Nach der Auflösung der umstrittenen Ultra Crew Iserlohn erwarten die Iserlohn Roosters gespannt den Saisonauftakt in der Deutschen Eishockey Liga am Freitagabend (19.30 Uhr) gegen die Augsburger Panther. Wie wird die Stimmung in der Eishalle sein?
Iserlohn.
Das wäre sein Horrorszenario: Am morgigen Freitagabend (19.30 Uhr, live im WAZ.de-Ticker) starten die Iserlohn Roosters mit ihrem Heimspiel gegen die Augsburger Panther in die neue Saison der Deutschen Eishockey Liga – und das Publikum schweigt. „Ich weiß nicht, was diese Entscheidung für Auswirkungen auf die Atmosphäre in der Eishalle hat“, sagt Matthias Schlüter, der Fanbeauftragte der Sauerländer, offen und ehrlich, „aber es wird sicher eine gewisse Anarchie auf die Tribüne zurückkehren.“
Diese Entscheidung – sie liegt bereits einige Wochen zurück, wird den meisten Fans der Roosters aber erst jetzt bewusst. Ende Juli löste sich die Ultra Crew Iserlohn mit sofortiger Wirkung auf. „Die gesamte Entwicklung innerhalb der Gruppe lässt eine andere Entscheidung mittlerweile nicht mehr zu“, heißt es auf der Homepage der Ultras. Und: „Wir bedanken uns bei allen, die mit dafür gesorgt haben, dass die letzten 8 Jahre für immer unvergesslich bleiben.“
Seit 2005 gaben die meist jugendlichen Ultras von den Stehplätzen den Ton in der Eishalle am Seilersee vor. Diese Iserlohner Atmosphäre, der Ruf, das St. Pauli des Eishockeys zu sein – neben dem Alter der Halle und der Nähe der Tribünen zur Eisfläche zuletzt auch mit ein Verdienst dieser besonders impulsiven Gruppe. „Diese rund 30 Fans ragten schon etwas heraus“, sagt Matthias Schlüter.
Allerdings gerieten die Ultras durch ihr teils aggressives Verhalten immer wieder in die Kritik und provozierten Polizeieinsätze. Im Oktober 2008 gipfelte dies darin, dass die Roosters ein Stadionverbot gegen die Ultra-Crew Iserlohn aussprachen. Mitglieder dieser Gruppierung erhielten keinen Zutritt mehr zu den Heimspielen.
Weil die Ultras interne Gründe für ihre Auflösung angeben, blickt Schlüter nur in die Zukunft. „Ich hoffe, dass andere Fans in die Bresche springen. Bei den Testspielen herrschte ja auch eine gute Atmosphäre“, sagt er. Zum ersten Heimspiel der Vorbereitung strömten sogar rund 2000 Leute in die Halle.
Wie sehr die Roosters auf die Unterstützung durch ihre Fans bauen, verdeutlicht Manager Karsten Mende. „Bei uns steht der sechste Mann auf dem Eis. Den gibt es zum Beispiel in Köln nicht“, sagt er. Selbst bei Gesprächen mit potenziellen Zugängen sei die Atmosphäre am Seilersee ein Thema. „Wir stehen für Old-School-Eishockey“, erklärt Mende. Und das ist ganz gewiss positiv gemeint.
Arbeit des Sommers honorieren
„Fans und Spieler stehen auf unsere Halle“, erzählt der Manager, „ob auf dem Steh- oder Sitzplatz, sie haben ihren Spaß.“ Dass überlegt werde, etwa einen Videowürfel oder Leinwände in den Ecken zu installieren, sei selbstverständlich. „Man muss immer schauen, wo man etwas verbessern kann.“ Der Charakter aber und die spezielle Atmosphäre am Seilersee sollen bestehen bleiben.
In Zukunft eben ohne die Ultra-Crew Iserlohn. „Wir haben eine tolle Mannschaft und sind sportlich gut aufgestellt“, sagt Matthias Schlüter, „ich hoffe, dass die Fans dies und die Annäherung der Verantwortlichen an sie honorieren.“ Am besten mit Seilersee-typischer Stimmung nicht nur am Freitagabend zum Saisonauftakt.