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Hagener Arzt für Cannabis-Einsatz in der Schmerztherapie

Hagener Arzt für Cannabis-Einsatz in der Schmerztherapie

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Dr. Christian Wolff Foto: Privat
Der Hagener Arzt Dr. Christian Wolff macht sich dafür stark, Cannabis verstärkter in der Therapie gegen Krebs, Schmerzen und Depressionen einzusetzen.

Hagen. 

„Dafür“, sagt Dr. Christian Wolff entschlossen, „ich spreche mich ganz klar dafür aus.“ Der Hagener Kinderarzt und Psychotherapeut ist einer von rund 30 sogenannten Prüfärzten in Deutschland und als solcher auch berechtigt, Betäubungsmittel-Rezepte auszustellen. Mit Wolff haben wir über den Vorstoß der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Cannabis für schwerkranke Schmerzpatienten zugänglich zu machen, gesprochen.

Haben Sie keine Angst, von jenen Menschen angegriffen zu werden, die sich gegen den Drogen-Konsum einsetzen, wenn Sie sagen, dass der Zugang zu Cannabis leichter werden sollte?

Dr. Christian

Wolff: „Ich glaube, dass die Gegner das ganz deutlich differenzieren können. Cannabis würde ich erst verabreichen, wenn alle anderen Therapie-Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Es wäre kein Medikament der ersten Wahl.

Cannabis macht abhängig, schwächt die Leistungsfähigkeit und man kommt nicht davon runter, glauben viele. Ist das richtig?

Wolff: Nein, das ist nicht richtig. Cannabis macht nicht abhängig und es ist sehr leicht, damit wieder aufzuhören. Der Konsum, vor dem viele warnen, hat einen kriminellen Anstrich. Ich weiß wovon ich spreche. Ich beschäftige mich mit verhaltensgestörten Kindern und ich kenne auch die Situation auf vielen Hagener Schulhöfen. Es wird unglaublich viel mit Cannabis gehandelt. Aber die Kifferei ist nicht mit dem zu vergleichen, worum es mir als Mediziner geht.

Sondern?

Wolff: Der dosierte Einsatz von Cannabis in der Schmerz-, Krebs- oder Depressionstherapie ist eine ernstzunehmende Variante. Morphium, was viele Menschen aus der Medizin kennen, wäre im weitesten Sinne ein vergleichbares Mittel. Es ist im Grunde eine der stärksten Drogen, die es gibt. In der Medizin aber hat Morphium einen ganz anderen Stellenwert bei der Behandlung von stärksten akuten und chronischen Schmerzen. Insofern gibt es eine klare Abgrenzung von Cannabis, das man sich in einen Joint dreht. Im Medikament steckt der reine Wirkstoff und nichts, was von Dealern dazu gemischt wurde. Und man würde es möglicherweise in Tablettenform verabreichen.

Sie deuteten an, dass Cannabis auch gegen Depressionen eingesetzt werden kann. Wir haben jüngst darüber berichtet, dass der Anteil an depressionskranken Menschen in der Hagener Bevölkerung immer mehr zunimmt. Die Nachfrage wäre also groß.

Wolff: Ja, genau. Es wäre ein deutlicher Nutzen für die Patienten. In Hagen wäre der Einsatz von Cannabis erforderlich. Ich höre von vielen Patienten, dass sie froh wären, wenn der Zugang dazu leichter werden würde.

Wie viele Medikamente gibt es aktuell, die Cannabis enthalten ?

Wolff: Das einzige Mittel ist aktuell Sativex, ein Mundspray, das bei der Behandlung von Multipler Sklerose eingesetzt wird.