Hohenlimburg.
„Lok 4“. So klangvoll wie ein Karteikarteneintrag wirkt der Name der ehemaligen Hohenlimburger Kleinbahn, die Tag für Tag ihren Denkmal-Dienst vor der Firma C.D. Wälzholz versieht. Ihr tiefes Schnauben in den engen Gassen des Nahmertals ist längst verstummt. Die übrigen vier Exemplare hingegen sind noch immer eifrig bei der Arbeit.
„Lok 1“ und „Lok 5“ schuften fleißig bei einer belgischen Straßenbaufirma. „Lok 3 Nahmer“ zieht Personenwaggons bei der Sauerländer Kleinbahn und erhält dabei künftig Unterstützung. Den Museumsbetreibern ist es nämlich gelungen auch die „Lok 2“ zu erwerben, so dass zwei dieser seltenen Exemplare in fachkundiger, deutscher Hand bleiben. Für Museumsgründer Wolf-Dietrich Groote (70) ist das eine Sensation.
„Dass wir nun zwei dieser Loks besitzen, ist einfach großartig. Sie entlastet die Lok „Nahmer“ und soll von Grund auf restauriert werden“, verriet der 70-Jährige.
Die Lok ist noch voll betriebsfähig und zog in den letzten 20 Jahren Bauzüge im belgischen Antwerpen. „Sie hat mehrere Umbauten und Anstriche über sich ergehen lassen müssen. Diese versuchen wir nun rückgängig zu machen, um sie wieder in ihren Originalzustand zu versetzen“, so Groote, der betonte, dass diese Arbeit möglicherweise mehrere Jahre dauern könnte. Ist dies erfolgt soll sie den Beinamen „Lenne“ erhalten. „Die Lok 2 verließ Hohenlimburg am 24. August 1984 im Grundanstrich. Im Jahr darauf wurde sie nach Antwerpen an die aus fünf Firmen bestehende Arbeitsgemeinschaft T.V. Waterdichting für Bauarbeiten an der U-Bahn ‘de Lijn’ verkauft, nachdem sie zuvor einen gelben Anstrich erhalten hatte“, klärte Groote über die Vita der Lok auf. Die Schmalspurbahn, gebaut für eine Schienenbreite von einem Meter, soll bei der Museumsbahn vor allem genutzt werden, um die in der Nahmer häufig vollzogene Doppeltaktion nachzustellen.
Maschine sieht Heimat nie wieder
„Bei besonders schweren Lasten wurden zwei Loks eingesetzt, um die Waggons zu ziehen. Dabei konnten beide Loks aus nur einem Führerhaus bedient werden“, so Groote, der in dem Erhalt dieser beiden Loks auch eine große Bedeutung für die deutsche Eisenbahngeschichte sieht. „Die meisten dieser Loks wurden Anfang bis Mitte der Sechziger stillgelegt. In Hohenlimburg fuhren diese Bahnen, hergestellt von der Firma „Orenstein & Koppel“, bis 1983“, erklärte Groote, der anfügte, dass diese Loks inzwischen höchsten Seltenheitswert genießen.
„Dass uns die Lok zum Verkauf angeboten wurde, kam sehr überraschend, weil noch im Sommer technische Anfragen der belgischen Baufirma an uns gerichtet wurden. Wir haben allerdings sofort zugeschlagen und die Lok 2 für einen Freundschaftspreis erhalten“, freute sich Groote.
Mit einem Straßentieflader wurde die Lok ins sauerländische Plettenberg geliefert, wo sie nun Stück für Stück wieder in ihren Originalzustand versetzt wird.
„Die Beschaffung von Originalteilen ist schwierig aber ich hoffe, dass wir es mit den Teilen aus unserem Bestand schaffen werden“, so Groote.
Ihre alte Heimat Hohenlimburg wird die Lok „Lenne“ vermutlich nie wieder sehen. „Da es sich um eine Schmalspurbahn handelt, kann sie nicht auf den normalen Schienen fahren. Aber vielleicht kommt der ein oder andere Hohenlimburger zu uns, um das alte Stück Geschichte noch einmal in Aktion zu erleben“, schlug Groote vor. Die Schmalspurbahn war nicht nur unterm Schlossberg überaus beliebt. Sogar die Schweizer Modellmanufaktur „Weber“ hat die Hohenlimburger Kleinbahn in ihr Sortiment aufgenommen.