Essen. Kann man mit einem eingerissenen Meniskus Sport treiben? Was hilft bei Fersensporn? Und was tun bei einem Knorpelschaden im Knie? Diese und andere Fragen beantwortet Sportmediziner Dr. Joachim Schubert dieses Mal in seiner Online-Sprechstunde.
Mit dem Fuß umgeknickt
Hallo, Herr Dr. Schubert, bin vor knapp drei Wochen mit meinem rechten Fuß umgeknickt. Ich hatte zuerst starke Schmerzen, die aber nach kurzer Zeit so gering wurden, dass ich weiterlaufen konnte. Habe trotzdem eine Laufpause eingelegt. Anschließen wollte ich meine ganz normale Runde laufen, bekam aber solche Schmerzen am unteren Teil des Schienbeins, dass ich nach Hause humpeln musste. Die Röntgenaufnahmen haben keinen Bruch festgestellt. Habe trotzdem auch heute noch Schmerzen vorne am unteren Teil des Schienbeins. Was könnte noch gemacht werden, um die Schmerzen los zu werden und wieder laufen zu können? Martin Levermann
Dr. Joachim Schubert: Hallo Herr Levermann, es könnte sich um eine Beschädigung der Syndesmose handeln, das ist ein festes Band, das vorne Schien- und Wadenbein zusammenhält. Lassen Sie sich beim Sportmediziner untersuchen, eventuell muss eine Kernspintomographie durchgeführt werden. Eine derartige Verletzung benötigt eine Schonzeit von 6 bis 8 Wochen.
Weiterlaufen oder nicht, die erste
Ich laufe seit ca 2,5 Jahren Langstrecken (in 2008 bis zum Marathon). Seit gut zwei Monaten habe ich an der äußeren Seite des linken Knies Schmerzen, die sich nach ca. 30-minütigem Lauf einstellen. Beim Röntgen konnten keine Schäden festgestellt werden, jedoch riet mir der behandelnde Orthopäde, mit dem Laufsport aufzuhören. Bei einer Chirotherapheutin wurde ich mit Reizstrom behandelt. Nach einer Woche konnte ich rund eine Stunde wieder schmerzfrei laufen. Weiterlaufen oder dem Rat des Orthopäden zu folgen – was raten Sie mir? Klaus Von Heydebrand
Dr. Joachim Schubert: Wenn Sie Ihr Kniegelenk frei bewegen können ohne Schmerzen, wenn es nicht angeschwollen, gerötet und überwärmt ist, dann laufen Sie weiter. Wenn der Schmerz wieder auftritt, sollten Sie eine Kernspintomographie durchführen lassen.
Weiterlaufen oder nicht, die zweite
Guten Tag, sehr geehrter Herr Dr. Schubert. Ich bin Jahrgang 1960 und laufe seit rund einem Jahr. Vor einem halben Jahr wurde ich am Meniskus operiert. Nach der OP wurden mir durch den behandelten Orthopäden keinerlei Krankengymnastik / Physiotherapie empfohlen bzw. verordnet. Zwischenzetlich konnte ich schmerzfrei laufen. Vor ca. einer Woche traten dann aber wieder Probleme auf, nach einem leichten Training wurde das Knie dick und war in der Beweglichkeit eingeschränkt. Deshalb begab ich mich nochmals zum Orthopäden. Auf Nachfrage erklärte mir dieser Arzt, das Thema „Laufen“ hätte sich für mich endgültig erledigt. Obwohl ich erst seit einem Jahr laufe, möchte ich nicht mehr darauf verzichten. Haben Sie eine Empfehlung für mich? Jörg Henzmann
Dr. Joachim Schubert: Hallo Herr Henzmann, es ist leider immer noch so, dass von vielen Ärzten die richtige Nachbehandlung nach einer Operation am Gelenk vernachlässigt wird und der Patient zu wenig Aufklärung bekommt. Selbstredend ist nach einer Gelenkoperation möglichst zeitnah Krankengymnastik unumgänglich. Das neuromuskuläre System muss wiederhergestellt werden, der Patient braucht wieder Kraft und Bewegung. Ihr Knie ist außerdem noch nicht zur Ruhe gekommen, das heißt, dass entweder noch mechanische Irritationen vorliegen oder eine Entzündung noch nicht ausgeheilt ist. Die Frage an der Operateur muss auch lauten: Wie schwerwiegend ist denn der Knorpelschaden, denn den hat er ja schließlich vor Augen gehabt. Wenn bei einem jungen Mann Ihres Alters eine arthroskopische Operation durchgeführt wird und der Erfolg = Beschwerdefreiheit danach ausbleibt, so sollte der Patient zumindest ausreichend beraten werden, warum dies so ist. Wenn Sie mir mitteilen, in welcher Stadt Sie wohnen, kann ich Ihnen kompetente Kollegen empfehlen.
Sport trotz eingerissenen Meniskus‘?
Hallo Herr Dr. Schubert, muss ein eingerissener Innenmeniskus operiert werden? Kann man mit einem eingerissenem Meniskus weiter moderat Sport treiben? Auch bei leichten schmerzen? Wenn ja,welche Sportarten würden Sie empfehlen? U. Wilsberg
Dr. Joachim Schubert:
Ein eingerissener Meniskus stellt für ein Kniegelenk ein erhebliches Stressmoment dar. Der Meniskus als Faserknorpel ist wesentlich härter als der Gelenkknorpel selbst. Da bei jedem Schritt der Gelenkknorpel über den Meniskus gleitet, wird der Gelenkknorpel bald Schaden nehmen und es entsteht eine Arthrose, ein Gelenkverschleiß. Mit einem Meniskusschaden sollte man auf keinen Fall Sport treiben und mit Schmerzen definitiv überhaupt nicht. Lassen Sie sich bei einem Spezialisten für Gelenkarthroskopie beraten. In den Händen eines erfahrenen Operateurs ist die Meniskus-OP heutzutage eine Angelegenheit, die bestens und schmerzfrei überstanden wird. Danach ist meist das Knie wieder uneingeschränkt belastbar.
Schmerzen von der Leiste ausgehend
Hallo Herr Dr. Schubert. Seit ca. sechs Monaten habe ich Schmerzen beim Laufen im rechten Oberschenkel von der Leiste ausgehend und im rechten Gesäßbereich (ein Druckpunkt), auch nach unten ziehend. Keine Probleme beim normalen Gehen, Schwimmen und Radfahren. Vielleicht können Sie mir einen Rat geben. Habe bis jetzt nur gehört, mit dem Laufen aufhören zu sollen. Krankengymnastik und manuelle Therapie haben wenig Erfolg gebracht. Besser wurde es, als das rechte Bein „langgezogen“ wurde. Heiko Haupt
Dr. Joachim Schubert: Hallo Herr Haupt, es kann sich hier einerseits um eine sogenannte Blockierung der rechten Kreuzdarmbeinfuge (Gelenk zwischen Kreuzbein und Becken) handeln, die ziemlich genau diese Symptome hervorrufen kann, wie sie von Ihnen geschildert werden. Andererseits wäre möglich, dass unter der Laufbelastung doch eine leichte Kompression eines Spinalnervs (der dann ins Becken und Bein zieht) stattfindet – da gegen würde sprechen, dass die Symptomatik besser wird durch einen Extensionszug. Ich würde Ihnen zu einen Untersuchung beim Neurologen raten, findet der keinen krankhaften Befund, dann würde ich zu einem erfahrenen Sportphysiotherapeuten gehen.
Hilfe bei Fersensporn
Ich leide an beiden Füßen am Fersensporn. Ich habe da nun schon vieles versucht. Weichbetteinlagen bringen nicht viel (stetig Schmerzen); ich bekam schon Röntgenreizbestrahlung, Ultraschall sowie Spritzen mit Cortison. Könnten Sie mir hier vielleicht eine andere geeignete Maßnahme empfehlen? Ulrike Klettke
Dr. Joachim Schubert: Hallo Frau Klettke, der Fersensporn weist auf eine Fehlbeastung des Fußes hin. In einer derartig hartnäckigen Situation benötigen Sie die Untersuchung eines erfahrenen „Bewegungsapparat-Spezialisten“, der Rücken-Becken-Bein auf Störungen der Stato-Motorik hin untersuchen wird. Der Fersensporn selbst tut nicht weh, sondern das umgebende Weichteilgewebe, das kann auch manualtherapeutisch behandelt werden. Hüten Sie sich vor „aggressiver“ Medizin.
Knorpelschaden im Knie
Sehr geehrter Herr Dr. Schubert, ich bin 69 Jahre, jogge bis vor einem halben Jahr zweimal wöchentlich jeweils etwa 6-8 km. Im Frühjar 2008 bekam ich Probleme im linken Knie. Folge: Kniespiegelung im Mai 2008. Dabei stellte man einen Knorpelschaden fest, drittgradig. Behandlung mit Spritzen, einige Monate Besserung, doch Joggen nicht möglich. Habe das Joggen jetzt aufgegeben. Walking nur begrenzt möglich wegen der Schmerzen. Privat wurde mir die Rheintorklinik empfohlen. Können Sie dazu etwas sagen? Ich trage ordentlich Laufschuhe mit Einlagen. Was können Sie mir empfehlen bezüglich des Problems im linken Knie? Wolfgang Beck
Dr. Joachim Schubert: Hallo Herr Beck, es wurde Ihnen eine sehr kompetente Praxis empfohlen. Diese Kollegen sind sicherlich von herausragender Kompentenz, wenn es um Gelenkoperationen, insbesondere Gelenkersatz geht und in Einzelfällen sende ich auch Patienten aus Bochum dorthin. Sie sollten dort um Rat fragen. Bei einer drittgradigen Arthrose ist es aber auch durchaus möglich, den fortschreitenden Verschleiß aufzuhalten: Hyaluronsäure-Injektionen, intensives Kräftigung- und Koordinationstraining, Nahrungsergänzungsmittel wie das Präparat Dona 200-S oder eine Magnetfeldtherapie wie zum Beispiel die PST sind dazu in der Lage. Besonders geeignete Sportarten sind das Radfahren und das Kraulschwimmen. Das Joggen sollten Sie definitiv beenden.
Ist eine OP nötig?
Meine Problemmatik besteht in einer Neu-Diagnose nach Therapien mit Gel-Fersenkissen und Kortisonspritzen ins Weichteilgewebe und Sportverbt für acht Monate. Radiologische Diagnose: Insertionsstendinopathie der Plantaraneurose bei Fersensporn mit Knochenmarksödem und deutlich ausgeprägter Plantarafascilitis und angrenzendem Weichteilödem. Jetzt wird mir zu einer OP geraten. Gibt es noch andere Möglichkeiten??? Sandra Niebergall
Dr. Joachim Schubert: Hallo Frau Niebergall, ich würde Ihnen von einer Operation abraten. Es droht die Gefahr einer Narbenbildung und einer weiteren Gewebeschädigung. Ich empfehle Ihnen eine Analyse bei einem Einlagenspezialisten (Pedobarographie) und dann für sie individuell angefertigte Weichbettungseinlagen. Weiter empfehle ich Ihnen, die sogenannte Plantarfascie (das ist die bindegewebige Platte, die die Fußsohle überspannt) und die fußeigene Muskulatur von einem erfahrenen Physiotherapeuten mittels Weichteiltechniken behandeln zu lassen. Ich selbst führe in diesem Fall noch ein sogenanntes „dry needling“, also ein Nadeln der Schmerzpunkte mittels Akupunkturnadeln, durch. Zuletzt sollte man den ganzen Fuß noch durchmobilisieren. Und Sie brauchen etwas Geduld.
Ihre Fragen, bitte!
Haben Sie auch eine Frage an den Laufmediziner? Kein Problem! Dr. Schubert geht in regelmäßigen Abständen auf die gesundheitlichen Probleme und Anliegen der Läufer aus der Region ein. Schreiben Sie eine Mail an dr.schubert@derwesten.de . Die Antworten lesen Sie dann regelmäßig auf www.derwesten.de/schubert .
- Online-Sprechstunde vom 26. Januar
- Hier finden Sie alle bisherigen Fragen und Antworten
- Interview: Laufen im Winter – Tipps vom Sportmediziner