Sebastian Runde hat die Fernsehshow „Der klügste Deutsche“ gewonnen und ist nun im Vorstand des MSV Duisburg. Im Interview spricht der 27-Jährige Student über seinen Aufgabenbereich beim Fußball-Zweitligisten. Er will auch als Vorstandsmitglied seinen Stehplatz in der Arena behalten.
Duisburg.
Vor zwei Monaten war Sebastian Runde im Fernsehen. In einer großen ARD-Show hat er damals den Titel „Der klügste Deutsche“ gewonnen. An diesem Montagnachmittag sitzt der 27-jährige Student aus Duisburg in den Katakomben der Arena schon wieder im Scheinwerferlicht: Als Mitglied des neuen Vorstands des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg.
Gehört der klügste Deutsche nicht in den Vorstand von Bayern München?
Sebastian Runde: Definitiv nicht.
Demnach sind Sie beim MSV richtig aufgehoben?
Runde: Dort gehöre ich hin, das ist mein Verein. Bei einem anderem Klub hätte ich erst gar nicht zugesagt.
Haben Sie vor einem halben Jahr schon damit gerechnet, bald in den Vorstand zu kommen?
Runde: Damit habe ich noch nicht einmal vor drei Monaten gerechnet. Erst nach der Fernsehshow hat Andreas Rüttgers mit mir Kontakt aufgenommen.
Weil Sie im Fernsehen vom MSV gesprochen haben?
Runde: Genau. Damals war Andreas Rüttgers aber noch überhaupt nicht als MSV-Präsident im Gespräch, es ging einfach nur darum, den Verein in ein besseres Licht zu rücken. Da der Kontakt aber sehr angenehm war, kam er später mit der Anfrage auf mich zu.
Ihre Aufgabe im Vorstand?
Runde: Ich bin dort derjenige, der sich um die Kontakte zu anderen Duisburger Vereinen und um die Fans kümmert. Dort liegt ein ungeheures Potenzial an Ideen brach. Diese Ideen wollen wir aufgreifen und natürlich nutzen.
Sind Sie Fan?
Runde: Bin ich.
Wo sehen Sie die Spiele? Sitzplatz oder Stehplatz?
Runde: Ich habe eine Dauerkarte für die Nordkurve, Stehplatz.
Bleiben Sie als Vorstandsmitglied dort oder sitzen Sie demnächst in der VIP-Loge?
Runde: Ich hoffe doch sehr, dass ich weiter auf meinem Stehplatz bleiben kann.
Seit wann gehen Sie zum MSV ins Stadion?
Runde: Schon lange, und es begann ganz klassisch. Mein Vater hat mich mitgenommen, damals saßen wir auf der alten Vortribüne des Wedaustadions. An das Spiel kann ich mich allerdings nicht mehr erinnern.
Welcher ist ihr Lieblingsspieler vom MSV aus all’ den Jahren?
Runde: Das ist Michael Zeyer. Letztens habe ich zu Hause ein altes Tipp-Kick-Spiel gefunden. Auf eine Figur habe ich damals mit wasserfestem Stift die Trikotnummer „20“ geschrieben und den Namen „Zeyer“.
Spielen Sie selbst?
Runde: Nach einem Jahr bei den Bambini bei der GSG Duisburg habe ich meine Karriere beendet. Später habe ich mal versucht, beim Fußball so zu laufen wie Michael Zeyer. Aber das sah einfach nur blöd aus, und ich habe es dann lieber gelassen.
Haben Sie Erfahrung in der Vereinsarbeit?
Runde: Ich bin Vorsitzender bei den Duisburger Pfadfindern und weiß daher, welche Sorgen die Duisburger Vereine haben. Die soziale Kompetenz für den Umgang mit den Fans sollte ich daher mitbringen.
Das klingt allerdings naiv. Ist der Sprung von den Pfadfindern ins Profifußball-Geschäft nicht zu groß?
Runde: Das ist ein großer Schritt, dessen bin ich mir bewusst. Aber es ist auch eine große Herausforderung.
[kein Linktext vorhanden]Haben Sie Sorgen vor dem Scheitern?
Runde: Es wäre naiv, nicht über die Möglichkeit des Scheiterns nachzudenken. Aber der neue Vorstand besteht aus vier Leuten, und jeder davon verfügt über große Kompetenz in seinem Bereich. Daher denke ich nicht so sehr ans Scheitern.
Hat sich Ihr Alltag nach dem Gewinn der Fernsehshow geändert?
Runde: Gar nicht. Am Anfang haben mich ein paar Leute in der Stadt angesprochen. Das war immer sehr nett. Aber das hat mittlerweile nachgelassen.
Kennen die Fans im Stadion Ihr Gesicht auch aus dem Fernsehen?
Runde: Nein, ich glaube, das spielt auf dem Stehplatz überhaupt keine Rolle.
Wo sehen Sie den MSV in einem Jahr?
Runde: Hoffentlich finanziell gesund. Sportlich wollen wir zu diesem Zeitpunkt in der Zweiten Liga gut unterwegs sein. Die Konzepte dafür wird der Vorstand nun erarbeiten.