Veröffentlicht inBochum

Junggesellenabschiede bei Wirten im Bermuda-Dreieck unbeliebt

Junggesellenabschiede bei Wirten unbeliebt

41670539--543x199.jpg
Foto: Gero Helm / WAZ FotoPool

Bochum. 

Junggesellenabschiede im Bermuda-Dreieck sind bei Hochzeitern beliebt. Die meisten Wirte sind weniger begeistert.

„Geil hier!“, ruft Sven (30), nimmt noch’n Schluck Bier, steigt auf die Sitzbank und lässt sein stilisiertes Baströckchen schwingen. „Ich heirate – 24.9.2011“, prangt auf seinem T-Shirt. Es ist Samstag, es ist Junggesellenabschied im Bermuda-Dreieck. Ein großer Spaß für Bräute, Bräutigame und ihren Anhang. Ein Ärgernis für viele Gastronomen und Gäste auf der Party-Meile.

Sven ist mit seinen fünf Kumpel aus Datteln herübergefahren. Die 15 Freundinnen von Kerstin (32) aus Unna finanzieren ihren Party-Bus mit dem Verkauf von Frikadellen und Pornos. Tabea (24), die mit ihrer Mädelsclique aus Neuenrade angereist ist, offeriert Sexspielzeug im Bauchladen. „Ein Club neben dem andern: Wo kann man besser feiern als hier?“, strahlen die Heiratskandidaten, die mit reichlich Proviant durch das Kneipenviertel ziehen.

„Junggesellenabschiede braucht kein Mensch“

Samstagabend: Das ist seit einigen Jahren der Junggesellen-Abend im Bermuda-Dreieck. Kurz vor dem Ja-Wort zwängen sich Männer und Frauen zur Gaudi ihrer Freunde in mehr oder weniger originellen Outfits und ziehen von Bar zu Bar. Pinkfarbene Häschen-Kostüme (für Ihn) oder knappe Krankenschwester-Kittel (für Sie, gern auch für Ihn) sind besonders beliebt.

Die Gastwirte sind mäßig begeistert. „Junggesellenabschiede braucht kein Mensch. Wir auch nicht“, findet Anke Heinemann, Managerin der Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) Bermuda3Eck, klare Worte. „Nichts gegen halbwegs gesittete Besucher. Aber viele Gruppen sind einfach nur peinlich, aufdringlich und belästigen mit ihren Verkaufsspielen die Gäste.“

Zwar gilt nur in wenigen Lokalen („Freibeuter“) ein Verbot für Junggesellenabschiede. „Wenn’s zu doll wird, machen die Wirte aber vom Hausrecht Gebrauch“, weiß Anke Heinemann. So auch im „Lennox“. „Solange die Leute nichts verkaufen oder nicht zu laut sind, sind sie willkommen“, sagt Kellnerin Dilan Aslan. Wer übertreibe, müsse gehen.

Die meisten Betriebsleiter und Besitzer stimmen ihr zu. Bei Heidemarie Perovic, Chefin der „Angels Lounge“, dagegen müssen die Feiernden draußen bleiben: „Ich möchte nicht, dass sich unsere Gäste gestört fühlen. Junggesellenabschiede bringen rotzfreche und unmögliche Leute mit sich. Deswegen dürfen sie grundsätzlich nicht zu uns.“

Kein Einlass für Schnapsdrosseln mit Bauchtheke

Im „Three Sixty“ kann ein Tisch reserviert werden. Doch es wird schon im Vorfeld selektiert, wer feiern darf und wer nicht. „Gegen eine nette Runde, in der gepflegt gespeist und getrunken wird, ist nichts einzuwenden“, sagt Betriebsleiter Ünal Dogan. Schrill verkleidete Schnapsdrosseln mit Bauchtheke werden aber nicht hineingelassen.

Die „nette Form“ bitte er gerne an den Tresen, sagt auch Freimuth Tigges, Wirt des Bermuda-Urgesteins „Pinte“. Aber den Großteil nicht: „Die meisten Leute machen sich doch zum Affen. Ich kann niemanden brauchen, der seinen eigenen Schnaps in meinem Laden verkauft.“

Im Biergarten am Mandragora sind Junggesellenabschiede seit diesem Jahr wieder erlaubt. Dort dürfen Schnäpse, Kondome, Kulis und was den Hochzeitern noch so einfällt verkauft werden.