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Wattenscheids Sponsor steigt nach Zoff im Aufsichtsrat aus

Wattenscheids Sponsor steigt nach Zoff im Aufsichtsrat aus

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Da war die Welt noch in Ordnung. Der Aufsichtsrat der SG Wattenscheid im November 2017: Marco Ostermann, Christof Wieschemann, Oguzhan Can, Daniel Sander, Dumeik Qumseyeh (v.l.) Foto: Helm

Wattenscheid. 

Anfang Juli war die Euphorie rund um die SG Wattenscheid 09 riesengroß. Der Regionalligist sollte der digitalisierteste Klub in Europa werden – mit Kryptowährung. Sogar von einer Ausgliederung war die Rede. Doch das ganze Projekt ist nun geplatzt.

Unternehmen Haalo kündigt Vertrag mit der SG Wattenscheid

Die Haalo Technology Holding GmbH hat mit sofortiger Wirkung die Zusammenarbeit mit der SG 09 Wattenscheid e.V. gekündigt. „Wir sehen die Grundlagen unserer Kooperation als irreversibel zerrüttet, von daher ist eine Zusammenarbeit mit dem Verein nicht mehr möglich“, erklärt Peter Jaeger, Geschäftsführer der Haalo, in einer Pressemitteilung. Hier heißt es: „Nach gründlicher Recherche der Gründe für die Rücktritte sieht die Geschäftsführung der Haalo Technology Holding GmbH das Vertrauensverhältnis sowohl zum Vorstandsvorsitzenden als auch zum Aufsichtsratsvorsitzenden als derart geschädigt an, so dass eine zukunftsorientierte Kooperation, wie sie zwischen Haalo und der SG 09 Wattenscheid e.V. im Juli 2018 im Rahmen der strategischen und technologischen Partnerschaft beschlossen worden war, nicht mehr tragfähig ist.“

Machtkampf im Aufsichtsrat

Vorausgegangen war nach Informationen von Reviersport ein interner Disput in der Wattenscheider Führung. Demnach soll es zwischen Aufsichtsratschef Oguzhan Can sowie Lukas Bennemann und Christof Wieschemann, die ebenfalls zum sechsköpfigen Gremium gehörten, zu einem Machtkampf gekommen sein. Daraufhin legten sowohl Bennemann als auch Wieschemann ihre Ämter als Aufsichtsratsmitglieder nieder. „Die Kooperation mit der SG 09 Wattenscheid e.V. basierte auch auf der Initiative dieser beiden Personen“, sagt Peter Jaeger. „Von ihrem Rücktritt haben wir weder durch den Vorsitzenden des Aufsichtsrates noch durch den Vorstandsvorsitzenden Kenntnis erlangt, sondern durch Pressevertreter.“

Can wehrt sich gegenüber RevierSport und will die Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen: „Vor zwei Wochen haben mir beide noch gedroht, dass wenn sie weg sind, dann ist auch die Haalo-Geschichte gestorben. Danach habe ich 14 Tage lang nichts mehr von dieser Drohung gehört – bis Mittwochmorgen. Ich fand dann in meinem Postfach eine E-Mail von Herrn Peter Jaeger vor. Diese Mitteilung hat mich sehr überrascht und ich muss das alles erst einmal sacken lassen.“ Can fügt hinzu: „Ich habe im Namen der SG Wattenscheid 09 50.000 Euro investiert, damit wir Mit-Gesellschafter dieser Geschichte werden. Wir werden das jetzt mit meinen Juristen prüfen. Denn ich bin der Meinung, dass man einen Mit-Gesellschafter nicht einfach vor die Tür setzen kann.“

Im Juli wurde in Wattenscheid noch von der Bundesliga gesprochen

Dabei waren sich vor rund drei Monaten noch alle Beteiligten einig: Mit der Haalo Technology wird es für den Regionalligisten nach oben gehen. Denn Jaeger machte aus seiner Zielsetzung kein Geheimnis: „Die SG Wattenscheid 09 wird auf absehbare Zeit wieder in der Bundesliga spielen.“ Wattenscheid 09 spielte von 1990 bis 1994 in der Bundesliga und rutschte danach bis in die sechste Liga ab. Aufstiegspläne scheiterten immer an Geldmangel.

Crowdfunding sollte Wattenscheid nach oben führen

Mit der neuen Technology „Crowdfunding“ wollten die stets klammen Wattenscheider angreifen. Aufsichtsratschef Can war im Juli noch voller Tatendrang und sagte: „Für einen Fußballverein weltweit einmalig wird auch der Finanzierungsansatz von Haalo in Wattenscheid durch eine Crowd-Finanzierung mittels Initial Coin Offering (ICO) sein.“

Crowd-Finanzierung heißt: Man sammelt möglichst viele kleine Geldbeträge ein, um eine große Investition zu stemmen. Jaeger im Juli: „Wenn wir die Digitalisierung richtig nutzen, wird Wattenscheid 09 damit auch richtig Geld verdienen.“ Nun ist das Projekt nach nicht einmal drei Monaten gescheitert.