Köln bittet randalierende Fans mit Rekordsumme zur Kasse
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Der 1. FC Köln setzt ein klares Signal gegen randalierende Zuschauer und bittet fünf Fans ordentlich zur Kasse. Es geht um 175.000 Euro. Notfalls möchte der Verein das Geld vor Gericht erstreiten. Bisher hatten die Kölner bei Regressforderungen Erfolg, doch noch nie war die Summe so hoch.
Köln.
Es ist eines der dunkleren Kapitel in der Kölner Vereinsgeschichte: Am 5. Mai 2012, dem letzten Spieltag der Bundesliga-Saison 2011/2012, trafen die Geißböcke auf den FC Bayern München, der zu diesem Zeitpunkt bereits als Vize-Meister hinter dem BVB feststanden. Die Kölner hatte noch alles selbst in der Hand, um dem Abstieg zu entgehen. Doch es lief so ziemlich alles schief: Köln verlor mit 1:4, stürzte durch den zeitgleichen 3:1-Sieg von Hertha BSC Berlin gegen Hoffenheim als direkter Absteiger in die 2. Fußball-Bundesliga ab.
Und richtig finster wurde es kurz Schluss, als Kölner Zuschauer Rauchpulver entzündeten, das die Tribüne anschließend in einen bedrohlich-dunklen Schleier hüllte. Einige Randalierer sprangen über die Sicherheitszäune. Peter Brings, Sänger der Kölner Kult-Band „Brings“, sprach hinterher von einer „negativen Grundstimmung“. Die Band, die eigentlich Publikumsliebling Lukas Podolski verabschieden wollte, verzichtete daraufhin, zum Stadion zu fahren. Köln, zappenduster!
Rauchbombenzünder bisher nicht ermittelt
Der 1. FC Köln möchte, knapp eineinhalb Jahre danach, ein deutliches Zeichen setzen und die Verursacher zur Kasse bitten. „Die Ermittlungen haben eine längere Zeit in Anspruch genommen. Zum jetzigen Zeitpunkt konnten fünf Personen identifiziert werden. Die Briefe mit den Forderungen gehen noch in dieser Woche raus“, sagt FC-Sprecher Tobias Kaufmann gegenüber WAZ Online. Schließlich kostete die Randale den Verein eine sechsstellige Euro-Summe. Diese setzt sich aus einer Geldstrafe und fehlenden Zuschauereinnahmen wegen des folgenden Teilausschlusses der Anhänger im Zweitliga-Heimspiel der Saison 2012/2013 gegen den SV Sandhausen zusammen.
„Wir reden hier über einen Gesamtschaden von bis zu 400.000 Euro“, sagt Oliver Zierold, Justiziar des Vereins. Nun sollen die fünf bisher ermittelten Personen jeweils 35.000 Euro an den Verein zahlen. Das ergibt letztlich eine Summe von 175.000 Euro, was nicht den kompletten Schaden abdeckt. „Bestraft wurden wir neben dem Platzsturm auch für die Pyrotechnik, da konnten wir aber noch keine Täter ausfindig machen“, sagt Zierold. Soll heißen: Die Regressforderungen des 1. FC Köln richten sich ausschließlich an Teilnehmer des Platzsturms.
Trommelstock-Werfer musste zahlen
Dass der Verein versucht, die Strafe an die Verursacher weiterzugeben, ist nicht neu. Als 2005 ein FC-Fan einen Trommelstock auf den HSV-Spieler Alexander Laas warf, gab der Verein Teile der Strafe umgehend weiter. Der Täter zahlte. „Bisher hatten die Regressforderungen gegenüber den Verursachern durchaus Erfolg“, sagt Tobias Kaufmann. Die Summe von 35.000 Euro sei jedoch durch den immensen finanziellen Schaden die bisher höchste Forderung, die gegenüber Randalierern gestellt wurde. Notfalls wolle man vor Gericht ziehen.
„Wir haben unseren Standpunkt bei den Gesprächen mit der AG Fankultur immer offen kommuniziert. Wir wollen den Dialog, aber wenn dem Club Schaden zugefügt wird, dann behalten wir uns Regressforderungen vor. Daher ist unser Vergehen jetzt kein Strategiewechsel“, sagt der FC-Fanbeauftragte Rainer Mendel. Auch die Spieler wollen gegen Ausschreitungen ein Zeichen setzen. „Fans, die Pyrotechnik zünden, schaden dem Verein, dem sie ja eigentlich helfen wollen“, sagt Torwart Timo Horn.
Zuletzt zündeten die Kölner beim Pokalspiel gegen Eintracht Trier (Köln siegte 2:0) Bengalische Feuer. Der Verein sprach hinterher von einem „schweren Imageschaden“ und kündigte auch hier an, alle Mittel ausschöpfen zu wollen, um die Täter zu ermitteln.