Engelbert Himrich ist nicht nur Sponsor bei den Iserlohn Roosters. Der Sanitärhersteller aus Hemer besitzt auch zehn Prozent der Anteile an der GmbH. Als Gesellschafter sieht es Himrich als seine Pflicht an, Entscheidungen der Klubführung zu hinterfragen – und sich auch einzumischen.
Hemer.
Die Accessoires liegen in seinem Büro längst bereit für die neue DEL-Saison. „Das kommt in die Keuco-Lounge“, sagt Engelbert Himrich und zeigt auf den Werbeständer auf seinem Schreibtisch. Vorn „Iserlohn Roosters“, hinten „Keuco“. Seit Jahrzehnten währt die Verbindung zwischen dem heimischen Eishockey und dem Sanitärhersteller aus Hemer, und dafür sorgt dessen geschäftsführender Gesellschafter.
Der 66-Jährige begleitet aber nicht nur als Sponsor den Weg der Roosters. Er hält als Gesellschafter zehn Prozent der Anteile an der GmbH und wünscht sich aktuell vor allem den sportlichen Erfolg der Mannschaft. „Es müsste jetzt eigentlich besser laufen als im letzten Jahr“, sagt Himrich und schiebt gleich eine Erklärung nach. „Schuld an einigen Probleme der letzten Saison waren wir“ – und meint damit die Gesellschafter. Die Roosters schleppten aus früheren IEC-Zweitligazeiten noch eine Altlast von 600 000 Euro mit sich herum. „Wir wollten endlich den Schnitt, und deshalb mussten wir auf die Bremse treten“, erläutert Himrich. „Und das hätte man ruhig in der Öffentlichkeit kommunizieren dürfen“. Beim Stichwort Kommunikation fällt ihm bei „seinem“ Verein so einiges ein. „Die Außendarstellung war schlecht. Aber die Geschäftsführung wollte lieber Geld für einen Spieler als für einen zusätzlichen Mitarbeiter ausgeben“. Mittlerweile erkennt er Besserung.
Als Gesellschafter sieht er es als seine Pflicht an, sich einzumischen, Entscheidungen zu hinterfragen, Anstöße zu geben. Und wer wäre dazu auch besser geeignet als der Mann, der die heimische Eishockeyszene länger begleitet und besser kennt als alle anderen im Klub?
Himrich wirkt hinter den Kulissen mit
Wenn der gebürtige Hemeraner Engelbert Himrich, der in Menden zur Schule ging, in Hemer ein Unternehmen lenkt und in Sümmern wohnt, von seinen ersten Eishockey-Erlebnissen erzählt, dann leuchten seine Augen. Die Fahrten mit dem Sonderbus zu den ECD-Heimspielen in Deilinghofen, die kleine Halle mit ihrer speziellen Atmosphäre, die kulinarischen Köstlichkeiten, die die Kanadier verkauften. „Meinen Eltern musste ich immer diese gesalzenen Erdnüsse mitbringen. Die gab es sonst nirgendwo“, erinnert er sich.
Himrich begnügte sich schon bald nicht mehr mit der Zuschauerrolle, sondern wirkte hinter den Kulissen mit, wenn es um die Belange des Vereins ging. In den späten 70ern arbeitete er als 2. Vorsitzender im Vorstand, er initiierte die Umbenennung in ECD Iserlohn, um an dringend benötigte Fördermittel zu kommen. Er war ein Macher im Hintergrund, der 1981 auch Heinz Weifenbach zur Übernahme des Vorsitzes bewegte. Ihn hat er lange unterstützt, und auch wenn er sich von etlichen Entscheidungen des langjährigen Klubchefs distanziert, so ändert das nichts an der Wertschätzung. „Ohne Weifenbach wären wir nicht da, wo wir heute sind“.
Wollte er seine Erlebnisse mit dem Bauunternehmer Revue passieren lassen, wäre das ein abendfüllendes Programm. Hoher Unterhaltungswert garantiert. „Auf seine Zusagen konnten sich die Spieler verlassen, aber wehe, wenn er sauer war“ erinnert sich Himrich an eine 1:9-Niederlage des ECD in Köln. „Heinz war so geladen, dass er den Bus weggeschickt und den Spielern gesagt hat: Seht zu, wie ihr nach Hause kommt“. Derart radikale Maßnahmen sind in der Eishockey-Neuzeit undenkbar, aber der Gesellschafter hebt schon einmal mahnend den Zeigefinger, wenn der Klub Gefahr läuft, sich zu sehr als Wohlfühloase zu präsentieren.
BVB als zweite sportliche Liebe
Doch er sieht die Fortschritte der Roosters, hebt die professionellere Arbeit in der Geschäftsstelle hervor und lobt die Gestaltung der VIP-Räume. „Die sind sogar schöner als beim BVB“. Die Borussen sind seine zweite sportliche Liebe, und nach großen Triumphen wird in der Keuco-Kantine ganz im Sinne des Chefs schon einmal die schwarz-gelbe Deko aufgetragen.
Der Trip zum Champions-League-Auftakt in der nächsten Woche in Neapel ist schon gebucht. „Aber wenn Sie mich fragen, wo ich im Zweifelsfall lieber zuschaue, dann lautet die Antwort immer: Eishockey“. In diesem Zusammenhang denkt Himrich an die vorletzte Bundesligasaison und das BVB-Spiel gegen die Bayern, das mit einem Roosters-Heimspiel kollidierte. „Ich habe sehr zum Unwillen meiner Familie entschieden, dass wir zum Eishockey gehen. Und wer saß in Dortmund im Stadion? Der Bayern-Fan Wolfgang Brück“.
Natürlich vergleicht Engelbert Himrich das Ambiente von Bundesliga-Fußball und DEL-Eishockey. Sein Fazit: „Man braucht die Stimmung auf den voll besetzten Stehplatzrängen, wenn man VIP-Karten verkaufen will“. Am Seilersee wünscht er sich einen Videowürfel oder zumindest Leinwände in den Ecken, um den Service am Kunden weiter zu verbessern.
Aber noch wichtiger für eine erfolgreiche Zukunft des Iserlohner Eishockeys wäre eine zweite Eisfläche. „Für den Nachwuchs ist die unerlässlich. Wir sollten wirklich einen ernsthaften Versuch starten, das Ding hinzubekommen“. Wenn einer wie er sich dafür ins Zeug legt, dürften die Realisierungschancen steigen.