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Peter Közle mag das Ruhrgebiet einfach

Peter Közle mag das Ruhrgebiet einfach

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Foto: WAZ FotoPool

Essen. 

Peter Közle kam aus Bayern, begeisterte die Fans aus Duisburg und Bochum – und ist längst hier heimisch geworden. Beim Traditions-Turnier am Sonntag in Bochum wird er für den VfL spielen.

Peter Közle ist immer noch ehrgeizig. Nachdem er am Kicker der Sportredaktion drei Doppel verloren hat, sagt er sofort: „Ich kaufe mir jetzt so ein Teil und komme in einem halben Jahr wieder.“ Auch für das Traditions-Turnier am Sonntag in Bochum mit den Mannschaften des Jahres 1997 vom FC Schalke 04, Borussia Dortmund und dem VfL Bochum hat er drei Wochen lang Extraschichten eingelegt. „Ich bin topfit“, glaubt der 43-Jährige, der für den VfL spielen wird.

Bochum? Wie geht das? In Ihrer Zeit beim MSV Duisburg haben Sie das „Duisburg-Lied“ aufgenommen, das auch 15 Jahre später noch vor jedem Heimspiel im Stadion läuft.

Peter Közle: Stimmt, das war damals eine Sache mit Herz und Seele. Ich hätte nie gedacht, dass das Lied nach so vielen Jahren immer noch gespielt wird.

Singen Sie noch?

Közle: Um Gotteswillen! Wenn Sie die Original-Aufnahmen gehört hätten, würden Sie nicht fragen.

Das schönste Fußball-Lied aller Zeiten?

Közle: Kann ich nicht beantworten, dazu kenne ich viel zu wenig Lieder. Aber als ich letztens beim VfL auf die Tribüne kam, spielten sie gerade „Bochum“ von Herbert Grönemeyer. Die Zeile „Machst mit ´nem Doppelpass jeden Gegner nass“ ist einfach nur geil.

Deshalb wohnen Sie auch nicht in Ihrer Heimat Bayern, sondern in Bochum?

Közle: Ich wohne dort, weil ich das Ruhrgebiet und die Menschen einfach mag. Ich habe viele Dinge ausprobiert, zum Beispiel habe ich nach meiner Zeit beim VfL eine Wohnung in Miami Beach gekauft. Aber nach drei Monaten bin ich wieder nach Bochum zurück. Ich habe auch mal mit einer Freundin ein paar Monate in Melbourne gewohnt. Doch dann haben wir uns getrennt, und ich bin wieder zurück nach Bochum. Hier habe ich meine Wohnung während der gesamten Zeit auch immer behalten. Ich bin in der Nähe des Stadions zu Hause, kann also auch immer sehen, wenn das Flutlicht angeschaltet wird.

Gehen Sie noch zum VfL?

Közle: Hin und wieder schon, aber ich bin keiner, der sich auf der Geschäftsstelle VIP-Karten abholt. Ich kaufe meine Karte, stehe in der Kurve und trinke ein paar Bierchen dazu.

Wie finden die Fans das?

Közle: Die sind ganz unaufgeregt und finden es wohl gut, dass ein früherer Spieler das macht. Manchmal schreibe ich ein paar Autogramme, und dann ist es auch gut. Mein Herz schlägt natürlich noch für den VfL. Nach dem entscheidenden Spiel um den Klassenerhalt gegen Hannover im Mai hatte ich im Stadion Tränen in den Augen. Auch weil dort unten Leute standen, denen es offenbar egal war, ob der VfL absteigt.

Was machen Sie, wenn Sie nicht zum Fußball gehen?

Közle: Viel Sport, ich laufe zum Beispiel gerne. Und ich spiele noch in der Landesliga beim VfB Günnigfeld. Als Libero. Mir wird nicht langweilig. Manche sagen, das ist doch zu wenig. Aber ich habe eine gute Beziehung, bin glücklich und ein sehr zufriedener Mensch. Ich habe auch ein paar Praktika gemacht, auch alles sehr spannend.

Was haben Sie denn gemacht?

Közle: Vier Wochen war ich zum Beispiel bei einem Lebensmittelgroßhändler. Morgens um zwei Uhr habe ich Hühnerbrüste ausgeliefert. Es hat Spaß gemacht, aber auf Dauer möchte ich das dann doch nicht machen.

Das können Sie sich finanziell leisten?

Közle: Ja, denn meine Eltern haben mich zur Bescheidenheit erzogen. Ich brauche keinen Porsche und keine Designer-Klamotten, daher komme ich gut über die Runden.

Dabei hatte Sie früher das Image des ausgeflippten Fußball-Stars.

Közle: Richtig, aber das lag natürlich auch an mir. Aber ich hatte damals sechs Jahre in der Schweiz gespielt, kam zum MSV in die Bundesliga und wurde überrollt. Da kam ein langhaariger Typ, traf auch noch das Tor und ging nach dem Spiel gerne mal ein Bier trinken. Plötzlich waren wir sogar Tabellenführer, und alle waren hinter mir her. In der Woche vor dem Spiel gegen Bayern München habe ich fast 50 Interviews gegeben. Kein Wunder, dass man auf einmal glaubt, man sei ein ganz Großer.

Irgendwann kippte es.

Közle: Und wie. Dabei habe ich mich zuerst noch gewundert, wenn die Leute mir nach Niederlagen in der Kneipe nicht mehr vor Begeisterung auf die Schulter gehauen haben.

Würden Sie heute manche Dinge anders machen?

Közle: Ach, ich sage immer noch genau wie früher das, was ich meine. Aber heute gibt es in jedem Bundesliga-Klub Medien-Abteilungen, die alles regulieren und überwachen. Wahrscheinlich würde es daher heutzutage anders aussehen.

Haben Sie noch Kontakt zu Ihren früheren Kollegen?

Közle: Profi-Mannschaften sind Zweckgemeinschaften, das verläuft sich. Am Anfang telefoniert man noch mit dem einen oder anderen, dann schläft auch das ein. In Bochum ist es ein bisschen anders. Ich spiele in der VfL-Traditionsmannschaft, und da machen wir einiges gemeinsam. Zuletzt waren wir auf dem Weihnachtsmarkt, haben Glühwein getrunken und viel gelacht.

Das Turnier am Sonntag gehört zum Abschluss-Programm der Kulturhauptstadt. Welche Veranstaltungen haben Sie besucht?

Közle: Oh, schwierig. Ich habe die Schachtzeichen gesehen. Als man auf die A 40 durfte, war ich nicht da, aber es soll ja grandios gewesen sein. Meine Freundin hatte mit ihren Freundinnen einen Plan, auf dem sie die Programm-Punkte nach und nach abgehakt haben. Ich war auch mal mit, aber ehrlich gesagt: Ich weiß gar nicht, ob die Veranstaltung zum Programm der Kulturhauptstadt gehört hat.

Aber Sonntag sind Sie ja beim Turnier dabei. Gibt es unter den früheren Spielern eigentlich immer noch die Rivalität Schalke gegen Dortmund?

Közle: Bestimmt nicht. Nach dem Schlusspfiff werden wir alle zusammen an der Theke stehen, ein paar Bierchen trinken und über die alten Geschichten lachen.