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Die Hammerschmidts sind Zwillinge mit goldenen Zielen

Die Hammerschmidts sind Zwillinge mit goldenen Zielen

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Winterberg. 

So schön ist es, wenn Träume in Erfüllung gehen, wenn Erwartungen übertroffen werden: Maren Hammerschmidt kehrt mit Gold und Bronze von der Biathlon-WM der Junioren ins Sauerland zurück und ist überglücklich.

Den WM-Titel im Sprint hatte sie bereits am vergangenen Samstag erobert, nun lieferte die 20-jährige Winterbergerin im Staffel-Rennen mit der eindrucksvollsten Leistung des Tages einen überragenden Beitrag zum Gewinn der Bronzemedaille für Deutschland. Schwarz-Rot-Gold freute sich im schwedischen Torsby. „Das ist ein fantastischer Abschluss dieser WM“, kommentierte die beste Juniorin des ganzen Landes.

An Position zwei im deutschen Team hatte sie das Rennen nach Miriam Behringer aufgenommen und ihre Mannschaft vom siebten auf den zweiten Platz geführt. Nicole Wötzel als letzte Starterin rettete im Schluss-Sprint soeben noch die Medaille. Es gewann Russland vor Norwegen. „Das war am Ende eine knappe Angelegenheit“, sagte Maren Hammerschmidt: „Ich kann mehr als zufrieden sein.“

Maren ist begeistert – und was ist mit Janin? Es gibt ja nicht nur eine Hammerschmidt. Janin, die Zwillingsschwester, war ebenfalls nach Skandinavien gereist. Sie hatte einen hohen Anspruch. Die Bilanz aus der objektiven Sichtweise: In drei Disziplinen rangierte Janin im ersten Drittel des internationalen Feldes, setzte sich gegen die besten Juniorinnen der Welt gut in Szene. Die subjektive Betrachtung der Athletin: Der Sprung nach ganz oben gelang nicht. Janin wollte einen Platz auf dem Podium, dieses Ziel hat sie verfehlt. Weil es Probleme beim Schießen gab: „Ich habe in der Vorbereitung bewiesen, dass ich besser treffen kann. Ich bin enttäuscht.“

So bewegen sich die Zwillinge vom Skiclub Winterberg in diesen Stunden in höchst unterschiedlichen Gefühlswelten. Wartet hier auf den Trainer nun womöglich eine komplizierte Aufgabe? „Nein“, sagt Carsten Pieper: „Das kriegen wir schon hin.“ Der Winterberger betreut die ambitionierten jungen Damen seit sechs Jahren. Er bewertet das Ergebnis ihrer Reise in den Norden so: „Es ist gut, dass die eine Gold in der Tasche hat und dass die andere weiß, dass sie es drauf hat.“

Denn hier handelt es sich keineswegs um ein stets einseitiges Kräfteverhältnis: Im Training ist mal Maren besser, mal Janin. Was bedeutet: Wenn die eine Weltmeisterin werden kann, dann kann es die andere auch. „Sie haben sehr identische Ausprägungsmerkmale“, sagt Pieper: „Sie sind sich im Lauf-Niveau ähnlich und im Schießen auch.“ Was jetzt in Torsby geschehen ist, „hat im Kopf stattgefunden“ (Pieper).

In Frankenberg an der Eder sind Maren und Janin am 24. Oktober 1989 geboren worden. Bei einem Schnupperkurs haben sie als Kinder Gefallen am Biathlon gefunden. Nach der zehnten Klasse verließen sie das Geschwister-Scholl-Gymnasium in Winterberg. Heute leben und trainieren sie in der sauerländischen Wintersport-Hochburg. Sie sind Profi-Sportlerinnen. Beim Zoll in Mittenwald sind sie angestellt, beziehen von dort ihr Gehalt als Zollwachtmeisterinnen. Ihr Trainingsplan ist ihr Dienstplan. Und das Leistungskriterium ist die Zugehörigkeit zur Nationalmannschaft.

Maren und Janin Hammerschmidt, beide 1,69 m groß, die eine 54 kg (Maren), die andere 53 kg (Janin) schwer, wollen Schritt für Schritt nach vorne. Vancouver kommt zu früh, da ist schon in der nächsten Woche die Eröffnungsfeier. Aber Sotschi in vier Jahren, die Olympischen Spiele in Russland, sind ein realistisches Vorhaben der ehrgeizigen Hammerschmidt-Zwillinge. Dann können für beide, für Maren und Janin, Träume wahr werden.