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Der bewegende Facebook-Post einer Bergmannsheil-Krankenschwester

Der bewegende Facebook-Post einer Bergmannsheil-Krankenschwester

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Foto: dpa

Krankenschwester aus dem Bergmannsheil meldet sich bei Facebook zu Wort

„Mitarbeiter reißen sich den Arsch auf“

Sie geht mit mulmigem Gefühl zur Arbeit

Bochum. 

Eine Krankenschwester aus dem Bergmannsheil in Bochum hat sich bei Facebook gemeldet. Und ihre ganz eigene Sicht der Dinge geschildert.

Seit 20 Jahren arbeitet Andrea Frochte in dem Krankenhaus in der Unfallchirurgie als Krankenschwester.

Sie war am schicksalsvollen Freitag arbeiten, als in der sechsten Etage der Klinik ein Feuer ausbrach. Und ist heute wieder arbeiten gegangen.

Mulmiges Gefühl während der Arbeit

Allerdings mit einem mulmigen Gefühl.

„Es brennt nachts, es brennt auf einer Station in der sechsten Etage im ältesten Teil der Klinik, in dem die mit am schwierigsten zu evakuierenden Patienten liegen. Es brennt, weil ein Mensch sich selber angezündet hat. Klingt für mich nicht nach Ernstfall sondern nach Horrorfilm. Und in Anbetracht dieser Tatsachen frage ich mich, wie geht es weiter?“

„Show must go on“ ist unangebracht

Das Motto „Show must go on“ ist Andrea Frochtes Meinung nach vollkommen unangebracht.

„Es ist eine Tatsache, dass alle Mitarbeiter und Retter in dieser schlimmen Nacht alles gegeben haben und nicht nur meine sondern ganz Bochums absolute Helden sind!

Es kann aber auch keiner abstreiten, dass wir hier haarscharf an einer absoluten Katastrophe mit weitaus schlimmeren Ausgang vorbei geschrammt sind.

Da war nicht nur eine ordentliche Portion Glück dabei, sondern wir haben in Extremform gesehen, was Mitarbeiter im Bergmannsheil, Feuerwehrmänner und alle anderen in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und und und täglich machen:

Sich für kranke Menschen, ohne Rücksicht auf sich selbst, den Arsch aufzureißen!“

Lehren aus der Katastrophe ziehen

Sie regt dazu an, Lehren aus der Katastrophe zu ziehen.

„Angefangen beim Nachtdienst, der auf den meisten Stationen immer noch alleine bis zu 40 Patienten über die Nacht bringen muss. Ich habe ihn lang genug gemacht und am Ende des Dienstes war ich oft einfach nur dankbar, dass zumindest alle Patienten die Nacht überlebt haben.“

Damit entgegnet sie Kommentaren, die sie in den letzten Tagen immer wieder erreicht haben und die sie “ ziemlich aufgewühlt“ haben:

„Warum hat man der Patientin nicht eher die Suizidneigung angemerkt oder Wieso konnte das Feuer so ausarten, wo war das Pflegepersonal?“

Kein Psychologen-Stab im Traumazentrum

Andrea Frochte kritisiert auch die Tatsache, dass in einem der größten Traumazentren in NRW kein Stab von Psychologen bereit stehe.

Stolz ist die Krankenschwester trotzdem auf ihre Kollegen: „Wie immer sind viele Bergmannsheiler bereit, viel zu geben. Sich selbst und ihr Privatleben/ ihre Lieben daheim auch oft hinten an zu stellen aus Loyalität ihren Patienten, ihren Kollegen, ihrem Haus/Arbeitgeber gegenüber.“

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(fb)