Managements und aus der Idee wurde Wirklichkeit. „Wir haben alle möglichen Spielorte, darunter auch die Stadthalle, vorgeschlagen. Aber Nena selbst wollte ganz bewusst eine kleine Bühne, eine besondere Atmosphäre.“
Die wird in der Pelmke ohne Zweifel geboten. „Wir sind keine Westfalenhalle“, so Jürgen Breuer, Geschäftsführer des Kulturzentrums, „bei uns kommen gut 200 Besucher unter. Dann ist der Laden dicht. Und zwar richtig.“ Dabei läuft in der Pelmke gerade eine Reihe, in dem Künstler, die aus Hagen stammen, dann aber fortgezogen sind, auf der Bühne stehen. „Déjà-vu“ heißt sie. „Und dann kam die Anfrage von Nena“, so Breuer, „passt doch irgendwie. Wir freuen uns auf jeden Fall auf etliche Besucher, die sonst eher nicht den Weg zu uns finden.“
Karte kostet 76 Euro
76 Euro kostet eine Karte für das in vielerlei Hinsicht außergewöhnliche Konzert. Eine Summe, die den übliche Pelmke-Rahmen bei weitem sprengt. Doch nicht nur das sorgt im Internet unmittelbar nach Bekanntwerden des Konzerts für Kritik. Möller sieht’s gelassen: „Niemand ist doch gezwungen, zum Konzert zu gehen. Aber es gibt mit Sicherheit 200 Menschen, denen diese Erlebnis das Geld Wert ist. Und eines ist dabei auch klar: Die Kosten einer Clubtour einer Künstlerin dieser Dimension sind erheblich. Und wenn es wirklich ums große Geld ginge – das könnte man viel leichter in großen Hallen reinholen.“
Von Star-Allüren, die der Künstlerin immer wieder nachgesagt werden, kann Möller nichts berichten. „Es gibt ein paar Wünsche, aber dabei dreht es sich vor allem um die Verpflegung für die Band und die Crew. Alles im grünen Bereich.“
Ihr erster Auftritt in Hagen – woran erinnern Sie sich noch?
Nena: Mein allererstes Live-Konzert war im Jugendzentrum in Haspe, und es standen genau 28 Leute vor der Bühne. Zwei davon hatten sogar ein Ticket gekauft, die anderen waren Family and Friends. Vor der Show war ich super aufgeregt und als ich dann da oben stand, war das alles sofort verflogen. In dem Moment wusste ich: „Das ist genau das, was ich machen will.“
Wo liegt Ihr Lieblingsplatz in der Stadt?
Nena: In Wehringhausen gab es eine Eisdiele auf der Langestrasse, das war zum Beispiel ein Lieblingsplatz von mir. Ich weiß nicht, ob die noch existiert. . .? Wenn ja, gehe ich da vor meiner Show vielleicht noch mal schnell ein Eis essen, „is ja umme Ecke“ sozusagen. Der Kaiser-Friedrich-Turm war für mich und meine Freunde auch ein beliebter Ort, da konnte man ungestört sein und heimlich die ersten Zigaretten rauchen. Und das Pinks Place war dann später mein Lieblingsclub.
Verfolgen Sie heute noch, was in Hagen passiert?
Nena: Meine beste Freundin lebt noch in Hagen, sie hält mich auf dem Laufenden und erzählt mir immer, was in der Stadt so abgeht.