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Doku über Rudi Assauer: „Macher. Mensch. Legende“ – wir verraten dir, ob der Kinobesuch sich lohnt

Doku über Rudi Assauer: „Macher. Mensch. Legende“ – wir verraten dir, ob der Kinobesuch sich lohnt

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Der Rudi Assauer Film wurde in Gelsenkirchen vor 25.000 Fans vorgestellt. Jetzt läuft er auch reglmäßig in ausgewählten Kinos. Foto: FUNKE Foto Services

Gelsenkirchen. 

Der Film über Rudi Assauer, der nach seiner Premiere jetzt in ausgewählten Kinos gezeigt wird, bildet die Lebensgeschichte der Ruhrpott-Legende ab. Auch Rudi Assauer selbst, Familienmitglieder und Prominente wie Gerald Asamoah kommen zu Wort. DER WESTEN hat sich den Film angeschaut.

Rudi Assauers Persönlichkeit und seine Entwicklung bis hin zum Schalker Urgestein, ist eine Geschichte, wie sie nur das Leben schreiben kann. Höhen und Tiefen säumten den Weg der an Alzheimer erkrankten Schalke-Legende. Doch aufgeben? Das kam für ihn nie in Frage.

„Was ist das denn für ein arroganter Pinsel?“

„Der passt nicht nach Gelsenkirchen“, ruft ein irritierter Schalke Fan Anfang der 1980er-Jahre in die Kamera eines Reporters. Eine schicke Erscheinung im Flanellhemd und Zigarre. Die Haare tadellos frisiert. Ein Rudi Assauer lässt sich in puncto Stil nicht lumpen. Doch nicht nur dafür ist er bekannt. Dass sein Stil bei den Schalke-Fans nicht immer gut ankam, sieht man im Dokumentarfilm von Regisseur Don Schubert in einigen Szenen deutlich.

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„Was ist das denn für ein arroganter Pinsel?“ Das fragte sich die langjährige Schalke-Sekretärin Sabine Söldner, als Rudi Assauer zum ersten Mal in ihr Büro marschierte. „Kein Tschüss, kein Guten Morgen, kein Dankeschön, so war der Arbeitsalltag“ – erzählt Söldner weiter. Nur: „Tee!“ habe Assauer in die Sprechanlage gerufen.

Das habe sie immer mehr genervt. Das Spiel sei so lange weitergegangen, bis der couragierten Frau in einem Gespräch mit einer Freundin endgültig der Kragen geplatzt sei.

Sie zog im Büro am Telefon mächtig über ihren Chef her. Und wer stand hinter ihr, ganz lässig mit einer Zigarre in der Hand und hörte schweigend zu? Rudi Assauer, erzählt sie im Film.

Assauer: „Frau Söldner, kommen sie bitte mit, wir haben zu arbeiten“

„Da hab‘ ich gedacht, das war es dann wohl und auch gesagt: Gut, Herr Assauer, hier trennen sich unsere Wege wohl nun.“ Doch es sollte alles anders kommen.

„Frau Söldner, kommen sie bitte mit, wir haben zu arbeiten“, antwortete ihr Rudi Assauer gelassen. „Von da an waren die beiden ein Kopp, ein Arsch“, erzählt Rudi Assauers Tochter Bettina Michel in der nächsten Sequenz.

17 Jahre keinen Kontakt zur eigenen Tochter

Im Film bleiben auch private Scheidewege nicht auf der Strecke. „Klar, kannte ich ihn aus dem Fernsehen, aber mein richtiger Vater war mein Stiefvater“, erzählt Michel.

17 Jahre habe sie keinen Kontakt zu ihm gehabt, bis er sich schließlich meldete und fragte, ob sie mal etwas mit ihm essen gehen wolle. In dieser Zeit machte Bettina Michel gerade ein Praktikum in einem Kindergarten. Als sie den schwarzen Mercedes vor dem Eingang stehen sah, kam die Aufregung in ihr hoch, erzählt sie im Film emotional.

Im Restaurant sei sie dann schnell auf die Toilette gegangen, um sich frisch zu machen. „Als ich zurück kam und meine Bestellung aufgab, staunte der Kellner nicht schlecht.“ Den außergewöhnlichen Blattspinat mit drei speziellen Extrawünschen hatte ihr Vater haargenau so bestellt.

„Dann merkten wir doch, wie ähnlich wir uns waren“, erzählt Bettina Michel weiter.

Frauengeschichten bleiben Zuschauer vorenthalten

Im Film werden Assauers zahlreiche Frauen-Geschichten nicht detailliert thematisiert. Nur, dass Assauer durchaus ein Frauenheld gewesen sei, erzählen die Interviewten. Ein Macho, für den der Fußball an erster Stelle stand, aber schöne Frauen habe er immer gewürdigt, erzählt seine Schwester. „Ich finde ihn ja überhaupt nicht attraktiv, ich konnte das nie verstehen“, sagt Sabine Söldner schmunzelnd.

Regisseur Don Schubert erklärt bei der Filmvorstellung den Grund für die fehlenden Details. „Sie spielen sicher auf die Partnerschaft mit Simone Thomalla an. Sie wollte im Film nicht zu Wort kommen, das Thema sei für sie nach wie vor zu schmerzhaft“, so Schubert gegenüber DER WESTEN.

„Entweder ich schaffe Schalke oder Schalke schafft mich“

Anfang der 1980er Jahre begann zwar die Freundschaft von Sabine Söldner und Rudi Assauer, doch besonders gut lief es beim Verein zunächst nicht. Die Ausschnitte im Film zeigen den starken Gegenwind, den Assauers Kurs bei den Schalker Fans im Stadion bekam. Die Luft um den Schalke-Manager wurde immer dünner, bis sie ihn schließlich absägten. Assauer sollte jedoch nicht zum letzten Mal mit seinem schwarzen Mercedes davonfahren.

„Ich komme wieder und dann werden wir Meister. Entweder ich schaffe Schalke oder Schalke schafft mich,“ sagte Assauer seiner Tochter Bettina. Doch die glaubte ihm nicht. „Ja klar, du kommst wieder“, soll sie ihm ungläubig geantwortet haben.

Der Schalke-Manager zum Anfassen

Assauers Zeit auf Schalke war tatsächlich noch nicht vorbei. 1993 wurde er erneut Manager der Königsblauen. Ende der 90er-Jahre kamen die Erfolge. Doch auch der direkte Kontakt zu den Spielern sei etwas Besonderes gewesen.

„Nachts habe ich Rudi Assauer angerufen und er ging sofort ran, fragte, was denn wäre. Ich hab ihm gesagt, dass ich nicht schlafen könne, weil ich aufgeregt vor dem Spiel sei und Assauer lachte nur.“ Dann habe er noch eine halbe Stunde mit ihm telefoniert, erzählt Gerald Asamoah in Erinnerungen schwelgend.

Das habe er so nie wieder bei einem Vereinsmanager erlebt. „Seine Tür stand immer offen, du konntest ihn immer ansprechen und er hat sich gerade um die jungen Spieler gut gekümmert“, so Asamoah in der Filmszene weiter.

Vom Hof gejagte Galionsfigur?

Doch mit jeder Höhe werden im Film auch die Tiefen in Assauers Berufsleben dokumentiert. Sportliche und finanzielle Erfolge bei Schalke blieben nach den goldenen Jahren plötzlich aus. „Er wiederholte sich immer wieder, erzählte dir genau die gleiche Geschichte, da merkte man schon, dass irgendetwas nicht stimmte“, erzählt Olaf Thon im Film.

Doch viele hätten die ersten Anzeichen der Alzheimer-Krankheit trotzdem nicht bemerkt. Gezeigt wird im Film auch, wie ihm Teile der Presse zeitweise sogar Alkoholsucht unterstellten.

Sabine Söldner: „Er muss unheimlich mit sich gerungen haben“

„Doch das war ihm lieber, als dass sie gewusst hätten, dass er wahrscheinlich an Alzheimer leidet“, sagt Bettina Michel.

„Er muss unheimlich mit sich gerungen haben, mit sich und der Krankheit, damit keiner etwas merkt“, sagt Sabine Söldner am Ende des Films mit Tränen in den Augen.

„Rudi Assauer- Macher. Mensch. Legende“- ein zuweilen berührender Film

Doch die Zeit bei Schalke neigte sich trotz aller Verschleierungsversuche dem Ende zu. Assauers im Film dokumentierte Lebensleistung zeigt die ganze Geschichte des passionierten Ex-Managers. Ein empfehlenswertes Stück Zeitgeschichte und das nicht nur für Schalke-Fans.

„Rudi Assauer- Macher. Mensch. Legende.“- ist ein zuweilen berührender Film. In 95-Minuten zeigen die Macher Assauers Liebe zum Verein, umstrittene Entscheidungen und Assauers Menschlichkeit gegenüber Mitarbeitern und Spielern, im sonst oft so harten Fußballgeschäft. Nicht nur eingefleischte Schalke-Fans könnte das Werk, an dem der Regisseur ganze vier Jahre feilte, tief berühren.

Hier kannst du dir den Film am Wochenende ansehen:

Rudi Assauer- Macher. Mensch. Legende.“ Dokumentarfilm

22.07.2018 12:00 Uhr

Tichelpark-Cinemas, Tichelstraße 12A 47533 Kleve