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Sorgen um Industriestandort Mittleres Ruhrgebiet/Vest

Sorgen um Industriestandort Mittleres Ruhrgebiet/Vest

„Ich mache mir Sorgen um den Metall und Eisen-Standort Mittleres Ruhrgebiet/Vest – und Deutschland insgesamt“, sagt Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer des für das mittlere Ruhrgebiet und den Kreis Recklinghausen zuständigen Arbeitgeberverbandes der Eisen- und Metallindustrie für Bochum und Umgebung. „Die Unternehmen geraten von vielen Seiten unter Druck. Die Kommunen erhöhen Steuern und Abgaben, die Löhne steigen kontinuierlich, aber die Erträge sind zum Teil äußerst schwach“, sagt er. Vor der im Frühjahr anstehenden Tarifrunde warnt er, die Unternehmen der Metall und Eisen-Industrie nicht zu überfordern.

„Schon der Tarifabschluss 2015 war sehr ambitioniert und ist von unseren Gremien im ersten Schritt nicht ohne Grund abgelehnt worden. Der Abschluss sei „bei vielen Unternehmen der Region im abgelaufenen Jahr nicht verdient worden“, sagt Erlhöfer. „Seit der Krise 2008 sind die Lohnkosten um mehr als 19 Prozent gestiegen. Mehr erwirtschaftet wurde aber nicht: Die Produktivität stieg in demselben Zeitraum um gerade einmal zwei Prozent.“ Das ergebe unter dem Strich ein Plus bei den Lohnstückkosten von 17 Prozentpunkten. Das halte kein Unternehmen auf Dauer aus. Personalabbau oder Schließung seien unausweichliche Konsequenzen, erst recht wenn die kurzfristig entlastend wirkenden Elemente wie sinkende Rohstoff- und Energiepreise sowie Mini-Inflation verpufft seien: „Die Arbeitskosten spielen eine entscheidende Rolle; für ein durchschnittliches Industrieunternehmen gilt: Ein Produkt, das in Deutschland für 1 000 Euro hergestellt werden kann, kostet in Polen nur 755 Euro – bei gleicher Qualität.“

„Wir müssen den Kosten-Trend stoppen – sonst wird sich die schleichende De-Industrialisierung im Ruhrgebiet und in Deutschland insgesamt fortsetzen“, mahnt Erlhöfer. „In der kommenden Tarifrunde muss auch die Gewerkschaft dieser Entwicklung Rechnung tragen. Einen ähnlichen Abschluss wie 2015 verträgt unsere Industrie nicht mehr, die Beschäftigten sollten daher keine zu hohen Erwartungen an die Tarifrunde 2016 haben.“