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Gewaltsam eskalierter Polizeieinsatz in Duisburg-Bruckhausen: Warum der Fall immer noch für Wirbel sorgt

Gewaltsam eskalierter Polizeieinsatz in Duisburg-Bruckhausen: Warum der Fall immer noch für Wirbel sorgt

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Die Reinerstraße in Duisburg-Bruckhausen. Foto: DERWESTEN

Duisburg. 

Ein Polizeieinsatz in Duisburg-Bruckhausen vor einem Jahr hat für mächtig Wirbel gesorgt: Was damit begann, dass eine Streifenwagenbesatzung an der Reinerstraße mehrere Falschparker kontrollieren wollte, endete in einem Massenauflauf auf der Straße und Polizeigewalt.

Der Fall beschäftigt heute noch die Justiz. Nachdem sich zunächst einer der Falschparker geweigert hatte, eine entsprechende Geldstrafe zu zahlen, hat jetzt auch ein beteiligter Polizist Widerspruch gegen die Freiheitsstrafe zur Bewährung eingelegt, die die Staatsanwaltschaft per Strafbefehl beantragt hatte.

Zwei Verfahren laufen.

Was war passiert?

Am Abend des 25. Juni 2017 war die Polizei gegen 19.40 Uhr an der Reinerstraße unterwegs und wollte dort ein Verkehrsdelikt aufnehmen. Mehrere Autos hätten „kreuz und quer geparkt“, sagte Polizeisprecherin Daniela Krasch damals im Gespräch mit DER WESTEN.

Polizeieinsatz in Duisburg-Bruckhausen: Beamte trennen Massenauflauf

Ein Fahrzeughalter (37) filmte und störte den Einsatz. Die Polizei überprüfte den Mann, seine Personalien wollte er nicht herausgeben. Immer mehr Menschen kamen hinzu, von denen einige versucht haben sollen, den 37-Jährigen von den Polizisten wegzuholen.

Die Polizisten riefen Verstärkung und trennten die aufgebrachte Menge, die zu Spitzenzeiten bis zu 250 Personen gezählt haben soll. Die Beamten benutzten dafür auch Pfefferspray. Zwei Menschen kamen in Gewahrsam.

Was zunächst klang wie eine mittlerweile „durchschnittliche“ Konfrontation von Gut (Großaufgebot der Polizei) gegen Böse (aufgebrachter Mob), entpuppte sich aber im Laufe der folgenden Tage als etwas komplizierter: Im Netz tauchte ein Video des Polizeieinsatzes an der Reinerstraße auf, das zeigen sollte, wie sehr dieser eskaliert ist.

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• Mehr zum eskalierten Polizeieinsatz in Duisburg-Bruckhausen:

Nach Tumult in Duisburg-Bruckhausen: Strafbefehl gegen Polizisten beantragt

„Asozial, nicht hinnehmbar“: Darum verteidigt OB Sören Link weiter die Polizisten nach Einsatz in Bruckhausen

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Auf der Aufnahme einer Überwachungskamera in einem Treppenhaus ist zu sehen, wie Polizisten Mehmet K. (einer der vorherigen Falschparker) in den Schwitzkasten nehmen, festhalten und ihm die Beine wegtreten, bis er fällt.

Dort liegend und mittlerweile wehrlos, tritt einer der Polizisten ihm augenscheinlich gegen den Kopf. Erst dann fixieren die Beamten den Mann. Nach dem Vorfall musste Mehmet K. ins Krankenhaus (>> Mehr Bilder aus der Überwachungskamera findest du hier).

Hinzu kommt, dass Mehmet K. von sich selbst sagt, er habe zuvor gar nicht geparkt, sondern nur kurz gehalten, um eine Wasserpumpe auszuladen. Ein weiteres Video, auf dem die Ausladeaktion zu sehen ist, sollte das beweisen (>> Alles zu diesem Video liest du hier).

Video zeigt, wie Polizisten Gewalt anwenden

Im Nachgang des eskalierten Polizeieinsatzes ermittelte die Staatsanwaltschaft Duisburg wegen unangemessener Gewalt (>> Hier die Details). Ein Disziplinarverfahren lief an gegen den Polizisten, der Mehmet K. gegen den Kopf getreten haben soll. Der Beamte wurde vom Dienst suspendiert.

Mehmet K. soll laut Ruhrorter Amtsgericht 5400 Euro Geldstrafe wegen Widerstands zahlen. Er weigert sich jedoch und will den Fall in einem Verfahren vor Gericht entscheiden lassen.

Auch der suspendierte Polizist will die von der Staatsanwaltschaft beantragte Bewährungsstrafe nicht hinnehmen. Wie der Fall ausgeht, ist also auch ein Jahr danach noch offen.

Polizeisprecher Ramon van der Maat sagt dazu auf Nachfrage: „Solange das Verfahren nicht abgeschlossen ist, macht der betroffene Polizist keinen Dienst.“

Oberbürgermeister Sören Link verteidigte Einsatz

Der Vorfall beschäftigte auch Oberbürgermeister Sören Link: Er verteidigte im Sommer 2017 das Vorgehen der Polizisten und sagte damals, das Verhalten der Festgenommenen sowie der Menschen, die sich drumherum versammelt hatten, sei „asozial“ und „nicht hinnehmbar“. Mit aller Härte müsse dagegen vorgegangen werden (>> Den ganzen Artikel kannst du hier nachlesen).

Diese Haltung brachte Link auch Kritik ein – vor allem von der Türkischen Gemeinde in Duisburg, denn Mehmet K. ist türkischer Herkunft.