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„Aus unserer Sicht ist das Folter“– darum wollen ehemalige Psychiatrie-Patienten den umstrittenen Film „Elternschule“ jetzt verbieten lassen

„Aus unserer Sicht ist das Folter“– darum wollen ehemalige Psychiatrie-Patienten den umstrittenen Film „Elternschule“ jetzt verbieten lassen

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Der Film „Elternschule“ zeigt auch harte Szenen und brutal wirkende Erziehungsmethoden. Psychiatrie-Verbände fordern ein Verbot des Kinofilms. Foto: Zorro Film
  • Der im Gelsenkirchener Bergmannsheil spielende Film „Elternschule“ ist umstritten
  • „Elternschule“ zeigt rabiate Erziehungsmethoden
  • Jetzt fordern Psychiatrie-Verbände in einem offenen Brief ein Verbot des Films

Gelsenkirchen. 

Der Kinofilm „Elternschule“ geht sensible Themen an. Wie erziehe ich mein Kind, wenn es 14 Stunden am Tag schreit oder partout nicht essen will? „Elternschule“ zeigt dabei auch rabiate Erziehungsmethoden in der Gelsenkirchener Bergmannsheil Klinik.

Jetzt fordert der Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener e.V.bestehend aus ehemaligen Psychiatrie-Patienten ein Verbot des Films. Der Grund: Der Film zeige menschenverachtende Szenen. „Einige der im Film gezeigten Praktiken sind aus unserer Sicht Folter oder zumindest folterähnlich“, so die ehemaligen Patienten.

Verbände kritisieren Gelsenkirchener Klinik und Therapieprogramm scharf

Die ehemaligen Psychiatrie-Patienten schreiben in einem offenen Brief deutlich, was sie von den Erziehungsmethoden im Film „Elternschule“ halten.

„Uns erscheint es, als würden die jungen Menschen im Therapieprogramm des Herrn Langer gerade dahingehend zurechtgebogen, kein Verständnis eigener Rechts- und Würdeansprüche zu entwickeln oder ihre eigenen Grenzen zu schützen, sondern sich bedingungslos dem Willen des Personals und der Eltern zu unterwerfen“, so der Zusammenschluss ehemaliger Psychiatrie-Patienten.

„Die gezeigten Praktiken würden wohl jeden Menschen jeden Alters in tiefe Ohnmacht und Verzweiflung bis hin zu Panik stürzen und geradezu verhindern, dass ein Mensch seine ‚Menschenwürde mit Selbstachtung, Selbstbestimmung, Selbstverantwortung‘ bewusst erleben kann“, erklärt der Zusammenschluss der früheren Patienten.

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Menschenverachtende Filmszenen: Verband stört sich an Füttern durch Zwang

Im offenen Brief begründen sie die Forderungen den Film „Elternschule“ zu verbieten weiter. Sie stören sich an mehreren Szenen im Film.

  • Im Film werden an Kindern teilweise brutale Erziehungsmethoden und Praktiken gezeigt wie:
  • Einsperren in einem Gitterbett in einem abgedunkelten Raum über mehrere Stunden ohne die Möglichkeit der Kontaktaufnahme zu den Eltern
  • Zwangsweises Zuführen von Essen unter Aufwendung seelischen Drucks und körperlicher Gewalt (Festhalten, Löffel/Flasche in den Mund stecken)
  • Einsperren in einem Raum mit fremden Personen und das Unterbinden von Aktionen zur Selbstbeschäftigung durch Festhalten der Hände
  • Verweigerung gewünschter und Vorsetzen abgelehnter Nahrung über einen unklaren Zeitraum mit den Folgen Gewichtsverlust, Schwäche und Müdigkeit
  • Nicht medizinisch angeordnete zwangsweise Sondierung eines Kleinkindes
  • Zwangsweiser „Sport“ und zwangsweise „Spaziergänge“ durch Festhalten der Hände und Mitschleifen/ziehen
  • Weinen und Schreien lassen bis zur körperlichen Erschöpfung

„Grausame und entwürdigender Behandlung

Der Film „Elternschule“ ist, wenn es nach den ehemaligen Patienten geht, berechtigterweise umstritten. Denn sie sagen: Auch die Filmemacher stehen aufgrund der unkritischen Darstellung von Gewalt gegen Kinder zu Recht in der Kritik. Der Film zeigt Familien in Notsituationen und Kinder während grausamer und entwürdigender Behandlung.

Es gebe außerdem Aufnahmen von Kindern bei emotionalen Ausbrüchen und beim Erbrechen. Der Film greife tief in die Privatsphäre der gezeigten Familien ein und befriedige hiermit aus ihrer Sicht ganz klar „voyeuristische“ Motive.

Patienten stellen Einwilligung der Eltern in Filmaufnahmen in Frage

Auch die emotionalen Zusammenschnitte in „Elternschule“ stören die Patienten. Außerdem stellen sie die Frage, ob die Familien gegenüber den Filmemachern überhaupt eine Chance hatten, nicht in die Filmaufnahmen einzuwilligen.

„Wir schließen uns der vom Deutschen Kinderschutzbund aufgeworfenen Frage an, ob die Einwilligung der Kinder aufgrund ihres Alters und ihrer Entwicklung sowie die Einwilligung der Eltern aufgrund der Abhängigkeit gegenüber solchen Hilfsangeboten objektiv gegeben sein kann“, so der Zusammenschluss früherer Patienten.

Sie würden daher keine andere Chance sehen, als den Film verbieten zu lassen.

Hinweis der Redaktion: In einer vorherigen Version des Artikels hieß es, Ärzte, Mediziner und Psychologen hätten in Form mehrerer Verbände die Forderung gestellt, den Film „Elternschule“ verbieten zu lassen. Diese Informationen haben wir in der jetzigen Version korrigiert. Tatsächlich handelt es sich um den Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener e.V., die sich auch auf ein Statement des Deutschen Kinderschutzbundes berufen.