Mit den Pittsburgh Penguins liegt Tom Kühnhackl im NHL-Eishockey-Finale um den Stanley Cup gegen die San Jose Sharks mit 2:0 vorn. Sein Papa, die Eishockey-Legende Erich Kühnhackl, fiebert vor Ort mit.
Essen.
Schmerzen aushalten, das gehört zum Eishockey dazu wie eine Tasse Kaffee zum Frühstück. Tom Kühnhackl weiß das. Der 24-jährige Landshuter hatte aber nicht nur deshalb nach dem zweiten Finalspiel der National Hockey League (NHL) den mächtigen, aber ungestraften Stockschlag von Sharks-Verteidiger Brent Burns aufs Kinn zügig ausgeblendet. Prellung, Platzwunde, Zahnschmerzen? Pah! Die Pittsburgh Penguins mit Sidney Crosby, Evgeni Malkin und eben dem Sohnemann der deutschen Puck-Legende Erich Kühnhackl führen in der Endspielserie der besten Eishockey-Liga der Welt gegen San Jose mit 2:0. Nur noch zwei Siege, und die Pinguine aus Pennsylvanias Stahlmetropole dürfen den 20 Kilogramm schweren, 90 Zentimeter hohen Stanley Cup stemmen. Spiel drei von maximal sieben Treffen startet in der Nacht zum Sonntag (2 Uhr deutsche Zeit, Sport1 US) im kalifornischen San Jose.
Im Winter 2013 noch drittklassig
Nur noch zwei Siege bis zum Eishockey-Olymp. Tom Kühnhackl wäre nach Uwe Krupp (1996 mit Colorado, 2002 mit Detroit) und Dennis Seidenberg (2011 mit Boston) der dritte deutsche Profi, dem dieser Triumph gelingen würde. Dabei waren der Stanley Cup, die NHL, überhaupt ein Liga-Einsatz vor zweieinhalb Jahren weit weg. Ganz weit weg. Kühnhackl spielte im Winter 2013 noch drittklassig. East Coast Hockey League bei den Wheeling Nailers ist im Vergleich mit der NHL eine ähnliche Distanz wie jene von Fußball-Drittligist Sonnenhof Großaspach zu Borussia Dortmund.
„Tom hat den schwierigen Weg gewählt. Aber der ist immer der bessere“, sagt Papa Erich. Der ist vor Ort in Pittsburgh und auch morgen und am Montagabend in San Jose dabei. Drückt seinem Filius gemeinsam mit Mama Sylvia die Daumen: „Ich bin mächtig stolz auf Tom. Er hat sein Ziel nie aus den Augen verloren, mit den Besten der Welt zu spielen.“
Der 65-Jährige Kühnhackl war stets auch eine große psychologische Stütze für seinen Sohnemann, der im Spätsommer 2010 bereits den Sprung nach Nordamerika wagte. Mit 18. „Ich hatte lange Angst zu scheitern. Dass ich nach Landshut zurückkomme, ohne etwas zu erreichen“, erklärte der Außenstürmer nach seinem NHL-Debüt in einem „Welt“-Interview. Vater Kühnhackl allerdings hielt dagegen: „Du musst auch Dinge wagen, die nicht leicht sind.“
Tom Kühnhackls Stehvermögen ist beachtlich. Zwei Saisons biss sich der Junior in der Ontario Hockey League durch. In einer der drei oberen kanadischen Juniorenligen, aus denen sich die NHL-Teams mit Nachwuchs versorgen. Es folgten dreieinhalb Spielzeiten in der zweitklassigen American Hockey League. Eine 20-Spiele-Sperre wegen eines Checks sowie sechs Monate Pause wegen einer Schulterverletzung inklusive.
Bis Anfang Januar 2016 plötzlich die Penguins einen Ersatz für den verletzten Beau Bennett brauchten. Kurz vor dem 24. Geburtstag bestritt Kühnhackl sein erstes NHL-Match. In Montreal. 41 weitere kamen dazu. Sohnemann Tom war mutiger als der Papa. 774 Pflichtspiele, 724 Tore, 707 Vorlagen hat Erich Kühnhackl angesammelt. Für Heimatverein EV Landshut sowie den Kölner EC. „Es gab immer Anfragen aus Nordamerika. Ich hatte mich entschieden, in der Bundesliga zu bleiben“, sagt der Ex-Bundestrainer, „aber das ist Schnee von gestern.“
Bei Lemieux in der Loge
Unvergessen bleibt der Lange mit den wehenden blonden Haaren auch ohne NHL-Auftritte. In der ersten Drittelpause des zweiten Play-off-Finals lud Pittsburghs Mittelstürmer-Legende Mario Lemieux den olympischen Bronzegewinner von Innsbruck 1976 in seine private Arena-Loge ein. Der „magische“ Mario, mittlerweile Teambesitzer der Penguins, hatte sich an sein WM-Spiel aus dem Jahr 1985 als 19-Jähriger mit Kanada gegen Kühnhackl erinnert.