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„Sklave bleibt Sklave“: Essener Serge Menga will in den Landtag – und erntet auf Facebook rassistische Hass-Kommentare

„Sklave bleibt Sklave“: Essener Serge Menga will in den Landtag – und erntet auf Facebook rassistische Hass-Kommentare

Serge Menga
Foto: DerWesten
  • Serge Menga will als parteiloser Kandidat in den Landtag
  • Bei seinem Wahlkampf macht er sich nicht nur Freunde
  • Erdogan-Fans beschimpfen ihn als „Sklaven“

Essen. 

Serge Menga nimmt die Herausforderung an. Trotz der Widerstände. „Ex-Flüchtling will in die Landespolitik“, hieß es vor einigen Monaten in den Medien. Ein schweres Brett. Dazu: Parteilos. Also chancenlos?

Bereits im Januar sagte der Deutsch-Kongolese gegenüber DER WESTEN, dass er sich bei den Landtagswahlen im Mai wählen lassen möchte. 100 Unterschriften von Bürgern aus seinem Wahlkreis brauchte er, um sich wählen lassen zu können. Ein Kinderspiel.

Jetzt startet die heiße Wahlkampfphase. „Ab April heißt es dann eineinhalb Monate: Vollgas“, sagt Menga. Bei seinen Terminen nimmt er kein Blatt vor den Mund. Das hatte ihn bereits bei Facebook berühmt gemacht.

Drohungen bei Facebook

Doch einige Feinde hat sich der Essener seit seinem Eintritt in die Politik bereits gemacht. Jüngst kritisierte er Erdogan-Anhänger in einem Facebook-Post. Die Antwort kam prompt. Menga: „Ich habe massive Drohungen bekommen.“

Die sind rassistisch: Menga wird dort als Sklave beschimpft.

Den Kommentar hat Menga nicht gelöscht. Er geht offen mit solchen Anfeindungen um. Auch, weil die Türkei so ein wichtiges Thema ist. „Jeder der in Deutschland lebt, kommt doch mit der Türkei in Berührung. Sei es durch den Urlaub oder durch türkischstämmige Freunde“, erklärt Menga. Und weiter: „Es ist eine Schande, dass es Erdogan gelingt, mit seinen Taten die deutsche Gesellschaft zu spalten.“

Serge Menga wird sauer, wenn er die Hasskommentare auf Facebook liest. „Die Erdogan-Anhänger hier sollten sich mal überlegen, wo ihre Heimat ist.“

Nicht nur Weltpolitik

Auch die deutsche Politik habe Fehler gemacht, so Menga. Merkels Kurs war lange Zeit viel zu diplomatisch. Ein echter Dialog auf Augenhöhe findet daher schon lange nicht mehr statt.

Doch nicht nur die Türkei wird den Politik-Neuling in den kommenden Wochen begleiten. Auch Essener Probleme will er angehen. „Es soll keinen Bürger dieser Stadt geben, der mein Gesicht nicht kennt“, kündigte Menga im Frühjahr vollmundig an.

Wahlkampf mit eigenem Song

Auf den Wochenenmärkten zwischen Frohnhausen und Altendorf rührt er deshalb täglich die Werbetrommel. 15 Ehrenamtler helfen ihm. Hängen Plakate auf. Machen Hausbesuche. Menga selbst stellt sich jeden zweiten Sonntag im Monat einem „Meet & Greet“ in seinem Wahlkampfbüro auf der Steeler Straße, direkt gegenüber der alten Synagoge.

Sein Wahlkampf soll aber auch jüngere Menschen erreichen. Deshalb hat er einen Song produziert. Ein deutscher und ein libanesischer Rapper nehmen ihn momentan auf. (ds)

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