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Die Auferstehung des Patrick Helmes beim VfL Wolfsburg

Die Auferstehung des Patrick Helmes beim VfL Wolfsburg

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Foto: Imago
Patrick Helmes erlebt bei Felix Magaths VfL Wolfsburg derzeit seine Auferstehung. Der Wolfsburger Stürmer trifft wieder. Es winkt sogar ein EM-Ticket. Am Samstag (15.30 Uhr, live im Ticker auf DerWesten) muss er sich gegen den BVB beweisen – wahrscheinlich.

Wolfsburg. 

In Wolfsburg ist er längst Stadtheiliger, Trainer und Manager Felix Wolfgang Magath. Seitdem er dem ortansässigen VfL (und der Stadt) mit dem Meistertitel 2009 zu bundes-, nein sogar zu europaweiter Aufmerksamkeit verholfen hat, verehren ihn die Wolfsburger. Das Intermezzo beim Traditionsklub FC Schalke 04, vergessen. Das sportliche Mittelmaß in der Bundesliga seit einer Rückkehr, hingenommen.

Der Transferwahnsinn in jeder Sommer- und Winterpause, vergeben. Nur schickt sich gerade jemand in Wolfsburg an, ein ganz klein wenig aus dem Schatten des großen wie allmächtigen Herrn Magath zu treten. In den Tagen vor dem Spiel am Samstag gegen Borussia Dortmund (15.30 Uhr, live im Ticker) galten Aufmerksamkeit und Sorge der VfL-Fans ihrem Profi Patrick Helmes. Einige sollen sogar, pünktlich vor dem Osterfest, in der örtlichen St. Christophorus-Kirche Kerzen für ihren torgefährlichsten Rückrundenspieler angezündet haben. Der hatte Dienstag im Training mit hartnäckigen Muskelbeschwerden pausiert, musste die Einheit am Mittwoch abbrechen, wurde am Donnerstag intensiv behandelt und will am Samstag unbedingt dabei sein. Erst mal auf der Bank. Oder vielleicht doch in der Startelf. Die VfL-Fans hoffen auf Letzteres.

Hoffen auf die Startelf

Es ist noch gar nicht lange her, da fanden die Anhänger des Ex-Meisters Nachrichten über Patrick Helmes so interessant, wie das Neueste über den VFC Plauen oder den TSV Havelse. Warum? Magath hatte Helmes in die zweite Mannschaft der Wölfe versetzt. Und die spielt mit beiden genannten Klubs in der Regionalliga Nord. „Da hat sich keine Sau dafür interessiert, was mit mir los“, erinnert sich Helmes. Es war für den 28-Jährigen der Tiefpunkt einer Karriere, die erst beim zweiten Versuch begonnen und dann rasant Fahrt nach oben aufgenommen hatte.

Nach dem Wendepunkt ging es allerdings ebenso schnell wieder nach unten. Der FC Köln hatte den Sohn von Ex-Bundesliga-Profi Uwe Helmes einst in der Jugend aussortiert und nach einer beeindruckenden Regionalliga-Saison mit 21 Toren doch noch von dessen Heimatklub Sportfreunde Siegen ins Rheinland geholt. Dort wurde der Stürmer Nationalspieler, unterschrieb dann einen üppig dotieren Vertrag beim FC-Nachbarn Bayer Leverkusen, erzielte 21 Tore in seiner ersten Bayer-Saison. Und fand sich nach einer schweren Knie-Verletzung in der Karriere-Sackgasse. Ein Kreuzbandriss beim Hobbykick im Siegerland kostete ihn den Stammplatz bei Bayer Leverkusen. Die folgende Formkrise die mögliche WM-Teilnahme 2010.

Vertrag bis 2014

Helmes wechselte im Winter 2011 zum VfL Wolfsburg, unterschrieb einen Vertrag bis 2014, wollte einen Neuanfang starten. Nur gingen, als er kam, Manager Dieter Hoeneß und Trainer Steve McClaren, die ihn geholt hatten. Und Rückkehrer Felix Magath, der bekanntermaßen lieber selbst seine Spieler verpflichtet, konnte wenig mit dem abschlussstarken Stürmer anfangen. Magath wollte Helmes im Sommer 2011 ins französische Exil nach St. Etienne transferieren. Erfolglos. Dann verordnete er ihm Dauer-Lauftraining, versetzte ihn in die VfL-Reserve und ließ den Transfer des Spielers in der Winterpause, Eintracht Frankfurt und Hannover hatten Interesse, an Ablöseforderungen scheitern. „Patricks Schicksal liegt nicht in Gottes, sondern in Felix’ Hand“, klagte damals Helmes-Berater Gerd vom Bruch sarkastisch.

Erst als den Trainer die Wechselgedanken seines besten Torschützen Mario Mandzukic verärgert hatten, durfte der beidfüßig starke Helmes Ende Februar nach fünf Monaten wieder für die Profis auflaufen. Seitdem macht Alt-Neuzugang Helmes wieder das, was er am Besten kann: Tore schießen. Sechs Mal hat er in den letzten sechs Spielen getroffen. Der VW-Konzern könnte ein Golf-Sondermodell „Goal“ nach dem Stürmer benennen, der aus den Ruinen seiner Karriere wieder auferstanden ist und das neue Selbstbewusstsein stolz auf den Rasen trägt. Selbst Bundestrainer Joachim Löw hat sich wieder gemeldet und dem 28-Jährigen bei anhaltender Torgefährlichkeit eine EM-Teilnahme in Aussicht gestellt. „Wir haben ja immer gewusst, dass er als Torjäger enorme Qualitäten hat“, sagt Löw über den gebürtigen Siegerländer.

Wolfsburg noch in den Europapokal schießen

Diese Qualitäten sollen den VfL Wolfsburg, hofft nicht nur Felix Magath, noch in den Europapokal schießen. Und da kämen Tore und Punkt(e) am Samstag gegen Borussia Dortmund zum richtigen Zeitpunkt. Vor dem Spiel gegen den BVB, der sich auch mal für den abschlusssüchtigen Helmes interessiert hatte, dufte sich der 28-Jährige aber nicht öffentlich äußern. Der Stadtheilige von Wolfsburg duldet auch zu Ostern keine Neuheiligen neben sich.

Ob Helmes das neu entfachte Interesse an ihm am Samstag gegen Borussia Dortmund bestätigen kann, ist offen. „Wir müssen abwarten, ob er schmerzfrei ist“, sagt Magath.