Essen. „Es ist eine Tragödie“, sagt der Angeklagte so leise, dass der Richter ihn das nochmal wiederholen lässt. Mehr sagt Markus M. an diesem ersten Verhandlungstag vor dem Essener Landgericht nicht zur der Tat, die er begangen haben soll.
Zusammengesunken sitzt er neben seinem Verteidiger, sein dichter, buschiger Bart lässt keine Regung auf seinem Gesicht erkennen.
Er stach immer wieder in den Kopf seiner Oma
Auch nicht, als die Staatsanwaltschaft die Anklageschrift verliest. Demnach hat der 34 Jahre alte Markus M am 7. Dezember seine eigene Großmutter (83) umgebracht und seinen Vater (63) schwer verletzt. Der Vater ist inzwischen an seinen Verletzungen gestorben.
Mit extremer Brutalität hatte er seinen Vater und die Oma attackiert. Kurz vor der Tat hatte er sich ein Messer, einen Tomahawk und eine goldene Batman-Maske besorgt.
Dann war er zu der Kleingartenanlage in der Brunnenstraße gefahren. Dort bewohnte seine Großmutter eine Parzelle, M.s Vater kümmerte sich um sie.
Markus M. trat die Tür des Kleingarten-Hauses auf und griff seinen Vater und die Oma sofort an. Der Großmutter stach er mit dem Messer immer wieder in den Kopf. Zum Schluss tötete er sie, indem er ihren Schädel mit dem Tomahawk-Beil spaltete.
Vater trug schwerste Hirnverletzungen davon
Auch dem Vater stach M. in den Kopf, ließ ihn verletzt liegen und flüchtete dann. Der schwerverletzte Mann schaffte es gerade noch, seine Frau anzurufen. Die verständigte Polizei und Notarzt.
Am 16. Mai starb der Vater schließlich aufgrund der schweren Hirnverletzungen.
Markus M. hatte Kredit für Audi nicht abzahlen können
Deshalb hat die Staatsanwaltschaft ihre Anklage modifiziert: M. muss sich nun wegen doppelten Totschlags verantworten.
Das Motiv war zunächst noch nicht Gegenstand der Verhandlung. M. soll aber an psychischen Störungen leiden. Bei Verfahrenseröffnung hat das Gericht den Angeklagten darauf hingewiesen, dass er - je nach Ausgang des Prozesses - in eine geschlossene Psychiatrie eingewiesen werden könnte.
M. wird noch eine weitere Tat zur Last gelegt - inwieweit die mit dem Totschlag in Verbindung steht, ist unklar. M., der keinen festen Wohnsitz hat und zuletzt auch in einer Kleingartenanlage wohnte, hatte 2016 noch eine Bautechnik-Firma.
Über die Audi-Bank nahm er einen Kredit über 46.000 Euro für den Kauf eines Audi Q7 auf, den er für seine Firma anschaffte. Allerdings zahlte er nur die ersten beiden Raten in Höhe von jeweils 677 Euro. Als die Bank den Vertrag kündigte und das Autohaus den Wagen zurückverlangte, versteckte M. den Wagen bei einem Mann aus Duisburg.
Der ging schließlich zur Polizei, als M. keine Miete mehr für die Unterbringung des Autos zahlte. Im Januar 2017 konnte die Polizei den Wagen schließlich sicherstellen.
Ob es dem offenbar verschuldeten Markus M. um Geld ging, als er seinen Vater und die Oma tötete? Das ist unklar, scheint aber nicht das Motiv zu sein.
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