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Felix Neureuther liebt den Gudiberg

Felix Neureuther liebt den Gudiberg

Felix Neureuther will bei der Ski-Weltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen am Sonntag eine Medaille im Slalom holen. Auf der Strecke, an der sein Herz hängt – am Gudiberg.

Garmisch-Partenkirchen. 

„Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt Felix Neureuther. Immer wenn er von dieser großen Liebe spricht, zeigen sich Lachfältchen im Gesicht des 26-Jährigen. Manchmal sagt er auch „mein Baby“. Aber Felix Neureuther redet so nicht von seiner Freundin Theresa – und ans Kinderkriegen denkt er auch noch nicht. Der Gudiberg, ein gerade einmal 900 Meter hoher Berg in Partenkirchen, ist das Objekt seiner Schwärmerei. Am Gudiberg werden am Sonntag zum Abschluss der WM in Garmisch-Partenkirchen die Medaillen im Slalom verteilt. Und Felix Neureuther, der vor einem Jahr bei der Generalprobe gewann, ist einer der Favoriten.

Mit drei Jahren hat Neureuther zum ersten Mal den Gudiberg bezwungen. „Wer den steilen und schwierigen Hang heruntergekommen ist, der war richtig gut“, erinnert er sich an seine ersten Versuche. Unzählige Mal ist er seitdem den Berg heruntergerast. „Ich kenne die Maulwürfe dort so gut, dass ich mit ihnen Schafkopf spielen könnte“, sagt er. Natürlich hat er die ersten Versuche auf den Brettern mit seinen Eltern unternommen. Mutter Rosi Mittermaier ist seit ihren zwei Gold- und einer Silbermedaille bei den Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck die „Gold-Rosi“ von der Winklmoosalm, sein Vater Christian Neureuther wurde 1978 bei der ersten WM in Garmisch Sechster im Slalom und holte insgesamt sechs Weltcup-Siege.

Ohne die Neureuthers geht nichts bei der Ski-WM. Sohn Felix fährt um die Medaillen, Mutter Rosi hetzt als WM-Botschafterin von einem Termin zum anderen, Vater Christian hat als Präsidiumsmitglied des Organisationskomitees großen Anteil am Gelingen der „Festspiele im Schnee“. Tochter Ameli (29), die ebenfalls mit Ski-Talent gesegnet wurde, aber keine Lust auf eine Sport-Karriere verspürte, wirkt auch bei der WM mit. Die Modestylistin, die schon mit Wolfgang Joop an dessen „Wunderkind“-Kollektion gearbeitet hat, entwarf die Siegtrophäen, Figuren von Skifahrerinnen, die in der Nymphenburger Porzellan-Manufaktur gefertigt wurden. „Jetzt muss nur der Felix eine gewinnen“, wünscht sich die Schwester.

Dann muss Felix Neureuther aber konzentrierter fahren als am Freitag im Riesenslalom. Mit guter Zwischenzeit war er unterwegs, doch dann warf ihn ein Schnitzer in der Einfahrt zum freien Fall bis auf Platz 34 zurück.

Schweinsteigers Spaß

Felix Neureuther wurde von seinen Eltern bei der Ski-Karriere unterstützt. Lange Zeit wusste er aber gar nicht, wie berühmt seine Eltern sind. Bei den Neureuthers stehen weder Pokale in Vitrinen, noch liegen Medaillen auf Samtkissen. Eines Tages sah Felix bei einem Freund ein Olympia-Buch von 1976. Das Titelbild zeigte die „Gold-Rosi“, wen auch sonst. Es war nicht immer einfach für Felix, den großen Erwartungen gerecht zu werden. Manchmal habe er gedacht, was kann ich dafür, dass ich so berühmte Eltern habe. Doch er sei stolz auf ihre Erfolge, sagt Felix: „Ich möchte nicht Müller heißen.“

Sonntag wird der gesamte Neureuther-Clan natürlich am Gudiberg stehen, um Felix die Daumen zu drücken. Unterstützung wird er auch von seinem Spezi Bastian Schweinsteiger erhalten. Die beiden sind früher in der Schüler-Klasse gegeneinander Ski-Rennen gefahren und haben zusammen in der Bayern-Auswahl Fußball gespielt. Irgendwann tauchte ein Spion des FC Bayern auf, um den kleinen Neureuther abzuwerben. Keine Chance, das Skifahren machte ihm mehr Spaß. So gingen der Bastian und der Felix getrennte Wege. Der eine wurde ein Welt-Star im Fußball, der andere immerhin 2005 Weltmeister im Team-Wettbewerb. Eines wurmt Neureuther: „Im letzten Skirennen von uns beiden lag der Basti vor mir. Damit zieht er mich noch heute auf.“ Wenn Felix Neureuther eine Medaille gewinnen sollte, wird er über diese Niederlage endgültig lachen können.