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Minimalismus – dieses Stichwort bestimmt momentan den Laufschuhmarkt. Nike hat es mit seinen Free-Modellen vorgemacht, jetzt wollen auch andere Hersteller dem Läufer ein natürliches Laufgefühl vermitteln. Der New Balance Minimus, der ProTouch Oz und der Brooks PureConnect im Vergleich.
Leicht, luftig und den Fuß so wenig führen wie möglich. Der Fuß soll so laufen, wie die Natur es vorsieht. Nike hat es mit seinen Free-Modellen vorgemacht, nun versuchen auch andere Hersteller, den minimalistischen Trend in neuen Schuhmodellen umzusetzen. Der New Balance „Minimus“, der ProTouch „Oz“ und der Brooks „PureConnect“ im Praxistest.
Gefühlt ist selten so viel Brimborium im Vorfeld einer neuen Laufschuhkollektion veranstaltet worden. Seit Monaten macht Brooks die Läuferwelt neugierig auf die neue „PureProject“-Linie. Jetzt sind die vier neuen Schuhmodelle auf dem Markt. Damit will sich Brooks einreihen in den Minimal- und Barfuß-Laufen-Trend – leider ohne Erfolg.
Die „PureProject“-Modelle von Brooks sind leicht, keine Frage. In Größe 44,5 bringt der„PureConnect“ als Damenmodell 233 Gramm auf die Waage. Aber ein Barfuß-Gefühl vermittelt er, der das flexibelste der vier Modelle sein soll, nicht. Das liegt vor allem an der extrem starken Unterstützung des Fußgewölbes. Schon beim Reinschlüpfen fühlt sich der Schuh wie ein Luftkissen an. Ein Barfuß-Schuh ist das definitiv nicht. Trotzdem macht es Spaß, den „PureConnect“ zu laufen. Der Schuh sitzt gut, an der Ferse hat er viel Halt. Die Zehenbox ist schmal, aber nicht zu eng. Die leicht asymmetrische Schnürung ist angenehm, aber dennoch fest. Der Läufer rollt über den dicken Zeh ab. Das wird durch den gespaltenen Zehenbereich begünstigt. Der „PureConnect“ – ein leichter, angenehmer Laufschuh mit guter Passform und einem direkten Gefühl.
Nicht jeder leichte Laufschuh ist automatisch ein Barfuß-Laufschuh
Der ProTouch „Oz“ ist nicht nur das preiswerteste (59,95 Euro) der drei Modelle, sondern auch mit 273 Gramm der schwerste Schuh im Test. Der Schuh wird zwar in der Kategorie „Fußtrainer“ geführt, ist aber ähnlich wie der „PureConnect“ höchstens ein leichter Trainingsschuh statt eines Barfuß-Schuhs. Die Sohle des „Oz“ ist hart und vor allem am Vorderfuß wenig gedämpft, dennoch fühlt sich der Bodenkontakt nicht direkt genug an, um den „Oz“ als schnellen Schuh bezeichnen zu können. Hinzu kommt, dass er groß und weit ausfällt und auch dadurch mehr Ähnlichkeit mit einem Wohlfühl-, statt mit einem Rennschuh hat.
Anders als die beiden ersten Modelle ist der New Balance „Minimus“ der einzige Schuh im Test, der sich wirklich minimalistisch anfühlt. Zwar wiegt er mit 245 Gramm knapp 30 Gramm mehr als der Nike Free, fühlt sich aber deutlich härter an. Der „Minimus“ hat noch nicht mal eine Einlegesohle und so knallt der Fuß anscheinend komplett ungedämpft auf den Asphalt. Der Bodenkontakt ist so direkt und so hart, dass nach einem 10-Kilomemter-Lauf die Knie ein wenig jammern. Doch der „Minimus“ erfüllt das, was man von einem Schuh in dieser Kategorie erwartet: Der Schuh ist leicht und schnell. Und das Wichtigste: Der Fuß muss arbeiten, und das Laufgefühl unterscheidet sich sehr von dem in anderen Laufschuhen.
Fazit: Ein leichter Laufschuh bringt nicht automatisch das Gefühl eines Barfuß-Laufes mit sich. Beim Laufen mit dem New Balance „Minimus“ hingegen wird der Fuß anders beansprucht als in normalen Laufschuhen und der Läufer bekommt ein fühlbar anderes Laufgefühl. Der „PureConnect“ hingegen ist ein leichter, aber solider und angenehmer Trainingsschuh, der für ein wenig Abwechslung im Trainingsschuhalltag sorgen kann. Der ProTouch „Oz“ andererseits ist zwar leicht, fällt aber vom Tragegefühl her eher in die Kategorie Schlappschuh und sticht – außer mit dem Preis – durch nichts besonders hervor.