Die SG 09 zeigte enormes spielerisches Potenzial. Und eklatante Leistungsschwankungen.
„Im Großen und Ganzen sind wird nicht unzufrieden.“ Die Vagheit, mit der André Pawlak seine Einschätzung des ersten halben Jahres als Trainer der SG Wattenscheid 09 abgibt, spricht eine klare Sprache. Ins weniger Vage und damit noch Klarere übersetzt: zufrieden ist anders. Und wer sich in dieser ersten Halbserie nach dem NRW-Liga-Abstieg einmal mehr als zwei SG-Spiele in Folge angesehen hat, weiß nur allzu gut warum.
Das „wechselhaft“, mit dem Pawlak die Leistungskurve seiner Elf beschreibt, ist nämlich (gelinde gesagt) geschmeichelt. Wenn es lief bei 09, gab es erfrischenden und nicht selten torreichen Offensivfußball zu sehen. Nicht umsonst stellt die SG aktuell die drittbeste Offensive der Liga (31 Treffer; Top-Wert: 32). Den bisher sechs Siegen stehen allerdings auch sechs Niederlagen gegenüber, davon vier ohne eigenen Torerfolg, zumeist nach läuferisch, kämpferisch und spielerisch gänzlich enttäuschenden Vorstellungen. Fußball gewordener Wankelmut aus Wattenscheid.
I
n Ergebnissen ausgedrückt: Nachdem die Vorbereitung mit dem Vize-Titel beim Cranger-Kirmes-Cup samt Siegen über die NRW-Ligisten aus Erkenschwick und Herne Gutes verheißen hatte, gab es ein respektables 3:4 gegen Hüls im Verbandspokal sowie zwei 5:0-Siege und das furiose 4:4 gegen Hordel in den ersten drei Saisonspielen. Fünf sieglose Partien folgten.
Erneute Aufbruchstimmung nach Erfolgen über Mit-Absteiger Sprockhövel (2:0) und Olpe (6:0) verflog schlagartig beim desaströs leblosen 0:1 gegen den damaligen Vorletzten Wickede. Und auch die letzte Chance dreimal in Folge als Sieger vom Platz zu gehen vergab die Lohrheide-Elf, als sie nach Siegen über Oestrich-Iserlohn (1:0) und Langscheid/Enkhausen (2:1) zuletzt mit 2:6 beim BV Brambauer-Lünen unterlag. „Wir können nach oben hin jeden überraschen“, sagt Pawlak, „leider aber auch nach unten.“
Freilich gibt es Erklärungsansätze für die Berg- und Talfahrt. Nach dem Abstieg und der finanziellen Hängepartie des Klubs in der Vorsaison musste Pawlak den 09-Kader beinahe runderneuern. Herausgekommen ist eines der jüngsten Teams der Liga – unter einem Trainer, der zuvor nur im Juniorenbereich tätig war. „Für uns im Trainerteam gab es viel Neues. Vielleicht haben wir am Anfang zu viel durchgehen lassen“, sagt Pawlak selbstkritisch, meint aber auch: „Uns war klar, dass es Schwankungen geben werde. Wir mussten uns erst finden.“
Immerhin habe man „wieder mehr Ruhe in das Umfeld“ bringen können, so Pawlak. Die Kommunikation mit dem Vorstand funktioniere, Zahlungen stünden nicht aus.
Nichtsdestotrotz spenden die 21 Zähler auf dem 09-Konto und Tabellenplatz zehn nur schwachen Trost. Auch wenn sie, nach nicht ganz der Hälfte der Saison, als ausreichend gelten können – gemessen an Pawlaks Saisonziel „so schnell wie möglich 40 Punkte“ zu holen. Dass Vize-Kapitän und Toptorschütze Timo Erdmann Mitte der Hinrunde einräumte, dass „alle im Team nach ganz oben gucken“, spricht für sich. Auch Pawlak gesteht ein: „Fünf oder sechs Punkte mehr hätten es sein dürfen.“
Ein Defizit, das er nach der Winterpause aufholen will, eventuell mit „zwei, drei Verstärkungen“. Der einzige Abgang bis jetzt, Ali El-Lahib (SW Wattenscheid 08), dürfte verschmerzbar sein, spielte der Rechtsaußen doch nach gutem Saisonbeginn zuletzt ohnehin keine Rolle mehr in der Startelf. Pawlaks Ausblick: „Ich bin überzeugt davon, dass wir nach der Pause erfolgreicher spielen als bisher.“
NAMEN UND ZAHLEN:
Abgänge: Ali El-Lahib (SWWattenscheid 08)
Platzierung: 10. mit 21 Punkten und 31:23-Toren (6 Siege, 3 Unentschieden, 6 Niederlagen); Beste Platzierung im Saisonverlauf: 1. (3. Spieltag); Schlechteste Platzierung im Saisonverlauf: 12. (8.)
Tore (31): Timo Erdmann (10), Issa Issa (4), Carsten Sichler, Dominik Kemler (beide 3), Burak Demirbay, Ridvan Gülyerüz, Serafettin Sarisoy (alle 2), Jascha Keller, Christian Mouelle, Christian Melchner, Ali Issa (alle 1), ein Eigentor (2. Spieltag bei ASC Dortmund 09)
Höchste Siege: Heim: 5:0 gegen Borussia Dröschede (3. Spieltag); Auswärts: 6:0 gegen SpVg. Olpe (10. Spieltag)
Höchste Niederlagen: Heim: 2:3 gegen SC Hassel (5. Spieltag), 0:1 gegen Westfalia Wickede (11. Spieltag); Auswärts: 2:6 gegen BV Brambauer-Lünen (15. Spieltag)
Rote Karten (1): Issa Issa (13. Spieltag gegen Oestrich-Iserlohn (1:0), Tätlichkeit)
Gelb-rote Karten (-): keine