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„Det, the Threat“ – der erste seiner Art

„Det, the Threat“ – der erste seiner Art

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Die NBA wurde europäisch und ein Deutscher gilt als Vorreiter: Detlef Schrempf. Der gebürtige Leverkusener wurde heute vor 23 Jahren von den Dallas Mavericks verpflichtet.

Mitte Juli beginnt das Vorolympische Basketballturnier in Athen. Die deutsche Nationalmannschaft um NBA-Star Dirk Nowitzki kämpft dort um eins der letzten drei Tickets für die Spiele in Peking. Deutschlands Hoffnungen, bei den Olympischen Spielen dabei zu sein, ruhen voll und ganz auf den Schultern von Nowitzki.

Dass der mit von der Partie ist, ist alles andere als selbstverständlich. Im Vorfeld gibt es immer lange und zähe Verhandlungen mit der Versicherung und dem Arbeitgeber aus der nordamerikanischen Basketball-Profiliga. Außerdem sehnen sich die Basketballer in der Sommerpause zwischen den anstrengenden Spielzeiten in den USA nach ein bisschen Ruhe. So war es auf jeden Fall bei einem anderen deutschen NBA-Star, dem ersten seiner Gattung, der heute Thema unserer Sportgeschichte ist.

Sein Name: Detlef Schrempf. Der gebürtige Leverkusener kam zum Basketball wie „die Jungfrau zum Kinde“, denn als sich Schrempf mit 13 Jahren beim Fußballspielen eine Verletzung zuzog, musste er sich nach einer alternativen Sportart umgucken und entdeckte Basketball für sich. Keine schlechte Idee des Teenagers, der recht schnell auch die körperlichen Voraussetzungen erfüllte. Mit einem Gardemaß von 208 Zentimetern war Schrempf für Basketball prädestiniert und mit der Jugendförderung des Abo-Meisters von Bayer Leverkusen war er in guten Händen aufgehoben. Vier Jahre lang spielte Schrempf für die Leverkusener, bevor er sich mit 17 Jahren entschloss, den Sprung über den großen Teich zu wagen, zur Highschool zu gehen und an der University of Washington in Seattle zu studieren.

Vor allem in der Saison 1984/85 sorgte er bei den Washington Huskies für Furore, für die er durchschnittlich 15,8 Punkte und 4,2 Assists erzielen konnte. Die NBA-Scouts wurden schnell auf den Flügelspieler aufmerksam, denn Schrempf war ein „Allrounder“. Er war für sein Alter sehr reif, galt als ausgezeichneter Werfer und erstklassiger Stealer.

Am 18. Juni 1985, heute vor 23 Jahren, begann für Schrempf die wohl aufregendste Zeit seiner Karriere. Bei den NBA-Drafts – der Veranstaltung, bei der die Teams der Liga die Rechte an verfügbaren Nachwuchsspielern erwerben können – in New York, wurde Detlef Schrempf als einer der ersten Deutschen von einem NBA-Team verpflichtet. Als achte Mannschaft durften sich die Dallas Mavericks einen Spieler aussuchen und ihre Wahl fiel auf den Deutschen.

Für Schrempf änderte sich einiges in seinem Leben. 82 Spiele in der regulären Saison, ein stetiges Reisen innerhalb der Vereinigten Staaten, von West- zu Ostküste und wieder zurück, und Spiele auf allerhöchstem Niveau. In einem Interview mit einer Basketball-Fachzeitung erklärte er: „Auf dem College war ich ein Star und in Dallas durfte ich plötzlich nur wenig spielen.“ Aber Schrempf biss sich durch. Die Gedanken, zurück nach Europa zu gehen, kamen bei ihm nur selten auf, viel zu aufregend war die neue Welt für den Leverkusener. Duelle mit den Superstars Julius „Dr.J“ Erving, Magic Johnson, Michael Jordan und Larry Bird inspirierten den Youngster.

Nach vier Jahren in der NBA wechselte Schrempf zu den Indiana Pacers, wo er bewies, dass er nun wirklich in der stärksten Liga der Welt angekommen war. Zweimal in Folge (1991 und 1992) wurde er zum besten Einwechselspieler der NBA („Sixth Man Award“) gekürt. In dieser Saison wurde ihm sogar eine noch größere Ehre zuteil, denn als erster Europäer wurde er für das All-Star-Game berufen – dem spektakulären Aufeinandertreffen der besten Spieler der Saison.

1993 wechselte Schrempf zurück in seine US-amerikanische Heimat nach Seattle, wo er zusammen mit Stars wie Gary Payton und Shawn Kemp zu den Top-Spielern gehörte. In der Saison 1994/95 kam er auf einen herausragenden Durchschnitt von 19,2 Punkten pro Spiel. Zwei Jahre später stand Schrempf mit den „Sonics“ sogar in den NBA-Finals. In sechs Spielen unterlag Seattle dort allerdings den legendären Chicago Bulls um Michael Jordan und Scottie Pippen.

Kurz vor der Jahrtausendwende lief Schrempfs Vertrag in Seattle aus und sein Punktedurchschnitt rutschte erstmals seit zwölf Jahren auf einen einstelligen Bereich. Schrempf wechselte zu den Portland Trail Blazers, wo er noch zwei Jahre professionell Basketball spielte. Nach der Saison 2000/01 erklärte er seinen Rücktritt.

Zwei Jahre lang spielten Schrempf und Nowitzki zeitgleich in der NBA. „Man konnte schon früh erkennen, dass Dirk die richtigen Voraussetzungen hat“, so Schrempf. „Er kann dribbeln, schießen, mehrere Positionen spielen und hat die richtige Größe.“ Heute tauschen sich die beiden Deutschen unregelmäßig per E-Mail aus.

Schrempf, der die USA relativ schnell seine neue Heimat nannte, spielte insgesamt 71-mal im Dress der deutschen Nationalmannschaft. Sein letztes Länderspiel absolvierte er bei seinen zweiten Olympsichen Spielen 1992 in Barcelona. Für einen weiteren Olympia-Auftritt hätte sich Schrempf 1996 sogar noch einmal bereit erklärt, doch das Scheitern der DBB-Mannschaft in der Qualifikation machte ihm einen Strich durch die Rechnung.

Was macht Detlef Schrempf heute?

Schrempf engagiert sich mit seiner Stiftung („Detlef Schrempf Foundation“) für bedürftige Familien und Kinder im Nordwesten der USA. Mit Frau Mary Wagner, die er 1986 im „Aktuellen Sportstudio“ kennenlernte, und den Söhnen Alexander und Michael lebt er in Seattle. Bei den Olympischen Spielen wird der 45-jährige Detlef Schrempf sicherlich nicht mit von der Partie sein, aber Dirk Nowitzki.

Der NBA-Profi von „Mavs“ trainiert derzeit allein in seiner fränkischen Heimat Würzburg und soll zur deutschen Nationalmannschaft hinzustoßen, wenn das Team von Coach Dirk Bauermann in drei Tagen mit einem Trainingslager auf Mallorca seinen Countdown Richtung Peking startet.