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Essen: Unsichtbare Gewalt! Junge hält es zuhause nicht mehr aus – Sozialarbeiter schlägt Alarm

Essen: Unsichtbare Gewalt! Junge hält es zuhause nicht mehr aus – Sozialarbeiter schlägt Alarm

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Essen: Unsichtbare Gewalt! Junge hält es zuhause nicht mehr aus – Sozialarbeiter schlägt Alarm

Essen: Unsichtbare Gewalt! Junge hält es zuhause nicht mehr aus – Sozialarbeiter schlägt Alarm

Hass im Netz: Das kannst du tun

Unfassbar, was ein Junge in Essen wohl über Monate hinweg durchmachen musste.

Gewalt gehörte für ihn schon fast zum Alltag – doch dann hielt er es nicht mehr aus. Zum Glück hatte seine Schule in Essen einen Sozialarbeiter. Im Interview mit DER WESTEN hat Christian Zegers von dem traurigen Fall des Jungen erzählt und erklärt, warum er einen Zusammenhang mit der Corona-Pandemie sieht.

Essen: Junge hat DIESEN traurigen Wunsch

Für Kinder sollte das eigene Zuhause ein Ort der Sicherheit sein. Stattdessen wurde es für einen Schüler des Burggymasiums Essen zum Martyrium. Als er nicht mehr konnte, vertraute er sich seiner Lehrerin an. Die zog den Schulsozialarbeiter Christian Zegers hinzu.

Von da an stattete der Teenager dem Sozialarbeiter täglich vor dem Unterricht einen Besuch ab. Im Gespräch berichtete er von „psychischer und körperlicher Gewalt“ seitens der Eltern. Auf nähere Einzelheiten möchte Zegers lieber nicht eingehen. Irgendwann habe der Schüler sogar den traurigen Wunsch geäußert, in ein Heim zu wollen. Und auch für den 32-Jährigen war schnell klar, dass der Junge schnellstmöglich aus seinem Zuhause raus müsste und schaltete das Jugendamt ein.

Essen: Schlimme Situation des Schülers kein Einzelfall

Zegers glaubt, dass der Junge bereits über mehrere Monate Gewalt erfahren haben muss. Wahrscheinlich sogar schon vor Beginn der Pandemie. Dennoch ist der Schulsozialarbeiter davon überzeugt, dass beispielsweise die Lockdown-Phase seine Situation verschlimmert habe. „Der Stress wurde sicherlich dadurch auch innerhalb der Familie größer, sodass der Schüler sich irgendwann an uns gewandt hat, weil er es nicht mehr aushalten konnte“, so Zegers.

Könnten die Isolation von anderen Mitmenschen, das Zusammenleben auf engstem Raum mit der Familie plus die Herausforderung des Distanzunterrichts während des Lockdowns tatsächlich eine Ursache dafür sein? Jörg Ziercke, Bundesvorsitzender der Hilfsorganisation „Weißer Ring“ warnte bereits 2020 vor diesen möglichen Folgen der Corona-Pandemie. „Wir müssen leider mit dem Schlimmsten rechnen. Die Corona-Krise zwingt die Menschen, in der Familie zu bleiben, hinzu kommen Stressfaktoren wie finanzielle Sorgen und Zukunftsunsicherheit. Diese Spannung kann sich in Gewalt entladen.“

Häusliche Gewalt seit der Corona-Pandemie gestiegen

Ende 2021 habe sich dieser Verdacht laut der Hilfsorganisation leider bestätigt. Einige Wochen nach den Lockdowns 2020 und 2021 sei der Trend sprunghaft nach oben gegangen und die Bereitschaft der Opfer gestiegen, sich zu melden. Bei häuslicher Gewalt sei für das Jahr 2020 ein Plus von etwa zehn Prozent zu verzeichnen.

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Weitere Meldungen aus Essen:

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Und auch der Schüler aus Essen ist leider kein Einzelfall. Denn wie das Bundesamt für Statistik vermeldete, wurde 2020 ein trauriger Rekord gebrochen: Seit Einführung der Statistik (2012) gab es nicht so viele gemeldete Fälle, wie in dem genannten Jahr, bei denen Kinder Gewalt erfahren mussten. Knapp 60.600 betroffene Minderjährige lautet die alarmierende Zahl. Und das Bundesamt schließt nicht aus, dass die Dunkelziffer noch weit aus höher liegt.

Essener Sozialarbeiter schlägt Alarm – „Wäre eine Katastrophe“

Sozialarbeiter Christian Zegers zieht eine klare Konsequenz für die Zukunft: „Deshalb ist es so unglaublich wichtig, dass die Kinder in die Schule kommen, damit man den direkten Kontakt hat. Solche Situationen löst man nicht über den Bildschirm. Die Rückkehr zum Distanzunterricht wäre eine Katastrophe!“

Ohne den direkten Kontakt sei die Hürde für die Schüler viel zu groß, um sich anzuvertrauen. Und auch die Lehrkräfte hätten kaum eine Chance zu wissen, wie es ihren Schülern hinter verschlossenen Türen wirklich ergeht.

Der Schüler des Burggymnasiums Essen ist inzwischen in einer Wohngruppe untergebracht. Hin und wieder besuche er den Schulsozialarbeiter aber noch.