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Türkei: Türkischer Konsul bezieht in Essen zu Syrien-Konflikt Stellung – „Haben eine andere Reaktion von Deutschland erwartet“

Türkei: Türkischer Konsul bezieht in Essen zu Syrien-Konflikt Stellung – „Haben eine andere Reaktion von Deutschland erwartet“

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Die Militäroperation der Türkei sorgt international für viel Kritik. Foto: dpa

Essen. 

Sener Cebeci ist die Stimme Erdogans im Ruhrgebiet.

Am Mittwoch hat der türkische Generalkonsul in Essen geladen. Denn die Türkei fühlt sich international nicht verstanden. Ihre sogenannte Militäroperation „Quelle des Friedens“ in Nordsyrien hat viel Kritik hervorgebracht. „Wir haben eine größere Unterstützung erwartet von Seiten der NATO“, erklärt der Generalkonsul sodann.

Türkei: Generalkonsul erklärt Motive der Militäroperation

Das Ziel der Operation sei die Sicherheit der türkischen Grenzen herzustellen, die Kurdischen Volksverteidigungseinheiten – kurz YPG – zu entwaffnen und eine 30 km tiefe und 140 km lange Sicherheitszone einzurichten, in der viele der 3,6 Millionen in die Türkei vertriebenen Syrer unterkommen sollen.

Die Operation ist nach 2016/17 in Nordsyrien und 2018 in Afrin die dritte dieser Art. Ziel seien nicht die Kurden an sich, so Cebeci. Es gehe vielmehr um die YPG. „Die YPG vertritt nicht die Kurden“, so der türkische Generalkonsul. Sie sei „organischer Abstammung der PKK“, jener verbotener kurdischer Arbeiterpartei, die für viele Anschläge in der Türkei und Europa verantwortlich war.

„Gleiches Personal, gleiches Ziel, nur ein neuer Name“, so Cebeci. Über 200 Angriffe seien von der YPG auf türkisches Gebiet verübt worden.

Beobachter halten das für nicht überzeugend. „Die Türkei behauptet, dass PKK und YPG ein und dasselbe seien“, sagt Salim Çevik, Türkei-Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin dem ZDF. „Westliche Länder halten die YPG hingegen für eine eigenständige Organisation.“ Die YPG habe immer sehr genau darauf geachtet, keine Angriffe auf die Türkei auszuüben, mit Ausnahme von Vergeltungsschlägen für türkische Übergriffe auf Syrien, so Çevik.

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Die Operation solle so lange andauern, bis die Region von Terroristen befreit sei, bekräftigte der türkische Generalkonsul. Dabei gehe man sehr behutsam und sorgfältig vor, sodass die Zivilbevölkerung , aber auch historische und Bildungseinrichtungen keinen Schaden nehmen, so der Generalkonsul.

Doch Berichte aus dem Kampfgebiet sprechen von fast 100.000 Vertriebenen, unverifizierte Videos sollen Gräueltaten von an Türkeis Seite kämpfenden Soldaten gegenüber Kurden zeigen.

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Erdogan nennt deutschen Außenminister Dilettant

Das deutsch-türkische Verhältnis ist auch auf höchster Ebene derzeit stark belastet. Nachdem Deutschland angekündigt hatte, Rüstungsexporte in die Türkei einzuschränken, sagte Türkeis Präsident Recep Tayyip Erdogan, der deutsche Außenminister Heiko Maas sei arrogant und habe keine Ahnung von Politik, er sei ein Dilettant: „Wenn du etwas von Politik verstehen würdest, würdest du nicht so sprechen.“ >>> hier mehr dazu

Der Generalkonsul blieb da schon diplomatischer. „Deutschland ist ein besonderes Land. Wir haben eine andere Reaktion erwartet. Deutschland sollte die Türkei am besten verstehen“, erklärte Cebeci mit Blick auf die weiten Verflechtungen der PKK in Deutschland.

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Seine Landsleute seien „beunruhigt“, etwa nach den Vorfällen in Herne, wo Kurden nach einer Demonstration ein türkisches Café und einen Kiosk angegriffen hatten. Unerwähnt ließ er jedoch, dass es laut Polizei vorher auch Provokationen von türkischer Seite gegeben habe.

Generalkonsul berichtet von Angriff auf behinderte türkische Bürger

„Ich war in Herne und habe die Örtlichkeiten besichtigt. Sympathisanten der PKK/YPG haben dort zwei körperlich Behinderte, einfach vorbeigehende türkische Bürger angegriffen und einem den Arm gebrochen“, so der Generalkonsul. Der Polizei ist dieser Vorfall nicht bekannt. Sie berichtet von fünf Verletzen, zehn Anzeigen seien bei der Polizei geschrieben worden.

„Natürlich sind das Dinge, die die türkische Bevölkerung beunruhigt und das lässt das Gefühl zu, dass die Polizei nicht genug Sicherheitsmaßnahmen vornimmt“, zeigte sich Cebeci in Sorge.