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Essen: Irre Idee der Stadt – Kiffer werden sich freuen

In Essen denkt man darüber nach, sich für ein Cannabis-Programm zu bewerben. Sollte das durchgehen, könnte man die Droge legal erwerben.

Cannabis in Tütchen
© IMAGO/NurPhoto

Cannabis-Legalisierung: Lauterbach präsentiert "Zwei-Säulen-Modell"

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat in Berlin das geplante "Zwei-Säulen-Modell" zur Legalisierung von Cannabis vorgestellt. Bundesweit können Erwachsene demnach nicht gewinnorientierte Vereinigungen zum gemeinschaftlichen Anbau bilden. Die zweite Säule sind regional begrenzte "Modellvorhaben mit kommerziellen Lieferketten".

Essen als Cannabis-Modellstadt – irre oder sinnvoll? Nach Dortmund interessiert sich nun auch die Stadt Essen für das Konzept. Für fünf Jahre wäre es dann möglich, legal Cannabis zu kaufen – allerdings nur in lizenzierten Geschäften und nur ab einem Alter von 18 Jahren.

Sowohl die Linkspartei als auch „Die Partei“ hatten dies bei der Ratssitzung am 17. Mai beantragt. „Die aktuelle Verbotspolitik kriminalisiert die Konsumenten und hält weder Jugendliche noch Erwachsene wirksam vom Konsum ab“, heißt es im gemeinsamen Antrag.

Essen: Legalisierungs-Idee findet Anklang bei der Stadt

Essen denkt bereits über eine Bewerbung zur Cannabis-Modellstadt nach. Zumindest wurde der Punkt bei der Ratssitzung „eingebracht“, heißt es auf Anfrage. Gegenüber DER WESTEN erwähnte ein Sprecher jedoch auch, dass das Thema „nicht weiter diskutiert“ wurde. Zunächst müsse es auf politischer Ebene weitergehen: „Der Rat der Stadt Essen wird sich in seiner Juni-Sitzung wieder damit befassen.“


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Ungeachtet ob und wie: Wäre es denn eine sinnvolle Maßnahme für die Stadt und die Bewohner? Diese Frage hat DER WESTEN Frank Langer von der „Suchthilfe Direkt“ in Essen gestellt. Der Experte verspricht sich durch das Projekt mehr Möglichkeiten zur Aufklärung, Prävention und auch eine Entkriminalisierung, die insgesamt zur Gesundheit der Menschen in der Stadt beitragen könnte.

Suchthilfe mit klarer Meinung – „Für alle Modelle offen“

Die Suchthilfe sei durchaus für eine Begleitung des Konzepts offen. „Wir sind definitiv für alle Modelle offen, die eine Alternative zum Schwarzmarkt darstellen“, so Langer stellvertretend für die Organisation. Man könne neben qualifizierten Verkäufern auch mit Fachpersonal vor Ort sein und Sprechstunden anbieten oder Flyer auslegen.


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Grundsätzlich müsse die Aufklärung vor allem junger Menschen im Vordergrund stehen, pocht der Experte – genauso wie auf eine generelle Diskussionsbereitschaft bei dem Thema Drogenkonsum: „Man kann den Konsum schließlich nicht verhindern.“ Schön fände er es, wenn das Modell weniger gewinnorientiert und kapitalistisch realisiert würde, als man es vergleichsweise aus den USA gewohnt sei. Er würde das Projekt gerne ganzheitlich mit allen Hilfsstellen, Stadt und Politik und ganz besonders „ideologiefrei“ angehen.