Duisburg. Er trägt Oberlippenbart, galt als einer der erfolgreichsten Mordermittler Deutschlands, nutzte teils ungewöhnliche Ermittlungstaktiken. Sein Revier: Duisburg und Umgebung.
Nein, es geht nicht um die fiktive Tatort-Figur Horst Schimanski. Im Ruhrgebiet ermittelte über Jahre „der wahre Schimanski“. So nennt sich Heinz Sprenger in seinem gleichnamigen Buch, das 2017 erschienen ist.
Dort schreibt er über perfide Morde, Beweggründe eines Mörders und komplizierte Ermittlungsarbeiten.
Warum nennt sich Sprenger „der wahre Schimanski“?
„Schimanski hat den Gerechtigkeitssinn über sein eigenes Wohl gestellt“, nennt der ehemalige Leiter der Duisburger Mordkommission eine Parallele. Der volle Einsatz für den Beruf sei eine weitere Gemeinsamkeit. Sprenger: „Ich verlangte immer 130 Prozent von meinem Team und mir selbst“. Und der wohl offensichtlichste Grund: Beide ermittelten in und um Duisburg.
Einen ähnlichen Bekanntheitsgrad wie die Tatortlegende hat Sprenger durch die Aufklärung der Mafia-Morde erlangt. Vor einem italienischen Restaurant werden 2007 sechs Männer von einem Killerkommando mit 54 Schüssen ermordet.
Doch einen entscheidenden Unterschied zwischen Kultfigur und echtem Ermittler sieht er doch. „Asoziale Geschichten möchte ich nicht auf mich herunterbrechen“, stellt Sprenger klar. Im Tatort prügelte und fluchte Schimanski, dabei griff er einige Mal zum Alkohol. Ein absolutes No-Go, findet der gebürtige Mülheimer.
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Verkleidet als Obdachloser
Sprenger kann beinahe eine Aufklärungsquote von 100 Prozent vorweisen. Ehrgeiz, Akribie, aber auch ungewöhnliche Ermittlungswege machten ihn zu einem der erfolgreichsten Mordermittler Deutschlands.
So schildert er einen Fall, in dem Erpresser Geld von Imbissbudenbesitzern forderten. Die Lösegeldübergabe sollte hinter einer Telefonzelle stattfinden. Um die Täter möglichst unauffällig beobachten zu können, zog sich Sprenger alte Klamotten an und mimte einen Obdachlosen. Ausgerüstet mit einer Schnapsflasche harrte er aus, ließ sich sogar von Kindern mit Dosen beschmeißen.
Doch er war erfolgreich: Die Täter konnten gestellt werden.
Das Opfer anhand der Brustimplantate identifiziert
Ein weiterer ungewöhnlicher Fall, über den er in seinem Buch schreibt: Eine Millionärin aus dem Raum Duisburg lebte in Spanien. Ihr Sohn machte sich Sorgen, ging davon aus, dass sie umgebracht wurde. Sprenger reiste mit einigen Kollegen auf die iberische Halbinsel, die Zusammenarbeit mit den spanischen Kollegen gestaltete sich dabei nicht immer als leicht.
Nach mehreren Reisen und einem schweren Verdachtsmoment wurde das Team fündig. Letztlich konnten sie die verbudelte, starkverweste Leiche unter anderem an ihren Silikonimplantaten identifizieren.
Sie fanden seine Lederjacke schön und mordeten
Einige Morde schockieren nicht wegen ihrer Grausamkeit, sondern weil das Mordmotiv erschreckend simpel ist. So gefiel in den 70ern drei Jugendlichen die Lederjacke eines Besuchers der Kirmes in Duisburg-Beeck. Sie folgten der Person, töteten sie und ließen die Leiche in einem Bachlauf liegen. Ein Fall, der zeigt, aus welch nichtigen Gründen Menschen bereit sind, zu töten.
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„Der wahre Schimanski – Meine spektakulärsten Fälle als Duisburger Chefermittler“ ist im Riva-Verlag erschienen und kostet 19,99 Euro.