Es deutete sich an, nun haben Fans und Verein Gewissheit: Michael Wolf und die Iserlohn Roosters gehen ab sofort getrennte Wege. Damit endet eine sehr erfolgreiche Zusammenarbeit. Nun zieht es ihn in Richtung Heimat, der Füssener spielt in der neuen Saison für den EHC RedBull München.
Iserlohn.
Auf dem Schrank hinter ihm liegen zusammengeklappt noch ein paar ausrangierte Werbeposter der vergangenen Saison. Sie sind ein Sinnbild. Auf diesen Plakaten des Eishockey-Klubs Iserlohn Roosters befindet sich Michael Wolf (34), vorne, in der Mitte. Um dieses Zentrum herum hat sich die Mannschaft aufgebaut.
In der Geschäftsstelle sitzt Michael Wolf nun an einem Tisch, Klub-Chef Wolfgang Brück und Manager Karsten Mende zu seiner Linken. Sie sind gekommen, um öffentlich zu machen, was Iserlohn trauern lässt: Der Nationalmannschafts- und Roosters-Kapitän wechselt mit sofortiger Wirkung zum EHC RedBull München. Nach neun Jahren Treue und ein Jahr vor Ablauf seines bis 2015 gültigen Vertrages endet in diesen Augenblicken eine Ära am Seilersee. „Michael Wolf ist ein wesentlicher Bestandteil der Iserlohner Eishockey-Geschichte“, sagt Brück. Es klingt etwas sehr pathetisch, aber es ist wohl die Wahrheit.
Iserlohn aufgeschreckt
Wie sehr der Wolf in seinem Sauerländer Revier daheim war, offenbarte sich an jenem Tag, als diese Zeitung Mitte Mai exklusiv über den bevorstehenden Wechsel berichtete. Acht Stunden lang stand sein Handy nicht mehr still. Teile der Familie, Freunde und natürlich Fans schreckten auf, weil sie nichts ahnten oder nicht glauben konnten, dass getrennt werden würde, was über so lange Zeit zusammen gehörte. „Zu diesem Zeitpunkt stand auch noch nichts fest“, beteuert Wolf an diesem Montag und berichtet: „Die Entscheidung ist mir unglaublich schwer gefallen. Ich hatte neun schöne Jahre in Iserlohn. Ich habe die Argumente Für und Wider abgewogen, immer wieder.“ Am Ende überwog das Gefühl, mit seiner Frau und Töchterchen Lara, die im September ein Jahr alt wird, der Heimat Füssen ein deutliches Stückchen näher sein zu wollen.
Karsten Mende hatte den damals 24-Jährigen 2005 nach Iserlohn gelotst. Damals war Wolf ein Nobody. In Iserlohn reifte er zu einem der herausragenden Akteure im deutschen Eishockey. 2007 schoss er die Mannschaft als bester Torschütze der Saison bis ins Viertelfinale der Play-offs. Immer wieder klopften die großen Klubs an, stellten Geld in Aussicht, Erfolge, Trophäen. Doch Wolf blieb über all’ die Jahre der verlässliche Fixpunkt am unaufgeregten Eishockey-Standort Iserlohn. Das ist der Grund, warum ihn die Roosters aus seinem Vertrag entließen. Am Mittwoch unterzeichneten beide Parteien den Auflösungsvertrag und machten den Weg frei nach München, der vielleicht in einem Jahr schon wieder verbaut gewesen wäre. Darum wollte Wolf sofort gehen.
Die Chance auf etwas Neues
Für das entgangene Jahr mit dem Stürmer erhält der Klub eine Entschädigungszahlung, die Brück nicht genauer beziffern wollte. „Klar ist, dass wir keine Entscheidung treffen, die uns wirtschaftlich zum Nachteil gereicht“, formulierte der Vereins-Chef vielsagend. „Wir haben eine Regelung gefunden, die allen gerecht wird.“ Und Wolf kommentierte: „Für mich und den Verein ist es auch die Chance, etwas Neues zu machen.“
Schwierig genug. Innerhalb eines Jahres haben die Roosters ihre beiden größten Stars und Identifikationsfiguren verloren. Im Sommer 2013 wurde der Vertrag des Routiniers Robert Hock nicht verlängert, nun geht auch sein einst kongenialer Partner Wolf. Harte Einschnitte im beschaulichen Iserlohn. Zumal beide keinen planvollen Abschied vom Publikum nehmen konnten: Hock wurde von den Planungen des Klubs überrascht, der Klub jetzt von den Planungen Wolfs. Derzeit wird ein passender Rahmen gesucht, um dies nachträglich zu gewährleisten.
Ersatz finden
Menschlichen und sportlichen Ersatz für Wolf zu finden, dürfte eine Herkulesaufgabe werden. Allerdings: Wolf gehört am Seilersee zu den Großverdienern, wird auch beim üppig alimentierten Red-Bull-Klub nicht verzichten müssen. Diese Mittel werden nun ein Jahr früher als geplant frei, um eine neue Mannschaft aufzubauen. Eine, deren Zentrum nicht aus einem einzigen Star besteht.