Susanne Riesch arbeitet nach einem schweren Trainingsunfall in der Reha. Die 24-jährige Ski-Rennfahrerin stand uns bei Twitter für ein Interview zu Verfügung. Dabei verriet sie, dass es keinen Plan für ein Comeback gibt. „Erstmal gesund werden, dann kommt der Sport“, schreibt sie.
Essen.
Sieben Stunden Reha am Tag. Fahrrad fahren und sich auf dem
Ergometer schinden. Das ist der Arbeitsalltag von Ski-Rennfahrerin Susanne Riesch – so eintönig wie unumgänglich. Die jüngere Schwester von Maria
Hölf-Riesch arbeitet zur Zeit an ihrem Comeback nach einem schweren
Trainingsunfall, bei dem sie sich in Chile zum zweiten Mal in ihrer Karriere
das Kreuzband riss, uns sich zusätzlich den Schienbeinkopf gebrochen hat.
In ihrer Ferienwohnung in Traunreut entspannt sie nach dem
harten Programm und stellt sich im Twinterview, einem Interview via Twitter,
den Fragen von Redakteur David Nienhaus. Via Handy beantwortet sie kurz und
knapp die Fragen und sagt, „hoffentlich ruft mich in dieser Zeit keiner an –
den drücke ich einfach weg.“
Hallo susanneriesch
(So lautet der Twittername von Susanne Riesch)! Ist das Handy- und Datennetz
ausreichend auf den Bergen dieser Welt um zu twittern?
Susanne Riesch: ruhrpoet (Das ist
der Twittername unseres Redakteurs David Nienhaus) Ja, ich hoffe es 😉
Wie häufig fällt denn dein Blick auf dein Smartphone
und ins soziale Netz an einem normalen Tag?
Riesch: Puh, das
ist ganz unterschiedlich. Es kommt natürlich darauf an, was gerade los ist.
Momentan Handball, Tennis … Mehrmals am Tag.
Du bist mitten in
der Reha nach deiner schweren Verletzung. Ist Twitter eine Möglichkeit, in der
FIS-Welt am Ball zu bleiben?
Riesch: Auf jeden
Fall. Mein Fis-App ist schon sehr oft offen, da ich auf meiner Reha nicht
besonders oft Fernsehen schauen kann.
Was sagst du zu den
Handballern, die gegen Polen verloren haben und zu den Tennisdamen
@sabinelisicki, @juliagoerges und Co?
Riesch: Das ist
natürlich sehr schade. Habe grad bei Twitter gelesen, dass es noch eine
Mini-Chance für Olympia gibt und unsere Tennis – nächster Tweet – Damen
haben sich super geschlagen.
Du twitterst auch
Ergebnisse deiner Schwester Maria und auch von Felix Neureuther. Twitter ist
also nicht nur ein Privatvergnügen?
Riesch: Das
stimmt. Ich möchte gerne, wenn ich schon nicht selber fahren kann, meine
Follower auf dem Laufenden halten.
Wie groß und wie wichtig ist der Zuspruch in den
sozialen Medien in so einer schwierigen Zeit?
Riesch: sehr sehr
wichtig! Ich freue mich über jede Nachricht mit aufmunternden Worten.
Lindsey Vonn (lindseyvonn) ist auch eine begeisterte Twitterin. Seid
ihr ab und an mal genervt von ihrer Handy-Sucht?
Riesch: Überhaupt
nicht. Ich kenne Lindsey Vonn schon sehr lange und freu mich, wenn ich was von
ihr höre bzw. lese 😉
Du hast gejubelt, als du deine Schwester @Maria in der
Twitter-Familie willkommen heißen konntest – mit viel Überredungskunst?
Riesch: Naja, ein
bisschen mussten wir Marcus Höfl (der Ehemann von Maria Hölf-Riesch, Anm. d.
Red.) schon nachhelfen. Aber es ist einfach das beste Medium unsere Fans auf
dem Laufenden – nächster Tweet – zu halten. Maria ist begeistert von Twitter
und bereut ihre Entscheidung sicher nicht.
Die Frage, die du schon 1000. Mal gehört hast: Wie
schwer ist es für dich, in dem Schatten von @Maria zu stehen?
Riesch: Es gab
Tage wie bei Olympia – da war es nicht leicht für mich. Grundsätzlich kann ich
nur von ihr lernen und bin dankbar das es
– nächster Tweet – sie gibt.
Ist dieser „Schatten“ rein sportlich oder
auch eine Vermarktungsangelegenheit?
Riesch: Vermarktungstechnisch
habe ich mich bewusst für ein eigenes Management entschieden. Das ist auch gut
so.
Du hast mal gesagt, es wäre schön, Maria
mal zu schlagen – ist das eins deiner großen Ziele für dein Comeback?
Riesch: Ich war
schon ein paar mal schneller 🙂 Mein Ziel ist es, gesund zu werden und dann
schauen wir weiter.
Dafür drücken wir die Daumen! Wie sieht
konkret dein Fahrplan für dein Comeback aus?
Riesch: Viel
Reha-Training in den nächsten Wochen und Monaten. Einen konkreten Plan gibt es
nicht. Erstmal gesund werden, dann kommt der Sport.
Wie schwer ist es, so eine Verletzung – den zweiten
Kreuzbandriss – auch mental zu verarbeiten?
Riesch: Es war ja
leider auch der Schienbeinkopf gebrochen, Kreuzband und Meniskus gerissen.
Mental schaff ich das auch ein zweites Mal.
Letzte Frage: Was vermisst du am Skizirkus am meisten
in der Reha-Zeit?
Riesch: Naja, das
Rennfeeling, die Anspannung und die Nervosität vor dem Rennen. Das ist schwer
zu beschreiben, was da mit dem Körper passiert – nächster Tweet – und natürlich das reisen.
Ich wünsche dir, dass
du ganz schnell wieder auf die Beine kommst! Danke für deine Zeit!
Es ist ein Interview der etwas anderen Art. „14 Fragen in 140 Zeichen“ heißt die neue Serie bei DerWesten, in der Sportler über den Kurznachrichtendienst „Twitter“ interviewt werden – ein Twinterview. Das Twinterview soll nicht durch den Standard eines normalen Interviews oder besonderen Tiefgang bestechen. Es ist ein Interview für zwischendurch.