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„Freier Fall“ ist eigentlich „ein Wahnsinn“

„Freier Fall“ ist eigentlich „ein Wahnsinn“

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„Als Athlet muss man schauen, dass man mit allen Verhältnissen zurechtkommt. Aber diese Piste ist eigentlich ein Wahnsinn“, meinte der Österreicher Benjamin Raich über die Kandahar-Strecke bei der Ski-WM.

Garmisch-Partenkirchen. 

Wenn Hansjörg Tauscher, der letzte deutsche Abfahrts-Weltmeister von 1989, über die Kandahar-Strecke in Garmisch-Partenkirchen erzählt, dann kommt er ins Schwärmen: „Das sind Traumkurven am Tröglhang.“ Aber in den vergangenen Tagen gab es auch viele kritische Stimmen aus dem Lager der aktuellen Abfahrer über die Piste, auf der am Samstag um 11 Uhr der König der Skirennläufer ermittelt wird.

„Als Athlet muss man schauen, dass man mit allen Verhältnissen zurechtkommt. Aber diese Piste ist eigentlich ein Wahnsinn“, meinte der Österreicher Benjamin Raich. Und sein Teamkollege Michael Walchhofer, der am Samstag seinen letzten großen internationalen Auftritt hat, fasst seine Eindrücke plastisch zusammen: „ Es schüttelt einen richtig durch“, sagte der Weltmeister von 2003, „der Kopf wackelt im Ziel weiter. Zum Glück sind meine Plomben alle noch drinnen.“

Ivica Kostelic, der überragende Skifahrer des Winters, der den Gesamt-Weltcup mit riesigem Vorsprung anführt, zog sogar nach seinem dritten Platz im Super-G auf der eisigen Piste seine Konsequenzen. Kostelic packte seine Sachen, verzichtet nicht nur auf die Abfahrt, sondern auch auf die Super-Kombination am Montag, obwohl er in dieser Disziplin kaum zu schlagen gewesen wäre. Er wolle diesen Berg nicht noch einmal herunter, teilte er den staunenden Reportern mit, diese Strecke sei nicht gut für seinen Rücken. Statt Alpen Adria. Kostelic reiste an die Küste, um sich zu erholen. Im Riesenslalom und Slalom will er dann wieder zuschlagen.

Vielleicht wäre er in Garmisch-Partenkirchen geblieben, wenn er gewusst hätte, dass die Piste jetzt durch den Regen nicht mehr so eisig ist. Auf jeden Fall ist die Sicherheit für die Fahrer durch die veränderten Wetterbedingungen größer geworden. Nach dem schweren Sturz von Hans Grugger in Kitzbühel war die Sicherheitsdebatte im Abfahrtssport neu entfacht worden. In Zukunft sollen spezielle Airbags und Spezial-Anzüge ähnlich wie im Motorradsport die Gefahr verringern. Doch diese Projekte befinden sich noch in der Entwicklungsphase. Auf der Tagesordnung steht jetzt erst einmal die Kandahar-Abfahrt mit einem der spektakulärsten Abschnitte im Ski-Zirkus. „Freier Fall“ nennt sich das Streckenstück mit einem Gefälle von 92 Prozent, der steilste Abschnitt im Weltcup. Bleibt zu hoffen, dass nicht nur dort keiner schwer zu Fall kommen wird.