Sachlich und konzentriert, am Ende auch kritisch ging die Bürgerinformationsveranstaltung von Bündnis 90/Die Grünen zum Thema A 52 über die Bühne. Gut 20 Besucher, deutlich weniger als bei den anderen Parteien, waren zu dem Abend gekommen.
Gladbeck.
Angesichts der vielen Angebote in den letzten Wochen sei das Informationsbedürfnis in der Bevölkerung schon zu großen Teilen gedeckt, so Stadtverbandssprecher Bernd Lehmann, der dennoch in allen Einzelheiten den ausgehandelten Kompromiss der Stadt mit Bund und Land zum Ausbau der B 224 zur A 52 vorstellte und auf die Positionen der Gladbecker Grünen hinwies. Bekanntermaßen sind die Grünen – im Gegensatz zu ihren Parteifreunden in Nachbarstädten – für den Ausbau mit der 1,5-km-Tunnelvariante. Denn mit dem Tunnel werde es besser, so Fraktionschef Mario Hermann, der mit Lehmann den Abend moderierte.
Diese Haltung habe die Basis auf einem Sonderparteitag Ende Januar (WAZ berichtete) bestätigt. „Wir haben es uns nicht leicht gemacht“, so Hermann, der darauf verwies, dass Gladbeck durch den Tunnel ungeheure Chancen zur Stadtentwicklung bekomme, vor allem auf mindergenutzten Flächen entlang der Trasse. Hermann zeigte Verständnis für grüne Sympathisanten und Mitglieder, die sich die Frage stellten, warum ausgerechnet ihre grüne Partei für eine Autobahn plädiere und sich sorgten wegen der Luftqualität, Feinstaub und stärkeren Verkehrsströmen. Es sei am Ende eine Frage der Nutzenabwägung.
Planungsexperte Lehmann erläuterte: Schon heute sei die Situation inakzeptabel. „Die Belastung ist unmöglich, und auch bei Nichtstun steigt der Verkehr weiter an.“ Durch den Tunnel verbessere sich die Situation, Gladbeck könne wieder aufatmen„auch außerhalb des Tunnels verbessert sich die Situation deutlich.“ Letztlich würde mit dem Tunnel eine zentrale Forderung der Grünen erfüllt, die schon vor zehn Jahren erhoben worden war. Es gebe unbestreitbar Nachteile, doch die Vorteile des Ausbaus überwiegen.
Eine Zuhörerin kritisierte bei der anschließenden Diskussion, dass sich die Grünen für Lärmschutz mit Autobahnbau einsetzten, nicht aber für Lärmschutz in der jetzigen Situation. Natürlich wäre es gut, so Lehmann, das Bundesimmissionsschutzgesetz zu ändern, aber gegenwärtig sei es so „pervers“, dass bei Neubau höherer Lärmschutz möglich sei als bei Bestandsstrecken. Hermann ergänzte, dass es auch keine Möglichkeiten gebe, Geld für den Autobahnbau umzuschichten in andere Verkehrsprojekte. Der Fraktionschef zeigte auf eine Rangtabelle mit Straßenbaumaßnahmen im Land, die alle auf eine Finanzierung warten. „Man sollte dankbar sein, dass es für Gladbeck diese Chance gibt.“
Eine andere Zuhöhrerin kritisierte, dass die Grünen eine Planung unterstützten, die viel mehr Lkw-Verkehr anlocke. „Der Feinstaub wird uns nur so um die Ohren fliegen.“ Hermann sagte, auch jetzt sei der Verkehr schon autobahn-ähnlich mit hohem Lkw-Anteil. Der steige auch, wenn es bei der B 224 bleibe, so Lehmann. „Wir sollten das Geld nutzen, um die Nachteile auszumerzen.“ Was Feinstaub angeht, setzen die Grünen auch auf weitere Umweltpläne und strengere Abgasnormen. Eine weitere Besucherin bezeichnete die positive Darstellung des Tunnels als „Schönmalerei“. Das sei eine eigenwillige grüne Politik, die enttäusche. Ein Gast merkte positiv an, dass durch A52 und Tunnel der Verkehr kreuzungsfrei und damit flüssiger laufen könne, was zur Feinstaubreduzierung führe.
Die Grüne Ratsfrau und stellv. Bürgermeisterin, nach eigenem Bekunden den grünen „Fundis“ zuzurechnen, merkte an, dass es sich die Partei mit dem Für und Wider nicht leicht gemacht habe. Sie persönlich bringe es nicht über ihr grünes Herz, Ja zu sagen, „aber ich sehe auch die vielen positiven Aspekte“. Man müsse sachlich abwägen.