Französische Berufsfischer netzten einen erwachsenes Tier. Das Wiederansiedlungsprogramm des Umweltministeriums zeigt damit Erfolg. Zuletzt war ein solcher Tisch vor 65 Jahren ins Netz gegangen.
Rees.
Von einer Sensation sprechen die Wissenschaftler. Freitag vergangener Woche netzten zwei französische Fischer, die normalerweise ihrem Beruf am Fluss Garonne nachgehen, einen erwachsenen Maifisch im Rhein bei Rees. Seit langem galt die Heringsart als ausgestorben. Letztmalig hatte ein Fischer einen Maifisch vor 65 Jahren aus dem Rhein geholt.
Kleine Exemplare waren schon 2010 nachgewiesen worden – das Ergebnis eines Wiederansiedlungsprogramm des Landes-Umweltministeriums. Damals hatten sich die kleinen Fischchen Richtung Meer bewegt. „Nun sind sie als erwachsene unterwegs zu ihren Laichgewässern“, erklärte Andreas Scharbert, der das Projekt leitet. Scharbert ist am Niederrhein kein Unbekannter, schließlich hat der ehemalige Doktorand von Dr. Jost Bocherding, dem Leiter der Außenstelle Grietherbusch der Uni Köln, hierzulande schon viele wissenschaftliche Experimente durchgeführt. Natürlich hat auch Borcherding umgehend vom Sensationsfund erfahren. „Leider habe ich den Fisch nicht mehr sehen können“, teilte er mit. Dieser ist auf dem Weg zur Universität Landau. Dort will man herausfinden, wo er eingesetzt wurde.
„Möglicherweise in Düsseldorf bei der ersten Charge“, kann sich Scharbert vorstellen. Denn diese Tiere sind – wie die ebenfalls 2008 bei Siegburg in der Sieg ausgesetzten Larven – inzwischen erwachsen und müssten auf dem Weg zurück in die Laichgewässer sein. „Dass tatsächlich einer durch das Nadelöhr Rheindelta gekommen ist und bei dem stark befahrenen Rhein bis hierher gefunden hat, ist schon etwas ganz Besonderes“, sagt Scharbert. Borcherding legt noch ein Schüppchen drauf: „Eine Nadel im Heuhaufen zu finden, ist einfacher.“
Fisch geht zur Uni nach Landau
In Landau wird man die Gehörsteinchen der Fische untersuchen, um zu erforschen, wo sie eingesetzt wurden. Die Larven haben nämlich vor ihrem Aussetzen ein Farb-Chemiebad genommen. Die Farbe könnte sich noch heute in den Gehörknöchelchen finden. „Aber diese Methode ist nicht ganz so gut, wie wir uns das zunächst erhofft hatten“, sagt Wissenschaftler Scharbert. Wenn dieser Nachweis nicht erbracht werden kann, gibt es noch die Möglichkeit, den Fisch genetisch zu identifizieren.
Dass es gerade Fische aus Frankreich damit beauftragt wurden, auf Maifischfang zu gehen, ist kein Zufall. „Die Maifische werden mit sogenannten Treibnetzen gefangen“, so Borcherding. Diese sind große Maschennetze, die mit der Strömung runtertreiben. „Eine Fangmethode, die deutsche Fischer nicht mehr beherrschen“, so Scharbert.
HINTERGRUND:
Im Rhein-Neckar-Kreis war in der vergangenen Woche ein Maifisch in der Nähe eine Kraftwerkes gefangen worden. Der vom Aussterben bedrohte Fische war dort seit mehr als 80 Jahren nicht mehr gesichtet worden. Der Maifisch, sein lateinischer Name lautet Alosa alosa, gehört zur Gruppe der Heringe.
Ebenso wie der Lachs legt der Maifisch in den Flüssen sehr lange Strecken zurück, um in seine Laichgebiete zu gelangen. Allerdings kehrt er nicht unbedingt an den genauen Einsatzort zurück, so Andreas Scharbert.