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Lauter Protest gegen Gänsereiten in Wattenscheid

Lauter Protest gegen Gänsereiten in Wattenscheid

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Bochum. 

Auch in dieser Session hagelt es Kritik am Wattenscheider Gänsereiten: Bei dem alten Karnevalsbrauch wird toten Gänsen der Kopf abgerissen.

Seit Jahren kommt es im Vorfeld des Wattenscheider Gänsereitens immer wieder zu Protesten gegen diesen traditionsreichen Karnevalsbrauch. Vor fünf Jahren marschierte sogar die Polizei auf, um den geordneten Ablauf des Umzuges und des Gänsereitens in Sevinghausen und Höntrop sicher zu stellen. In diesem Jahr protestiert das „Bündnis gegen das Bochumer Gänsereiten“ mit Infoständen und Unterschriftenlisten. Es spricht drastisch von einem „widerwärtigen Schauspiel“.

Doch damit nicht genug: „Zur Unterstützung unseres Anliegens haben wir mit Datum vom 20. Februar Strafanzeige wegen des Verstoßes gegen das Jugendschutz- und Tierschutzgesetz gestellt“, sagt Thorsten Arnold für das Bündnis. Bereits vor einigen Jahren sammelten die Tierschützer über 2500 Unterschriften, die sie beim damaligen Oberbürgermeister Ernst-Otto Stüber abgaben. In den vergangenen Jahren gab es mindestens seit 2003 immer wieder den Versuch, über Strafanzeigen das Gänsereiten mit echten Gänsen zu stoppen.

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„Ich empfinde das als Unkultur“

Am vergangenen Samstag sammelten die Aktivisten Unterschriften auf dem Dr.-Ruer-Platz. Der Bochumer Thorsten Meding ist jemand, der sich mit seiner Unterschrift für ein Verbot des Gänsereitens einsetzt. Er sagt: „Ich empfinde das als eine Unkultur, obwohl ich sehr gerne Karneval feiere.“ Andere Passanten wiederum reagieren eher gleichgültig.

Die beiden Vereine in Wattenscheid halten trotz der Proteste am Gänsereiten mit echten Gänsen fest. Immer wieder wird dabei auf die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichende Tradition verwiesen. Der Überlieferung nach sollen es spanische Söldner gewesen sein, die den Brauch importierten. Das Kindergänsereiten findet seit 2006 nicht mehr mit echten Gänsen statt, vielmehr müssen Kinder Hufeisen mit einer Reitgerte ergattern.

Thorsten Arnold verweist auf die Nachbarstätte Dortmund und Essen sowie ähnliche Bräuche im Sauerland, etwa in Bühren: „Das Gänsereiten gibt es dort immer noch, allerdings reißen die Teilnehmer nicht mehr einer echten Gans den Kopf ab, sondern einer Attrappe.“ Besonders erfindungsreich sind die Sauerländer. In dem grünen Gefäß befindet sich eine Wasserflasche. Über eine bestimmte Technik wird die Halsattrappe mehr und mehr durchfeuchtet, so dass sie von Ritt zu Ritt leichter abzutrennen ist.

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