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SPIEL Essen 2025: Auktion löst Verwirrung aus – „Was soll der Mist?“

Auf der SPIEL in Essen werden neue Spiele gekauft & getestet – in Halle 8 geht es plötzlich wild zu. Viele versuchen, etwas zu verkaufen.

© Ann-Kathrin Ullrich/ DER WESTEN

Das ist die Stadt Essen

„Was soll der Mist?“, fragt sich ein genervter Besucher der Spiel in Essen, während er sich durch eine Menschenmenge aus Cosplayern, winkenden Menschen und zahlreichen Bollerwagen hindurchschiebt. Auch andere schütteln genervt den Kopf, während sie versuchen, sich einen Weg zu bahnen. Das ist kaum verwunderlich, denn das, was in Halle acht stattfindet, ist nicht etwa ein weiterer Teil der Spielemesse, sondern ein Basar der anderen Art und Weise.

Das Ungewöhnliche? Hier wird nicht gefeilscht – und das Kuriose ist: Die Leute kennen sich nicht und suchen nach Wildfremden, die ihre Spiele ergattern wollen.

„Spiel-Basar“ sorgt für Verwirrung

Halle acht auf der SPIEL in Essen gleicht ab 15 Uhr einem bunten Basar. Zwischen stapelweise Spielen und rollenden Bollerwagen, stehen wild winkenden Menschen – und Sekunden später werden Kartons, Geld und Umarmungen ausgetauscht. Mitten im Getümmel steht auch Alexandra aus Ungarn und lacht. „Es ist ein bisschen wie Ebay 2.0“, sagt sie zu DER WESTEN. Denn was hier passiert, ist kein gewöhnlicher Flohmarkt. Alexandra erklärt, dass man zuerst einen BoardGameGeek-Account braucht – sozusagen den digitalen Pass für das Spiele-Mekka.

Alexandra aus Ungarn und ihr Freund freuen sich: Sie verkaufen alte Spiele Foto: Ann-Kathrin Ullrich/ DER WESTEN

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Rund zwei Monate vor der Messe startet dort eine gigantische Online-Auktion, erklärt sie weiter. „Man sucht sich aus einer endlosen Liste das Spiel aus, das man schon ewig haben will – „oft eins, das man sonst kaum bekommt oder in Deutschland gar nicht findet“. Dann heißt es: bieten, hoffen, bangen – und schließlich auf der Messe persönlich abholen. „Ich glaube, dieses Jahr wurden bei der Auktion fast 18.000 Spiele versteigert“, so der Spiele-Fan.

Plüschtiere, bunte Schildern & Co.: „Wir versuchen herauszustechen“

Und dann, treffen sich jeden Tag um 15 Uhr die Spieler in Halle acht, um ihre Deals abzuschließen. Das Ergebnis? Ein Meer aus bunten Schildern, Plüschtieren und euphorischen Sammlerinnen. „Wir versuchen, aus der Menge herauszustechen – mit Kostümen, bunten Mützen, allem Möglichen. Aber das ist sehr schwierig, denn wie man sieht, sind viele Leute da“, sagt sie und lacht. Und um ehrlich zu sein, muss man schon viel Glück haben, um seine Person zu finden, denn zahlreiche Menschen halten Schilder hoch und dazwischen schlendern immer wieder genervte Gäste durch. Doch für viele ist dieser Ort ein Paradies.

Foto: Ann-Kathrin Ullrich/ DER WESTEN

So auch für Francesco L. (44) aus Italien – er empfindet all das als eine Win-Win-Situation: „Ich hab rund 40 Spiele daheim, die ich einfach nicht mehr spiele. Die können wirklich weg. Und wieso dann nicht verkaufen?“ Gleichzeitig hat er sich aber auch schon mit etlichen Leuten verabredet, um neue Spiele zu kaufen. „Ungefähr 30 will ich holen – und 20 liegen schon im Auto. Frisch gekauft auf der SPIEL“, sagt er grinsend. Auch Lotte K. (21) aus Deutschland hat ihren Jackpot gefunden: eine seltene Monopoly-Edition, nach der sie schon ewig gesucht hat. Was sie dafür bezahlt hat, verrät sie lieber nicht. „Es war okay“, sagt sie verschmitzt. „Aber meinem Freund erzähle ich, es war weniger.“


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Die Auktion läuft übrigens täglich vom 23. bis 26. Oktober in Halle 8. Verkäufer geben online an, wann sie vor Ort sind – damit niemand vergeblich sucht. Und wie bei Ebay gilt: Startgebot festlegen, bieten und hoffen, dass man den Zuschlag bekommt. Und wenn sich dann zwei Fremde über einen Karton voller Pappfiguren und Würfel freuen, ist klar: Hier findet wohl das sympathischste „Ebay 2.0“ statt.