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Bagger frisst sich weiter ins Bochumer Opel-Werk hinein

Bagger frisst sich weiter ins Bochumer Opel-Werk hinein

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Foto: Fischer
Der Abriss des Opel-Lackierei geht ohne große Aufmerksamkeit weiter. Die Anwohner haben mit der Vergangenheit des Werks bereits abgeschlossen.

Bochum. 

Träge wälzt sich der Bagger durch die Überreste dessen, was früher mal eine Etage des Opel-Werks war. Jetzt hängen hier nur noch ein paar Drähte heraus, ein Wellblech schaut unter dem ehemaligen Putz hervor. Dass hier bis vor wenigen Wochen der Autohersteller beheimatet war, daran erinnert mittlerweile wenig. Der Schriftzug ist verschwunden, nur noch die kalten Gebäude bezeugen die früheren Zeiten.

Ein Gitterzaun mit blickdichten Überhängen soll notdürftig verhindern, dass allzu neugierige Blicke sich das Schauspiel vom Untergang des ehemals größten Arbeitgeber Bochums näher betrachten. Doch anschauen wollen sich das sowieso die wenigsten. Ein einsamer Autofahrer fotografiert am Freitagnachmittag kurz mit seinem Handy das Geschehen, sonst bleibt es ruhig am Opelwerk I. Auch in den umliegenden Gebäuden scheren sich die Beschäftigten um den Abriss wenig – sie haben offenbar mit der Sache abgeschlossen: „Bis jetzt ist hier alles ganz leise. Wenn ich beim Abfahren von der Autobahn daran vorbeifahre, dann schaue ich schon mal hin. Aber sonst ist hier alles ruhig“, sagt Cosimo Gulino, 23 Jahre alt, vom anliegenden Reifenhändler.

Kunden sprechen darüber nicht

Und auch die Kunden sprächen über die Geschehnisse auf dem Nachbargrundstück wenig. Es sei allerdings schade um die Arbeitsplätze, und natürlich auch schade um das Gebäude, das man noch anderweitig hätte nutzen können, so Gulino.

Für Gordon Janke, der ebenfalls im Reifengeschäft arbeitet, ist das ganze eine Baustelle ohne viel Faszination: „Als vorher das Gelände noch offen war, da standen hier noch mehr Schaulustige, aber jetzt sind es relativ wenige“, sagt der 36-Jährige.

Einen ganz anderen Blick hat LKW-Fahrer Jörg Lüdtke auf die Lage. Er hatte Kollegen, die bei Opel gearbeitet haben, sieht die Abrissstelle täglich beim Tanken. Er ist höchst unzufrieden mit der Situation. Jeder Schlag, den die Kräne machten, sei ein Schlag ins Gesicht. Aber ändern, ändern könne man eben doch nichts.

Anwohner sind optimistisch

Einen wenig anderen Blick hat Christiane Gust auf die Situation. Zwar hat auch sie abgeschlossen mit der Vergangenheit. Dem Abriss sieht sie ohne große Emotionen zu. Mehr als ein bisschen Gebrumme bekommt sie sowieso nicht mit. Viel optimistischer blickt sie jedoch auf die Zukunft: „Ich bin gespannt, was jetzt rein kommt. Ich fände ja ein Shopping-Center ganz toll“, sagt Gust. Angst vor der Konkurrenz hat sie nicht, die belebe schließlich das Geschäft: „Ich möchte nicht am Ende der einzige Laden sein, der hier übrig bleibt.“