Essen.
„Hier Rot-Weiss Essen, mein Name ist Damian Jamro, Direktor Organisation, Sportadministration und Ticketing, was kann ich für Sie tun?“ Nein, niemals würde er sich so melden, auch wenn dies die offizielle Bezeichnung seiner derzeitigen Tätigkeit an der Hafenstraße 97A in Essen nun mal ist.
„Direktor klingt gut“, schmunzelt er, entschuldigt sich, weil erneut das Telefon in seinem kleinen, bescheidenen Büro läutet. Es gilt mal wieder Wünsche eines Fans zu erfüllen. Man kennt ihn halt, man schätzt ihn. Kein Wunder, Damian Jamro feierte am 1. November sein 15jähriges Dienstjubiläum beim Traditionsklub aus dem Essener Norden. „Was heißt feiern,“, lenkt der Jubilar ein, „richtig feiern werde ich bei einem Aufstieg“.
2001 fing alles als unbezahlter Praktikant an
Tatsächlich ist er sogar noch länger bei Rot-Weiss beschäftigt. Bereits 2001 half er als unbezahlter Praktikant während seines Studiums zum Diplom-Sportwirtschaftler, Schwerpunkt Sportmanagement, auf der Geschäftsstelle aus, fand Gefallen an der Vereinsarbeit und erhielt zum 1.November 2002 eine Anstellung als Assistent der Geschäftsführung. Den Posten bekleidete damals ein gewisser Nico Schäfer. „Nein, diese Entwicklung habe ich so nicht geplant, es hat sich halt so ergeben“, blickt Damian Jamro ein wenig wehmütig zurück. Er kommt ins Grübeln, wenn er darüber nachdenkt, wie schnell die Zeit vergangen ist.
Geboren wurde Jamro am 17. Oktober 1972 in Hindenburg/Polen. Die Eltern zog es sieben Jahre später nach Deutschland. Keine leichte Zeit wäre es für ihn gewesen, sich in der neuen, ihm unbekannten Welt zurechtzufinden, alles ohne Sprachkenntnisse. Doch schon bald erkannte man in der Schule sein Talent für Zahlen, und als gefragter „Mathe-Helfer“ stieg er schnell in der Gunst der Mitschüler. Da er zudem auch fußballerisch Einiges zu bieten hatte, fühlte er sich auch außerhalb des Schulhofes bald schon heimisch.
Später dann war es Oberligist Rot-Weiß Lüdenscheid, der Damian Jamro unter Vertrag nahm. Rot und Weiß, seine Lieblingsfarben halt. Frank Kontny überzeugte ihn, neben den administrativen Arbeiten auch für die U23 aufzulaufen. Nach zwei Jahren beendete er die aktive Laufbahn.
Überhaupt, die U23 hatte es ihm angetan, egal in welcher Funktion, ob als Spieler, Co-Trainer unter Harry Kügler oder als Abteilungsleiter. Ungewöhnlich deutlich nimmt er zur Abschaffung des Unterbaus Stellung: „Ich hielt und halte diese Entscheidung für einen Fehler“. Besonders hektisch und aufreibend sei die Zeit nach der Insolvenz gewesen, gemeinsam mit Waldi Wrobel einen wettbewerbstauglichen Kader für die Fünfte Liga zusammen zu stellen. „Es gelang uns, weil sowohl Waldi wie auch ich über ein hervorragendes Netzwerk verfügten und auch heute noch verfügen“, stellt er klar. „Was fehlte, war das Geld“.
Die weitere Geschichte ist bekannt, der Aufstieg in die Regionalliga gelang, Schulterklopfer massenweise. Zahlreiche Spieler, die mittlerweile den Sprung in Liga Drei schafften, gehen auf das Konto des Duos Wrobel/Jamro. Als die Erfolgsgeschichte ins Stocken geriet, wurde es ungemütlich, auch für ihn, der von Teilen der Öffentlichkeit zum Kartenabreißer degradiert wurde. Unbeirrt konzentrierte er sich trotzdem gemeinsam mit Wrobel auf die Verbesserung der sportlichen Situation.
Rückversetzung unter Harttgen
Mit der Inthronisierung von Sportvorstand Uwe Harttgen erfolgte seine Rückversetzung in die zweite Reihe. Damian Jamro gibt zu: „Es hat schon geschmerzt, auch die Anfeindungen. Aber so ist Fußball“. An der Loyalität zu diesem Verein änderte sich allerdings nichts. Seine KollegInnen reden nur Gutes über ihn. Umgekehrt hört man von „DJ“ nichts Schlechtes über seine Mitmenschen.
Bei den Fans steht Damian Jamro hoch im Kurs. Er ist „Mister Konstanz“ bei Rot-Weiss Essen, ein ganz wichtiger Baustein für diesen Verein, auch wenn er „nur“ im Hintergrund malocht. Anders als bei den Alt-Herren der SG Eintracht Ergste, wo er im Mittelfeld die Fäden in der Hand hält. Wer im Hause Jamro die Fäden zieht, lässt er offen: „Dazu kann ich momentan nichts sagen“, verweigert er augenzwinkernd die Aussage.
Vielleicht sollte die Frage direkt seiner Frau Nicole oder Tochter Mariska, einer begabten Schwimmerin, gestellt werden. Eilt ja nicht, denn Damian Jamro wird Rot-Weiss Essen noch lange erhalten bleiben. Das hoffen jedenfalls alle, die es gut mit dem Verein meinen.