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Mit dieser App rette ich vielleicht die Umwelt – und bekomme auch noch einen Gratis-Kaffee

Mit dieser App rette ich vielleicht die Umwelt – und bekomme auch noch einen Gratis-Kaffee

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Foto: Jürgen von Polier
  • Die App „Green Apes“ belohnt Nutzer für umweltbewusstes Leben mit virtuellem Geld 
  • Das kann man in elf Essener Läden gegen Waren eintauschen
  • Die App gibt es in Deutschland derzeit nur in Essen
  • Sie ist Teil der „Günen Hauptstadt Europas“

Essen. 

Ich bin gelaufen. Mit dem Bus gefahren. Hab was Veganes gegessen. Und was bekomme ich dafür? Nichts.

Aber: Wenn ich noch ein bisschen mehr laufe, häufiger mit dem Bus fahre und öfter mal eine vegane Currywurst statt der Schweine-Variante verdrücke, dann bekomme ich schon bald einen Kaffee. Zum Beispiel.

Für jede gute Tat gibt es „Bankonuts“

Warum? Weil ich mir neulich die App Green Apes aufs Handy geladen habe. Die App gibt es bislang in Deutschland nur in Essen – und ist Teil des Konzepts der „Grünen Hauptstadt Europas“.

Die Idee: Für jede gute Tat (im Sinne der Nachhaltigkeit) gibt es eine bestimmte Zahl von „Bankonuts“, einer virtuellen Währung. Und die kann ich dann eintauschen. Zum Beispiel gegen einen Kaffee im Kabü.

Das Café in Rüttenscheid ist einer von elf Läden in Essen, bei denen Nutzer der App ihre „Bankonuts“ eintauschen können. 150 davon braucht man hier für einen Cappuccino.

Sondermüll entsorgt? Das ist fünf Nüsse wert

Ich habe (und an dieser Stelle stelle man sich einen traurigen Trompeten-Dreiklang vor): vier.

Andere sind deutlich eifriger: „Mehrmals pro Woche kommen Gäste und tauschen die virtuelle Währung gegen einen Cappuccino“, erzählt Julian Kühn, Mitbetreiber des Kabü.

Da muss ich wohl noch ein bisschen mehr laufen und Busfahren, bis ich mir den dann auch verdient habe. Wobei: So lange muss das gar nicht dauern. Eine Fahrgemeinschaft zu bilden bringt zum Beispiel bis zu fünf „Bankonuts“. Sondermüll richtig zu entsorgen ebenfalls, genau wie fünf Kilometer Radfahren.

Warum sollte ich nicht einfach ein Schwein am Stiel essen?

Der Gedanke: Viele kleine Schritte, die im Alltag ohne weiteres möglich sind.

Aber woher soll die App eigentlich wissen, was ich den ganzen Tag so treibe?

Könnte ich nicht einfach ein halbes Schwein am Stiel essen, mit dem Golfcaddy zu meinem Auto fahren und damit dann die 400 Meter zum Supermarkt düsen (im ersten Gang), wo ich mir eine in Plastik eingeschweiste Drachenfrucht aus Vietnam kaufe? Und der App erzähle ich dann, ich hätte den ganzen Tag nichts anderes gemacht, als mich um die Umwelt zu bemühen.

„Ja, das wäre wohl machbar“, sagt Markus Plißnig, Sprecher des Projektbüros „Grüne Hauptstadt Europas“. „Green Apes beruht eben auf Vertrauen“, so Plißnig.

1000 Menschen nutzen die App

Rund 1000 Menschen aus Essen und Umgebung haben sich inzwischen bei Green Apes angemeldet. „Ich gehe davon aus, dass die alle wirklich etwas für sich und die Umwelt tun wollen, und niemand die App austrickst“, sagt Plißnig.

Dass Menschen haufenweise Lügen über ihren Alltag erfinden, nur um ein Gratis-Getränk zu abzustauben, ist in der Tat unwahrscheinlich.

Das will ich natürlich auch nicht. Also werde ich jetzt mal schön zu Fuß zur Bahn gehen. Und dann bekomme ich vielleicht demnächst auch einen kostenlosen Kaffee im Kabü. Oder aber ich muss mir dann eine App laden, die diesen traurigen Trompeten-Dreiklang abspielt.

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