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Kopftuchverbot in Duisburger Sportverein: „Religion und Politik haben beim Sport nichts verloren“ – die traurige Wahrheit hinter dem Spruch

Kopftuchverbot in Duisburger Sportverein: „Religion und Politik haben beim Sport nichts verloren“ – die traurige Wahrheit hinter dem Spruch

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Diese Mutter wurde wegen ihres Kopftuches aus dem Fitnesscenter geworfen. Foto: Funke Foto Services
  • Ein Duisburger Sportverein verwies eine muslimische Mutter wegen ihres Kopftuchs aus dem eigenen Fitnesscenter
  • Die Begründung: Religion und Politik hätten beim Sport nichts verloren
  • Dieser Spruch birgt insofern Gefahr, als dass er auch von Rechtsextremen oft benutzt wird, um politische Gegner zum Schweigen zu bringen
  • Brisant: Der Vorsitzende des Duisburger Sportvereins hat bei Facebook rechtspopulistische Seiten mit „Gefällt mir“ markiert

Duisburg. 

Seit Tagen schlägt die Diskussion um einen Sportverein aus Duisburg hohe Wellen.

Der BSF Hamborn 07 Top-Fit hatte zwei muslimischen Kindern die Teilnahme an einem Tanzkurs verwehrt, weil die Mutter ein Kopftuch trug, als sie ihre Töchter dort anmelden wollte (hier die ganze Geschichte).

Udo Salzburger, der Vorsitzende des Clubs mit 3.500 Sporttreibenden, verwies auf die Satzung des Vereins. Dort steht: „Der Verein hat zur Aufgabe, nach dem Grundsatz der Freiwilligkeit und unter Ausschluss von parteipolitischen, konfessionellen, beruflichen, rassischen und militärischen Gesichtspunkten den Sport zu fördern.“

Im Gespräch mit DER WESTEN fasst Salzburger diese Worte kurz zusammen: „Politik und Religion haben beim Sport nichts verloren.“ Der Verein wolle Neutralität wahren (hier alle Aussagen des Vereinsvorsitzenden).

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Beliebter Spruch unter Rechtsextremen

Aus welchen Motiven der BSF Hamborn sich wirklich zu diesem Satzungspunkt entschieden hat, wissen nur die Vereinsverantwortlichen und die Teilnehmer der Mitgliederversammlung.

Aber Fakt ist: Die Forderung, Politik und Religion hätten im Sport nichts zu suchen, hat mehr als nur einen faden Beigeschmack.

Denn Rechtsextreme benutzen diesen Spruch gerne, um Menschen zum Schweigen zu bringen, die sich gegen Rassismus und Fremdenhass einsetzen. In deutschen Fußballstadien hören Fans diese Worte immer wieder, wenn sie sich mit Spruchbändern oder Gesängen für Toleranz einsetzen wollen.

Politik untrennbar vom Sport

Borussia Dortmund ist einer von vielen Fußballvereinen, die ihre Fans in Bezug auf solche Herangehensweisen der rechtsextremen Szene aufklären. „Die gesellschaftlichen Diskussionen machen nicht vor den Stadiontoren Halt, sie beschäftigen alle“, stellt der BVB auf seiner Homepage klar.

Weiter heißt es dort: „Fakt ist, dass wir selbst in den neunzig Minuten, die unserem Klub gehören, in der Realität stehen – so sehr wir uns vielleicht auch eine Auszeit davon wünschen. Das ist die eine, die politische Seite des Geschehens. Sie ist untrennbar mit der sportlichen Seite verbunden, denn Sport ist kein politisch luftleerer Raum. Die Bedingungen, unter denen er stattfindet, entscheiden wir alle – gerade als Fans. Deshalb ist es wichtig, dass wir nicht aufhören, auf die Dinge hinzuweisen, die neben dem Platz schief und zu Lasten der Betroffenen gehen.“

Sportfans diskutieren seit jeher hitzig über den Spruch, Politik und Religion hätten im Sport nichts verloren. Auch in der Diskussion um das Kopftuchverbot beim BSF Hamborn geriet dieser Spruch in den Fokus.

Der Vereinsvorsitzende findet: „Mit dem Aufreger um die Kopftuchträgerin werden wir in eine Ecke gestellt, in die wir nicht gehören.“

Vereinsboss folgt bei Facebook Rechtspopulisten

In welche politische Ecke gehören Vereinsboss Salzburger und sein Club denn tatsächlich? Salzburgers öffentliches Facebook-Profil bringt in dieser Diskussion brisante Details ins Spiel. Dort markierte er zum Beispiel nur einen einzigen Politiker mit „Gefällt mir“: den rechtspopulistischen Hardliner Heinz-Christian Strache.

Der Österreicher ist Vorsitzender der rechtspopulistischen FPÖ. Er warnt häufig vor „Islamisierung“ und „Überfremdung“. SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hatte Strache einst als „Nazi“ bezeichnet.

Außerdem folgt Salzburger bei Facebook dem Blog „Informationsschalter“, der gegen Islam, Einwanderung oder den linken politischen Flügel Stimmung macht.

Als wir den Vereinsboss mit seinen Aktivitäten bei Facebook konfrontierten, antwortet er: „Ich kann Ihnen leider nicht erklären, warum die beiden Seiten von mir mit ‚Gefällt mir‘ markiert wurden.“

Wenig später ist Salzburgers „Gefällt mir“-Angabe für Strache verschwunden.

Die ersten Mitglieder beschwerten sich in den vergangenen Tagen lautstark im vereinseigenen Fitnesscenter über die Ablehnung der muslimischen Mädchen. Ob auf den Verein eine Abmeldungswelle zukommt, werden die kommenden Tage zeigen.