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TuS Erndtebrück ist Meister – Grenzenloser Jubel am Pulverwald

TuS Erndtebrück ist Meister – Grenzenloser Jubel

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Foto: Benedikt Bernshausen

Erndtebrück. 

Abpfiff! Danach wird es still im Pulverwald. „Wie steht’s bei den anderen?“, ist die Frage, die alle bewegt. Das torlose Unentschieden, dass die Erndtebrücker am Sonntag gegen den TuS Eving Lindenhorst errangen, könnte zum Titel reichen, wenn, ja wenn Kaan-Marienborn und Ennepetal nicht siegen. Die Anspannung wächst, zahlreiche Telefonate werden geführt, ehe um 16.58 Uhr grenzenloser Jubel über Erndtebrück aufbrandete. Kaan ist geschlagen, Ennepetal spielt unentschieden – Erndtebrück ist Meister der Westfalenliga!

Nach elfen Jahren hoch in die NRW-Liga

„Das ist einfach überragend“, fasst Kapitän Michael Müller zusammen, „es ist ein Traum, hier noch einmal aufzusteigen!“ Vor elf Jahren schafften die Wittgensteiner den Sprung in die Verbandsliga, die sie jetzt in Richtung NRW-Liga verlassen werden. Doch zunächst zum Spiel: Die Zuschauer sahen eine Heimmannschaft, die über weite Teile das bessere Team war, den größeren Zug zum Tor hatte. Einzig der Treffer, er fehlte und wollte während der 93-minütigen Partie nicht fallen.

Chancen gab es genug: von links und rechts kamen Vorlage um Vorlage vor das Gästetor, vor dem dann aber wiederum wenig bis nichts gelang: beispielhaft eine Szene von Manuel Jung, allein vor Torwart Stefan Reis stehend, der zum Ende der ersten Halbzeit in aller Ruhe und mit viel Schwung drüber schoss. Co-Trainer Bernd Kämpf wirkte aufgeregt: „Das Tor muss fallen!“, bemerkte er in der Pause. Doch auch danach ging es weiter wie zuvor: mit guten Chancen, unzähligen Ecken und dem fehlenden Erfolg. Daniel Waldrich setzte einen Ball auf die Latte, Marco Maser drosch das Leder hart ans Außennetz und später leicht drüber und Sebastian Nachilo legte die „Kugel“ nach einem schönen Konter sehr dankbar und sanft in die Arme von Gästetorwart Stein.

Aus Minuten wir gefühlte Ewigkeit

Ein Raunen nach dem anderen machte die Runde. Schöne Kombinationen der Gastgeber verebbten oft noch vor der Strafraumgrenze. Bei den Möglichkeiten der Gäste aus dem Dortmunder Norden erwies sich wiederum Timo Bäcker als sicherer Rückhalt. Die Partie endete – bekanntermaßen – torlos.

Das Meer aus blau-weißen Fähnchen kommt zur Ruhe, die Fangesänge verstummen. Der Stadionsprecher verkündet vorschnell: „Entscheidung vertagt!“ Die Spieler stehen im Mittelkreis, bangen und hoffen gleichermaßen. Nur Markus Waldrich sitzt etwas abseits, lässt den Kopf hängen und vermutlich die eine oder andere Szene des Spiels noch einmal Revue passieren. Aus Minuten wurde eine gefühlte Ewigkeit. Umso größer war die Anspannung, die schließlich von allen Schultern fiel: „Meister, Meister. Jaaaaa!“ Fans und Spieler sangen laut, alle tanzen auf dem Platz.

8. Mai 2011 besonderer Tag in der Vereinsgeschichte 

Der 8. Mai 2011, er wird als ein ganz besonderer Tag in die Vereinsgeschichte eingehen. „Das ist ein einmaliger, ein historischer Moment für uns!“, betont Fußball-Abteilungsleiter Franz-Josef „Franjo“ Weisenstein kurz nach seiner kühlenden Bierdusche. Stolz machte ihn zudem die Unterstützung aus der „Nachbarschaft“. So hatten die Kicker des FC Benfe ihre Partie an diesem Tag eigens vorverlegen lassen, um im Pulverwald dabei sein und mitfeiern zu können.

Und mit ihnen rund 600 Gäste aus der gesamten Region, aus Siegerland und Wittgenstein. „Und das an Muttertag“, betonte Weisenstein beeindruckt. Das Trainerduo Peter Cestonaro und Bernd Kämpf stimmte in den Jubel ein: „Wir haben eine Riesensaison gespielt“, fand Kämpf sichtlich gerührt, „eine Saison, die wir heute gekrönt haben!“ Damit habe im Vorfeld niemand gerechnet, erinnerte Cestonaro. „Die Feierlichkeiten jetzt und morgen, die müssen wir genießen und das wollen wir auch.“ „Der Aufstieg in die NRW-Liga“, so der Trainer, „ist eine wunderbare Geschichte!“

Unglaublicher Erfolg für Spieler und Fans

Eine Geschichte, die die Spieler mit Fans und Freunden vor dem Stadion genossen – mit kühlen Getränken, lauter Musik und viel guter Laune. Den Erfolg in Worte fassen, das gelang so kurz nach dem Spiel nicht allen. „Noch verstehen wir das nicht“, sagte Markus Waldrich mit Blick in die feiernde Menge. „Das ist unbeschreiblich, einfach nur unbeschreiblich!“

Irgendwo sei der Gedanke an den Aufstieg sicher schon im Hinterkopf gewesen, aber wirklich damit gerechnet habe er nie, erzählte Paul Wadolowski. Für ihn – und auch für Trainer Peter Cestonaro – war die bittere Niederlage im März in Olpe (0:3) ein Wachmacher. „Danach sind wir ins Rollen gekommen“, erinnert Kapitän Müller. Heute aber zähle nur eins: „Feiern“, lacht Paul Wadolowski, „bis zum Umfallen!“ Apropos „fallen“.

Bei Nickolas Meiswnikel fällt sogar die Mähne

Im Stile eines echten Meisters, fiel bei Nickolas Meiswinkel sogar die Mähne. „Ich habe im Training noch mit Daniel und Markus gescherzt, jetzt sind sie ab.“ Und es waren die Waldrich-Brüder die schließlich mit Schere und Maschine bewaffnet den Blondschopf schoren und ihr Talent als Friseure unter Beweis stellten. War´s das Wert? „Ja klar“, sagte Meiswinkel der überzeugt ist: „Wir sind ein Team – vom ersten bis zum 25. Mann.“

Und am Ende sprach „Edelfan“ Sebastian Kiehl, der seinen TuS Woche für Woche vom Feldrand aus unterstützt, aus, was eigentlich alle dachten: „Das ist heute etwas ganz besonderes. Es ist ein verdienter erster Platz und eine verdiente Meisterschaft.“ Glückwunsch Erndtebrück!

Trainer Cestanonaro: „Das war eine grandiose Saison“ 

Statistik

TuS Erndtebrück: Bäcker – Bednorz (60. Bellinghausen), Schneider, D. Waldrich, Müller, Maser, M. Waldrich, Wadolowski (85. Hinkel), Markow (46. Dreisbach), Jung, Nachilo.

Zuschauer: 600.

Schiedsrichter: Dirk Liermann (Hagen).

Peter Cestonaro (Trainer TuS Erndtebrück): „Nach dem Spiel in Ennepetal (letzte Woche; 2:2) waren wir ganz, ganz dicht dran. Heute dann fällt in der ersten Hälfte das Tor nicht und die Jungs wurden ein bisschen unruhig. Das wir es trotzdem heute fertig gebracht haben, da hat keiner mit gerechnet. Das war eine ganz, ganz grandiose Saison! Nach dem Spiel in Olpe im März haben wir uns gut entwickelt. Das war unser Moment. Die Feierlichkeiten heute und morgen, die müssen wir genießen und das wollen wir auch. Die NRW-Liga ist eine besondere Sache, eine wunderbare Geschichte. Es ist ganz gut, dass wir es jetzt schon geschafft haben und die Saison in aller Ruhe zu Ende spielen können.“

Bernd Kämpf (Co-Trainer): „Das Bemühen war da, heute hat nur das Tor gefehlt. Wir haben eine Riesensaison gespielt, eine Saison, die wir heute gekrönt haben. Wir haben eins immer richtig gemacht: wir haben nie auf den Putz gehauen, sondern ruhig von Spiel zu Spiel geschaut.“

Michael Müller (Kapitän): „Das ist einfach überragend. Diese Saison hat richtig, richtig Spaß gemacht. Für mich ist es ein Traum hier noch einmal aufzusteigen, unser Team ist eine Einheit! Der Start war holprig, doch Peter hat Ruhe reingebracht und danach kamen wir ins Rollen. Die Liga war ausgeglichen, aber wir hatten den Willen, den Willen einfach jedes Spiel gewinnen zu wollen!“


Timo Bäcker (Torwart): „Wir wussten zu Saisonbeginn, dass es schwer wird. Für mich war das bisher die schwerste Saison beim TuS, wir sind mit vielen Verletzten gestartet. Am Ende habe ich gedacht: Markus entscheidet die Saison. Meinen Vertrag habe ich auch erst mal um drei Jahre verlängert. In Erndtebrück läuft nämlich einfach alles optimal. Ich freu e mich auf die NRW-Liga und auf die Sportfreunde Siegen im nächsten Jahr. Wir gehen mit einer eingespielten Mannschaft da rein – ich gehe ganz beruhigt und vor allem gerne, wirklich gerne da rein.


Marco Maser: „Mein Gefühl – das geht in Richtung unbeschreiblich. Wir haben es verdient. Zehn Punkte waren ein dickes Polster. Klar, heute hätte ich lieber gewonnen und sicher haben wir auch hier und da mal Glück gehabt. Aber bei uns hat jeder einzelne immer alles gegeben.“


Bakary Sinaba: „Es ist ein tolles Gefühl, heute mit den Jungs hier. (Das Geheimrezept des TuS:) Wir spielen immer mit viel Herz und nicht bloß mit Kraft und Technik.“


Torben Schneider: „Noch kann man es nicht realisieren. Wir haben gut gespielt, manchmal Glück gehabt, dass die anderen oft unentschieden gespielt haben und sind heute verdient aufgestiegen.“

Jörg Schorge (Fan und Förderer): „Mein Kompliment an die Mannschaft. Sie hat sehr konstanten Fußball gespielt. Mein größtes Kompliment geht aber an den Trainer. Peter Cestonaro hat hier ein gutes Klima geschaffen.“