17 Jahre war er alt, da feierte Bernd Kruel sein Bundesliga-Debüt im Trikot von Brandt Hagen. Am Donnerstag startet Phoenix Hagen in die neue Spielzeit – und Kruel in seine 20. Erstliga-Saison. Der Dauerbrenner im Interview.
Hagen.
Es ist mehr als 20 Jahre her, ganz genau kann er sich gar nicht erinnern. Da hilft das Zeitungs-Archiv: Am 19. September 1993 durfte Bernd Kruel in der Ischelandhalle für die ersten 134 Sekunden aufs gut ausgeleuchtete Parkett der Basketball-Bundesliga. In der Schlussphase beim 101:77-Heimsiegs von Brandt Hagen gegen die SG Braunschweig sah Coach Peter Krüsmann die Gelegenheit für das Debüt des damals 17-Jährigen. Der Auftakt für eine Rekordkarriere. Am Donnerstag startet der Center mit Phoenix Hagen in Würzburg in seine 20. Erstliga-Spielzeit, die 21. Profi-Saison insgesamt. Es soll endgültig die letzte des 37-Jährigen sein. Ein Gespräch über die Anfänge, die Liga und die Erwartungen für das letzte Jahr in der Eliteklasse.
20 Jahre sind eine enorme Zeitspanne. Wir war das vor dem Bundesliga-Debüt?
Bernd Kruel: Für mich war das natürlich aufregend, auch die Zeit in der Saisonvorbereitung. Das Training begann damals wie heute im Ischelandstadion, plötzlich waren da überall Pressevertreter und machten Interviews. Bei manchen unserer Spiele konnte man vorher erahnen, dass wir sie wohl deutlich gewinnen würden. Bei denen habe ich mich natürlich darauf vorbereitet, dass ich vielleicht ein paar Minuten kriege. Gegen Klubs wie Paderborn und Bramsche, da durfte ich mal ran. Das erste Mal, glaube ich, gegen Paderborn, die haben wir ziemlich auseinandergenommen.
Es war Braunschweig . . .
Kruel: Braunschweig, tatsächlich, die hatte ich jetzt nicht auf dem Plan.
Seitdem sind zahllose Saisonstarts hinzugekommen. Was hat sich am meisten geändert?
Kruel: Das Spiel insgesamt hat sich geändert, es ist viel athletischer und körperlicher geworden. Und in 20 Jahren habe ich von Abstiegskampf und Insolvenz bis zur deutschen Meisterschaft mit Frankfurt ja alles mal mitgemacht. Als Youngster macht man sich wenig Gedanken, ist froh, wenn man gut trainiert und mal ein paar Minuten reinkommt. Als sich entwickelnder Spieler ist es einem dann etwa wichtiger, ob man zur Startfünf gehört. Und mit dem Alter wird man dann gelassener. Mir war es eigentlich meist egal, ob ich starte oder nicht. Ich bin stets ganz gerne von der Bank gekommen, da hat man das Spiel vor sich.
Wird der letzte Saisonstart anders als die übrigen sein?
Kruel: Vom Kopf her verabschiedet man sich wahrscheinlich schon ein bisschen, im letzten Jahr war ich mental für diese Abschiedstour noch nicht bereit. Aber jetzt konkret habe ich kein anderes Gefühl als sonst. Im Sommer im Gespräch mit Ingo Freyer hatte er die Sorge, dass ich die Karriere vielleicht austrudeln lasse. Aber das geht auf diesem Niveau ja gar nicht, da muss man sich bis zum Ende professionell vorbereiten. Vielleicht lerne ich danach die vielen Städte kennen, in denen ich gespielt habe und von denen ich kaum mehr als Halle, Hotel und Tankstelle kenne.
Wie sind denn die Erwartungen für die letzte Saison?
Kruel: Statistiken sind mir egal, es macht keinen Sinn, danach zu gucken. Wenn ich ins Spiel komme und gute Sachen abliefere, die man auch vielleicht nicht auf dem Statistikbogen sieht, bin ich zufrieden. Und wenn ich mir ein paar Minuten mehr erkämpfen kann als zuletzt, wäre das schön.
Und als Team?
Kruel: Dass wir als Mannschaft mehr Erfolg als hängende Köpfe haben. Ich bin da lieber zurückhaltender als andere im Team. Aber wenn deren Ambitionen in Sachen Playoffs im Rahmen bleiben, will ich sie nicht bremsen. Auf jeden Fall gehe ich optimistischer in die Saison als etwa in die Spielzeit vor zwei Jahren. Wie wir aufgestellt sind und bisher trainiert haben, lässt auf eine schöne Saison hoffen. Man darf ja nicht vergessen, dass wir vom Etat und der Hallengröße her immer noch zu den unteren Mannschaften gehören. Uns tut die Underdog-Rolle weiterhin ganz gut. Und die werden wir in vielen Spielen immer noch haben, auch wenn wir jetzt einmal in den Play-offs waren.
Und wie läuft der Auftakt in Würzburg?
Kruel: Auf Video sahen die nicht so schnell aus wie wir. Aber man kann sich ja auch täuschen . . .