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Schalke-Franz hat das Herz am königsblauen Fleck

Schalke-Franz hat das Herz am königsblauen Fleck

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Franz Drews ist seit 54 Jahren Fan des FC Schalke 04. Er duldet weder Gewalt, noch Rassismus oder Diskriminierung. Foto: Thomas Gödde / WAZ FotoPool
Franz Drews ist seit zwei Jahren Schalkes offizieller „Fair Play-Fan Nr. 1“ und hat eine eigene Autogrammkarte. Der 62-Jährige ist den meisten Fans als „Schalke-Franz“ bekannt. Der Iserlohner hilft, wo er helfen kann. Das weiß jetzt auch Franz Beckenbauer.

Gelsenkirchen. 

Wenn Franz Drews in seine Fankleidung schlüpft, verfolgt er ein Ziel: Der Iserlohner will den FC Schalke 04 repräsentieren. Der 62-Jährige ist den meisten Fans als Schalke-Franz gut bekannt. Seine Jeans ist von blau-weißen Aufnähern übersät, die passende Jacke sieht nicht anders aus. Verlieren seine Königsblauen ein Spiel, kann er damit leben. „Wenn die anderen besser sind, muss man das akzeptieren“, erklärt er. Was der Schalke-Franz überhaupt nicht duldet, sind Gewalt, Rassismus und Diskriminierung. „Ich bin ein Gerechtigkeitsfanatiker“, sagt er. Dafür ist er nicht nur auf Schalke bekannt.

Vor zwei Jahren wurde Franz Drews zum „Fair Play-Fan Nr.1“ ausgezeichnet. Bei einem Voting setzte er sich durch. Der Schalke-Franz bekam sogar eigene Autogrammkarten, die er seitdem immer dabei hat und die vor allem bei den Auswärtsfans sehr beliebt sind.

Spendenaktion über Facebook

Vor einigen Tagen standen dem Schalke-Franz Tränen der Rührung in den Augen, als er Julia einen Speichenschutz für ihren Rollstuhl überreichte. Die 29-Jährige leidet unter einer schweren Ataxie mit Gesichtslähmung. Das Geld in ihrer Familie ist knapp. Zu knapp, um ihr den Wunsch des Speichenschutzes in ihren Vereinsfarben zu erfüllen.

Der Schalke-Franz hörte davon und startete über Facebook eine Spendenaktion, Schalke-Fans und auch Fans anderer Vereine spendeten kleinere Beträge. Die 230 Euro für den Speichenschutz kamen schnell zusammen. „Wir haben Julia noch einen Ährwin im Fanshop gekauft, den liebt sie so sehr“, berichtet der Schalke-Franz. Es ist nicht die erste Spendenaktion, die in seinem Namen so über die Bühne gegangen ist.

Bekannt wurde der Schalke-Franz in Fankreisen aber vor allem durch seine ungewöhnliche Art zu Auswärtsspielen zu reisen. Acht Jahre fuhr er per Anhalter. „Ich stand mit meiner Schalke-Kutte an der Straße, irgendeiner hat mich immer mitgenommen. Sogar bis nach Barcelona oder Madrid.“

Fan des FC Schalke 04 ist Franz schon seit 54 Jahren. Als er als Sechsjähriger mal bei einem Spiel von Borussia Dortmund war, wurde er prompt Zeuge einer wilden Schlägerei. „Das war ein Schock. Da wollte ich nie wieder hin“, sagt er. Zwei Jahre später besuchte er die Glückauf-Kampfbahn und blieb.

Ein weiteres prägendes Erlebnis war ein Spiel bei Blau-Weiß 90 Berlin. „Erst hat ein Berliner meine Fahne durchgebrochen, dann haben mich Hooligans von Hertha BSC zusammengeschlagen. Aufgewacht bin ich auf der Intensivstation.“ Als Franz das Krankenhaus zwei Tage später verlassen durfte, sei er wieder auf Hertha-Fans getroffen. „Die haben sich im Namen der Chaoten entschuldigt, mich zur Grenze Dreilinden gebracht und dafür gesorgt, dass ich vernünftig zurück nach Westdeutschland komme.“

Neues Trikot für zwei junge Schalker

Als der Schalke-Franz vor drei Jahren Wind davon bekam, dass 20 Fans des 1. FC Köln zwei jungen Schalke-Fans im Zug nach Hagen Trikot und Schuhe abnahmen und hinauswarfen, nahm er Kontakt zu den Opfern auf. „Die Jungs wollten nie wieder zum Fußball. Die hatten einen Schock fürs Leben“, erklärt Franz, der dafür sorgte, dass beide über eine weitere Spendenaktion ein neues Schalke-Trikot bekamen. Sogar wieder eines mit der 17 und Farfan auf dem Rücken. Außerdem rief er in der Kölner Geschäftsstelle an: „Ich habe gesagt, dass die für ihre Fans Verantwortung tragen. Wenn Schalke-Fans in Stadien randalieren, muss der Verein ja auch für die Schäden aufkommen.“ Die Konsequenz: Der 1. FC Köln habe die Jungs beim Spiel gegen Schalke in die VIP-Loge eingeladen.

Und dann war da noch die Einladung des „Fair Play-Fans Nr.1“ zu einem bunten Fanabend in München, an dem auch Franz Beckenbauer teilnahm. Der Schalke-Franz trug ausnahmsweise Nadelstreifenanzug, dazu ein blaues Hemd und weiße Krawatte „Da kam der Beckenbauer auf mich zu, reichte mir die Hand und sagte: ‘Grüß Gott, ich bin der Franz vom FC Bayern.’ Die Antwort, die sogar den Kaiser sprachlos machte: „Glück auf! Und ich bin der Franz vom FC Schalke.“

So ist es.