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Gegen Schrotthäuser ist die Stadt Bochum machtlos

Gegen Schrotthäuser ist die Stadt machtlos

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Foto: Ingo Otto / WAZ FotoPool
„Wer unternimmt etwas gegen diese Schandflecken?“ Liesel Riechmann mag den Verfall in ihrer Nachbarschaft nicht mehr hinnehmen. „Wir sammeln Unterschriften und werden die Oberbürgermeisterin persönlich um Hilfe bitten.“ Das war im Herbst 2011. Passiert ist nichts. Die Ruinen an der Dannenbaumstraße verrotten weiterhin.

Bochum. 

Zersplitterte Fenster und bröckelnde Dächer und Fassade inmitten ordentlicher Wohnsiedlungen, verwilderte Gärten und Höfe voller Unrat und Dreck direkt neben gepflegten Ein- und Mehrfamilienhäusern: „Wir haben eine lange Liste unbewohnter Gebäude, die seit Jahren, mitunter Jahrzehnten verfallen“, sagt Ralf Böhler, Abteilungsleiter im Stadtplanungs- und Bauordnungsamt – und bekundet sogleich die „weitgehende Machtlosigkeit“ seiner Behörde. Die Stadt könne allenfalls eingreifen, wenn die öffentliche Sicherheit gefährdet ist. Die Besitzer werden angeschrieben. Auf Kosten der Eigentümer wird eine Absperrung eingerichtet. Böhler: „Wir können für privaten Grund und Boden aber keine Abrissverfügung erwirken. Stellt die Immobilie kein ordnungsrechtliches Risiko dar, sind uns die Hände gebunden.“

Gesetzgeber ist gefordert

An der Dannenbaumstraße in Laer ballen sie längst die Fäuste. Die beschauliche Wohnstraße „zieren“ gleich zwei Schrotthäuser. Die Nummern 30 und 34 seien „furchtbare Schandflecken“, sagt Nachbarin Luise Riechmann, die seit ihrer Geburt hier lebt. Gerne, wie sie betont. Doch die Ruinen lassen die 72-Jährige an ihrer Heimatstadt zweifeln. Seit den 80er Jahren, klagt sie, verkommen die Häuser. Die Eigentumsverhältnisse seien ungeklärt; von einer griechischen Familie ist die Rede. „Fakt ist: Beide Gebäude stehen sind eine Katastrophe.“ Im Backsteinhaus Nr. 34 wüteten bereits die Flammen. Die Scheiben platzten und sind bis heute kaputt. „Immer wieder spielen Kinder in den Trümmern“, beobachtet Liesel Riechmann und fragt: „Wird denn erst was getan, wenn etwas Schlimmes passiert ist?“

Die Stadt hat etwas getan. „Nämlich das, was uns möglich ist.“ Der Bürgersteig vor dem Haus Nr. 30 ist seit über einem Jahr mit Baken blockiert, nachdem Dachziegel heruntergefallen waren. Fußgänger müssen auf die Straße ausweichen. Am Haus Nr. 34 warnt ein Schild: „Betreten verboten“. „Ansonsten haben wir keine Handhabe, da es sich nicht um städtisches Eigentum handelt“, bedauert Ralf Böhler und sieht den Gesetzgeber in der Pflicht: „Hier muss etwas passieren, damit wir effektiver reagieren können.“

„Aus der Verantwortung verabschiedet“

Dass sich die Verwaltung „komplett aus der Verantwortung verabschiedet“, können die Anwohner der Dannenbaumstraße gleichwohl nicht verstehen. Nach einem WAZ-Bericht 2011 hatten sie ihre Ankündigung wahr gemacht und einen Brief mit einer Unterschriftenliste an die OB geschickt. „Wir haben“, sagt Luise Riechmann, „bis heute keine Antwort bekommen.“

In einem besonders erbärmlichen Zustand befindet sich eine ehemalige Villa an der Kohlenstraße 181 in Goldhamme.

Gebäude steht leer

Seit Jahrzehnten, so das Bauamt, steht das Gebäude leer. Einst wurde es von Hausbesetzern in Beschlag genommen. Das große Außengelände ist verwahrlost.

Regelmäßig gehen Beschwerden ein. Auch WAZ-Leser Stefan Burda ist empört: „Niemand im Rathaus interessiert sich dafür.“

Tatsächlich erkennt die Stadt keinen formellen Anlass zum Einschreiten: „Es sieht scheußlich aus, ist wegen der eingrenzenden Mauer aber nicht gefährlich.“