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Helga Arendt: Als 22-Jährige mit Stromba gedopt

Helga Arendt: Als 22-Jährige mit Stromba gedopt

Nach dem Tod der früheren 400-m-Hallenweltmeisterin Helga Arendt hat der Dopingopfer-Hilfeverein den organisierten Sport aufgefordert, die deutschen Chemie-Netzwerke aufzuklären.

Köln (SID) – Nach dem Tod der früheren 400-m-Hallenweltmeisterin Helga Arendt (49) hat der Dopingopfer-Hilfeverein (DOH) den organisierten Sport aufgefordert, die deutschen Chemie-Netzwerke in Ost und West aufzuklären. Die Todesliste der Generation sei lang genug. Es sei an der Zeit, medizinische Nachsorgestrukturen aufzubauen, die die Folgerisiken des Hochleistungssports minimierten.

„Helga Arendt war mit 22 Jahren erstmals das Dopingmittel Stromba verabreicht worden“, ihr Tod sei exemplarisch, „aber kein Einzelfall“, sagt die frühere DDR-Sprinterin und DOH-Vorsitzende Ines Geipel. Nach ihren Worten starben erst kürzlich eine 48 Jahre alte Athletin aus Schwerin und eine 52 Jahre alte Eisschnellläuferin des SC Dynamo Berlin an einem Hirntumor.

Stromba ist auch bekannt unter den Bezeichnungen Winstrol und Stanozolol. Es war 1988 im Körper von Ben Johnson (Kanada) gefunden worden, der damals bei Olympia in Seoul 100-m-Gold und Weltrekord (9,79) verlor. Bei denselben Spielen stand Helga Arendt im 400-m-Finale.

In einer Presseerklärung sprachen die DOH-Mitglieder Familie, Angehörigen und Freunden von Helga Arendt ihre Anteilnahme aus. „Es ist ein Tod, der die Doping-Geschädigten in Ost und West ungemein berührt und stark beschäftigt“, sagte Ines Geipel.

Helga Arendt war am 18. Mai nach langer Krankheit an den Folgen eines Tumors in der Brust gestorben und in ihrer Heimatstadt Pulheim beerdigt worden. Die zweimalige Olympia-Teilnehmerin (1988 und 1992) startete für EC Eintracht Hamm, dessen Läuferinnen im sogenannten „Hammer Modell“ vom damaligen Bundestrainer Heinz-Jochen Spilker in organisiertes Doping eingebunden waren. Spilker war 1994 wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz zu einer Geldstrafe von 12.000 D-Mark verurteilt worden und hat nach dem Ende der DDR im Landessportbund Thüringen Karriere gemacht.

Derzeit arbeitet der DOH am Aufbau einer integrativen Doping-Beratungsstelle in Berlin sowie an einem wirkungsvollen Konzept für Doping-Prävention.

2013-05-22 10:05:00.0