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Dortmund: Beim Training mit der „stärksten Frau Deutschlands“ – HIER kam ich an meine Grenzen

Mit einer Rekordhalterin und der „stärksten Frau Deutschlands“ beim Training mithalten wollen? Ich habe in Dortmund den Selbsttest gewagt.

© Chaleen Goehrke/ DER WESTEN

Das ist das Gamehouse in Dortmund

Ähnlich wie bei "Schlag den Star" - wir haben das neue Spielerlebnis getestet.

Wer einen Umzug plant, der hat den Jackpot gezogen, wenn Sina Ruppenthal mit anpackt. Sperrige Schränke, Betten und Tische sind für sie ein Klacks. Immerhin hat die 25-Jährige es sonst mit ganz anderen Kalibern zu tun. Sei es einen 101 Kilogramm schweren Baumstamm über den Kopf zu wuchten oder ein Feuerwehrauto hinter sich herzuziehen. Nicht umsonst trägt die Dortmunderin den Titel „Stärkste Frau Deutschlands“.

Dennoch wage ich den Versuch und will beim Training in der Crossfitbox in Dortmund, wo die Studentin auch als Functional-Fitness-Coach arbeitet, mitmachen. Beim direkten Bizeps-Vergleich stinke ich noch „leicht“ ab, dennoch bin ich voll motiviert und optimistisch, beim Training mit der „stärksten Frau Deutschlands“ mithalten zu können. Eine maßlose Überschätzung, wie ich kurz darauf zu spüren bekomme. Bei einer Übung stoße ich an meine Grenzen.

Knallhartes Training in Dortmund

Sina Ruppenthal verbringt jeden Tag mehrere Stunden in der Crossfitbox in Dortmund – entweder gibt sie Kurse oder trainiert selbst. Und genau dort treffen wir uns. Der sogenannte Strongwoman-Sport vereint mehrere Kraftsport-Disziplinen. Es geht nicht nur darum, möglichst schwere und unhandliche Dinge zu heben, ziehen oder stemmen, sondern auch immer wieder die Grenzen des eigenen Körpers zu überwinden.

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Überwindung und Grenzen kennenlernen ist auch mein Motto an diesem Tag, wie ich noch feststellen werde. Mein Training beginnt mit dem „Log Lift“, also dem Heben eines baumstammähnlichen Geräts. Mit etwas mehr als 25 Kilogramm starte ich. Kein Problem, denke ich mir, nachdem Sina das Gerät locker und geschmeidig über ihren Körper gleiten lässt und anschließend über den Kopf hebt.

Sina Ruppenthal gibt Reporterin Tipps beim „Log Lift“. Foto: Chaleen Goehrke/ DER WESTEN

Ich versuche zunächst, das Gerät nur durch die Kraft meiner Arme hochzuheben – ein Anfängerfehler! „Die Kraft kommt hier aus den Beinen“, wie der Profi mir erklärt. Und danach schaffe ich auch meinen ersten „Log Lift“. Stolz wie Bolle klatsche ich mit meiner Trainerin ab, doch der Höhenflug hält nur kurz an, nachdem Sina Ruppenthal mir erzählt, dass die 25 Kilo bei Weitem nicht mal ihr „Aufwärmgewicht“ seien. Okay, danke, den Seitenhieb stecke ich ein.

Sina Ruppenthal hebt 25-Kilo-Gerät spielend leicht über dem Kopf. Foto: Chaleen Goehrke/ DER WESTEN

Übermut tut selten gut

Die nächste Disziplin, nämlich Sandsäcke heben und damit rennen, gehört mir. Das nehme ich mir zumindest vor. Und mein Plan geht zunächst auf. Meinen Sandsack trage ich zunächst wie ein Kuscheltier vor meinem Bauch her. Immer wieder soll ich ein paar Meter möglichst schnell auf und ab gehen. Ich werde übermütig und fordere Sina zu einem kleinen Wettrennen auf. Zugegebenermaßen ist ihrer etwas größer als meiner – wie ich finde nur fair. Immerhin hat sie mir einige Trainingseinheiten voraus.

Es geht los und voller Motivation renne ich los, nach drei Runden lässt Sina Ruppenthal den Sandsack fallen. Ich feiere mich als Siegerin. Doch das Lachen vergeht mir kurz darauf, als ich ihren Sandsack heben will. Denn während ich nur 30 Kilo vor mir herschleppen musste, waren es bei Sina 55 Kilo! Keine Chance für mich, den Sandsack überhaupt hochzuheben – hier komme ich das erste Mal richtig an meine Grenzen.

Sina bricht Vorurteile und Rekorde

Zum Abschluss machen wir eine „Front Hold“-Übung. Das heißt, wir lehnen uns in einer sitzenden Position, die Beine im 90-Grad-Winkel, an eine Wand und halten ein Gewicht mit ausgestreckten Armen vor unseren Körper. Hierbei kommen wir ins Schwitzen, aber auch ins Plaudern über Vorurteile in ihrer Sportart. „Auf der Straße werde ich nicht angesprochen, weil ich glaube, dass die Leute Angst haben – warum auch immer. Im Internet gibt es manchmal blöde Kommentare, aber darüber kann ich hinwegschauen“, sagt sie selbstbewusst. Denn sie will eine klare Message nach draußen tragen: Eine Frau kann schön, feminin UND stark sein.


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Sina Ruppenthal bricht nicht nur Vorurteile, sondern auch Rekorde. Die „Stärkste Frau Deutschlands“ ist nämlich frisch gebackene Weltrekordhalterin. In der Sat.1-Show „Guinness World Records – Die große Show der Weltrekorde“ hob und warf sie in nur 37,44 Sekunden zehn Männer auf eine Matte. Das schaffte vor ihr niemand so schnell. Die Männer waren alle zwischen 60 und 70 Kilogramm, genau meine Gewichtsklasse. Lebensmüde wie ich bin, wollte ich es also selbst ausprobieren. Diese Herausforderung nahm die Sportlerin natürlich gerne an.

Reporterin wird auf die Matte geschickt

Zur Sicherheit stellt Sina eine dicke Matte auf, danach packt sie mich an Oberarm und der Innenseite meines Oberschenkels. Wichtig hierbei: Spannung im Oberkörper bewahren. Und ehe ich mich versehe, liege ich erst auf Sinas Schultern – und kurz darauf auf der Matte. Mit einer ruckartigen Bewegung hebt sie mich über ihren Kopf und wirft mich auf die Matte. Der Fall ist deutlich schneller und unsanfter, als ich es mir vorgestellt hatte – aber ich wollte es ja so. Scherzhaft sage ich, dass wir nun die Positionen tauschen und ich sie fliegen lasse. Doch davor muss ich wohl erst noch ein bisschen mehr trainieren.

Mein Fazit: Zum aktuellen Zeitpunkt mache ich mich offenbar besser als Trainingsutensil denn als Kraftsportlerin. Doch wenn ich beim Training und im Gespräch mit Sina Ruppenthal eins gelernt habe, dann, dass alles möglich ist, solange der Wille und die eiserne Disziplin nur da sind.